„Durch unsere erlebnispädagogischen Angebote können Kinder und Jugendliche wertvolle Kompetenzen erwerben, die ihnen auf dem Weg ins Erwachsenenleben helfen. Wir sind überzeugt, dass diese Erfahrungen einen positiven Unterschied für unsere Gäste und für die Gesellschaft von morgen machen.“

Cathrin Arnemann,
Leiterin Marketing & Vertrieb im DJH-Landesverband Rheinland

Die Jugendherbergen im Rheinland stehen für eine weltoffene, tolerante und demokratische Gesellschaft, in der das respektvolle Miteinander und die Vielfalt gelebte Werte sind. Diese völkerverständigende Idee, die sich aus der Satzung des DJH-Landesverbands Rheinland ableitet, ist ein klarer Gegenentwurf zu populistischen, diskriminierenden und extremistischen Haltungen, die den gesellschaftlichen Frieden zu gefährden drohen. Der DJH-Landesverband Rheinland als Teil des Deutschen Jugendherbergswerks hat sich deshalb 2024 dem Bündnis „Zusammen für Demokratie“ angeschlossen – aus Verantwortung für das Gemeinwohl sowie aus Sorge davor, dass sich antidemokratische und ausgrenzende Ideologien möglicherweise bei jungen Menschen verfangen. Dem Bildungsauftrag der Jugendherbergen, Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden zu unterstützen, kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu. Mitbestimmung, Teilhabe und Gleichberechtigung sind selbst in Familien oder Freundeskreisen für viele junge Menschen keine gelebten Erfahrungen mehr. Umso wichtiger sind Orte und Angebote, die sie erleben lassen, was es heißt, Teil einer Gemeinschaft zu sein: mitzubestimmen anstatt zu bestimmen, Lösungen auszuhandeln und zu kooperieren, selbst wenn der eigene Wunsch keine Mehrheiten gewinnt. Die Jugendherbergen im Rheinland sind solche Orte. Mit ihren Kooperationspartnern bieten sie wertvolle Bildungsangebote, die auf Erlebnispädagogik und Erfahrungslernen setzen und Kindern durch gezielte Förderung in frühen Lebensphasen Kompetenzen vermitteln, die ihnen helfen, resilient heranzuwachsen.

Resilienz stärken

Frühe Bildung in Kombination mit erlebnispädagogischen Angeboten kann die Entwicklung von Kindern umfassend fördern. Viele Studien zeigen, wie wichtig Konzepte mit pädagogischen Zielsetzungen durch herausfordernde Aktivitäten im sozialen und naturnahen Kontext sind: „Lernen durch Erleben“ hilft Kindern, sich psychosozial zu entwickeln.
Diese Erkenntnisse teilt auch Ulrich Koj. Er ist Dipl.-Sportwissenschaftler und einer der beiden Geschäftsführer des Programmanbieters Skills4Life, der bereits seit 2004 Kooperationspartner des DJH-Landesverband Rheinland ist. „Resilienz ist wie ein Schutzschild für die Seele“, sagt Ulrich Koj. „Ziel der Erlebnispädagogik ist deshalb, dass Kinder über das positive Verstärken ihres Selbstbilds lernen, sich selbst zu vertrauen Sie entwickeln ein Gespür für die Größe eines Problems und erkennen, dass es lösbar ist, wenn sie an Felsen klettern, ein Floß bauen oder in andere Rollen schlüpfen. Im übertragenen Sinn lernen sie damit auch, dass Krisen zum Leben dazugehören.“ Diese Aufgaben sind oft klein und beginnen teilweise bereits bei der Anreise. Plötzlich stellen sich Fragen wie: ‚Mit wem teile ich mein Zimmer?‘ oder ‚Wer schläft wo?‘– einfache Situationen, die soziale Fähigkeiten erfordern. „Dabei“ so Ulrich Koj, „geht es im Kleinen schon um Gerechtigkeit und Teilhabe – aber auch um Frustrationstoleranz, einer Fähigkeit, die heutzutage in Schule und Familie häufig nicht mehr selbstverständlich gelernt wird. In einem Sechser-Zimmer ist nämlich mehr Platz als für vier enge Freunde und nicht jeder kann das obere Bett am Fenster belegen.“ Während der Programme bleibt Mitbestimmung deshalb kein theoretisches Konstrukt. Die Kinder lösen Teamaufgaben wie Detektivspiele oder Rallyes in der Natur kooperativ und erfahren unmittelbar, was solidarisches Handeln bedeutet: zuhören, Kompromisse aushandeln und Abstimmungen akzeptieren – auch wenn die eigene Idee nicht gewinnt. „Solche Erfahrungen“ sagt Ulrich Koj, „sind besonders wertvoll, weil sie außerhalb des gewohnten schulischen oder familiären Kontextes in einer Umgebung stattfinden, die fordert, aber nicht überfordert.“ Und es sind Erfahrungen, die das Verständnis für Mitverantwortung und Toleranz stärken – Grundlagen eines stabilen demokratischen Miteinanders.

„Programme zur Medienkompetenz, die auch sprachliche Elemente beinhalten, sind wirksame Tools zur Gewaltprävention. Kinder und Jugendliche, die sich sprachlich nicht gut zur Wehr setzen und ihre Emotionen nicht verständlich machen können, werden als Heranwachsende andere Ausdrucksweisen nutzen.“

Ulrich Koj, Geschäftsführer von Skills4Life

Medienkompetenz

TikTok-Videos gucken oder durch Instagram-Reels scrollen: Soziale Medien prägen mittlerweile den Alltag von Kindern und Jugendlichen. 157 Minuten täglich – also fast 2 ½ Stunden – sind sie heute im Durchschnitt auf Social-Media-Plattformen online. Dies ermittelte 2024 ein Update der Studie „Ohne Ende Online?!“*, die mehr als 25 Prozent der Kinder und Jugendlichen aktuell einen mindestens riskanten Medienkonsum attestiert. „In den Jugendherbergen hat das Smartphone während der meisten Programme Pause“, sagt Ulrich Koj, „es sei denn, es geht explizit um das Erlernen digitaler Kompetenzen.“ Auch dies ist dringend geboten, wie etwa die jüngste ICILS-Studie** zeigt, der zufolge 40 Prozent der Achtklässlerinnen und Achtklässler in Deutschland nur rudimentäre computer- und informationsbezogene Kompetenzen erreichen. In Zeiten, in denen die Digitalisierung in allen Lebensbereichen voranschreitet, können sie auf dem Tablet nicht mehr als „klicken und wischen“. Das heißt, sie können recherchierte Informationen weder reflektieren und einordnen, noch bewerten und produktiv weiterverarbeiten. Gemeinsam mit Skills4Life bieten die Jugendherbergen im Rheinland Klassenfahrten-Programme an, die die Medienkompetenz trainieren und dabei auch das Sprachverständnis berücksichtigen. „Beides“, so Ulrich Koj, „hängt unmittelbar zusammen. Wenn junge Menschen aber wissen, wie sie sich sprachlich gegen Herabwürdigungen in Klassen-Chat-Gruppen oder gegen Fake News wehren können, entwickeln sie ein Instrumentarium dafür, wie sie soziale Medien verantwortungsvoll nutzen.“

 

Bewegung und Begegnung

Nicht zuletzt unterstützen die Programme der Jugendherbergen im Rheinland die kognitive Entwicklung von Kindern und Jugendlichen durch sportliche Aktivitäten, viel Bewegung, Naturerfahrungen sowie intensive Gemeinschaftserlebnisse. Damit schaffen sie einen wertvollen Ausgleich zur heutigen Lebenswirklichkeit vieler junger Menschen. Denn mangelnde Gelegenheiten für zwischenmenschliche und interkulturelle Erfahrungen, veränderte Familienstrukturen und Bewegungsmangel verarmen den sozialen Alltag vieler Kinder bereits in jungen Jahren. Ulrich Koj: „Sport als Hobby ist zwar immer noch wichtig, doch die langen Schultage grenzen die Zeiträume ein. Hinzu kommt, dass die Künstliche Intelligenz schon länger in der Lage ist, Bewegung quasi auszulagern. Das fängt bei computersimulierten Sport-Challenges an und hört bei digitalen Schnitzeljagden nicht auf. Dabei bewegen sich Kinder in aller Regel gerne.“ Auch dies greift die Erlebnispädagogik auf: Mit Aktivitäten, Ausflügen in der Natur und hauseigenen Freizeitangeboten wie Kleinspielfeldern, Tischkickern, Grillplätzen und weitläufigen Außengeländen bieten die Jugendherbergen im Rheinland ideale Bedingungen für bewegende Zeiten und spontane Begegnungen. Hier wird nicht nur gespielt – hier wird gelernt, geforscht und gemeinsam gelacht. Ob beim Klettern, beim Outdoorspiel oder beim abendlichen Lagerfeuer.

*Wiedemann, H., Thomasius, R., Paschke, K. (2025). Problematische Mediennutzung bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland: Ergebnisbericht 2024/2025. Ausgewählte Ergebnisse der siebten Erhebungswelle im September/Oktober 2024. DAK-Gesundheit. Verfügbar unter: www.dak.de/mediensucht

**https://www.bmbf.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2024/11/111124-ICILS.html