„Die Entwicklung junger Menschen zu fördern – das zählt zur DNA der Jugendherbergen. Mit dem neuen Produkt „Lernreise“ setzen wir im Rahmen des Startchancen-Programms dort an, wo ansonsten Lücken entstehen, die kein Kind mehr aufholen kann.“
Cathrin Arnemann, Leiterin Marketing & Vertrieb im DJH-Landesverband Rheinland
Wie können wir die Bildungserfolge von Schulkindern fördern und dazu beitragen, dass sie resilienter heranwachsen? Wie gestalten wir Lernerfahrungen und Lernumgebungen altersgerecht und zeitgemäß? Welche Impulse können wir setzen, um das soziale Lernen zu flankieren und junge Persönlichkeiten zu stärken? Diese und andere Fragen schwingen seit jeher mit, wenn es in den Jugendherbergen des Rheinlands darum geht, Programme und Angebote zu konzipieren. Ein gesellschaftlicher Auftrag, der sich bereits in der Satzung des DJH-Landesverbands Rheinland begründet und aktiv zu mehr Chancengleichheit in der Bildung beiträgt.
Schulklassen als größte Gästegruppe
Der DJH-Landesverband Rheinland flankiert seit über 100 Jahren verlässlich die pädagogischen Ziele der Schulen, indem er junge Menschen in einer prägenden Phase ihrer Persönlichkeitsbildung unterstützt. Auch 2024 waren Schüler*innen wieder die größte Gästegruppe. Mehr als 51.000 Grundschulkinder und über 116.000 Schüler*innen der weiterführenden Schulen waren 2024 im Rahmen einer Klassenfahrt in einer rheinischen Jugendherberge zu Gast. Für sie hieß es: in einem sicheren Rahmen Neues ausprobieren, spielerisch lernen, als Team wachsen und echte Gemeinschaft erleben. Über alle Schulformen hinweg lag das Ergebnis von 373.983 Übernachtungen nur wenig unter dem des überaus übernachtungsstarken „Corona-Nachhol-Jahres“ 2023 (403.772 Übernachtungen). Erfreuliches Detail: 2024 stieg der Anteil der Sekundarstufe II gegenüber dem Vorjahr um 27,2 Prozent auf 40.920 Übernachtungen an.
Neues Klassenfahrten-Format für individuelle Förderung
Lernstandserhebungen zeigen, dass Schulkinder vielfach fachliche wie auch soziale Lernziele nicht erreichen und dringender Förderbedarf besteht. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung startete daher im Frühjahr 2024 das „Startchancen-Programm“. Ziel ist, die Bildungserfolge insbesondere von Grundschulkindern in den Kernkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen zu verbessern sowie ihre sozialen Fähigkeiten zu stärken. Um einen nachhaltigen Beitrag zur Bildungs- und Chancengerechtigkeit in NRW zu leisten, erweitert der DJH-Landesverband Rheinland deshalb sein Portfolio um eine speziell entwickelte „Lernreise“. Das neue drei- oder viertägige Klassenfahrten-Format ist exakt an die Bedürfnisse angepasst, die das „Startchancen-Programm“ für Grundschulkinder adressiert.
Auf Lernreise in die rheinischen Jugendherbergen
Die ersten Lernreisen „Lesen & Schreiben“ starten ab Herbst 2025 in den neun Jugendherbergsstandorten Kleve, Neuss, Brüggen, Radevormwald, Windeck-Rosbach, Hellenthal, Bad Münstereifel, Essen und Bad Honnef. Allen Lernreisen gemeinsam ist ihr ganzheitlicher Ansatz, der die gezielte Förderung der Basiskompetenzen Schreiben und Lesen mit Programmen zur Teamfähigkeit, Resilienz und Persönlichkeitsentwicklung kombiniert. Von der Schatzsuche bis zum Klettern im Hochseilgarten variieren die erlebnispädagogischen Inhalte der Lernreise je nach Ausstattung und Programmangebot der jeweiligen Jugendherberge.
Je nach Ausstattung und Programmangebot der jeweiligen Jugendherberge variieren die erlebnispädagogischen Inhalte der „Lernreise“.
Kooperation mit dem „Lernserver“
Als außerschulischer Lernort bietet der DJH-Landesverband Rheinland seit jeher gemeinsam mit seinen Programmpartnern von der Unterkunft über die Verpflegung bis zu erlebnispädagogischen Programmanteilen die gesamte Infrastruktur für erlebnisreiche Klassenfahrten an. Für die Neukonzeption „Lernreise“ kooperiert der DJH-Landesverband Rheinland mit dem Lernserver-Institut aus Münster. Der „Lernserver“ hat sich auf die individuelle Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Lernschwierigkeiten, insbesondere im Bereich Lesen und Schreiben, spezialisiert. Entwickelt wurde das System von Prof. Friedrich Schönweiss sowie Wissenschaftler*innen der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Das Konzept basiert auf einem diagnostischen Verfahren, das den Lernstand von Schüler*innen ermittelt und gezielte Fördermaßnahmen vorschlägt. Grundlage dafür sind Lernserver-Ordner mit bedarfsgerecht konzipierten Fördermaterialien für ein ganzes Schuljahr. Während der „Lernreise“ beginnen die Kinder in Kleingruppen die Bearbeitung ihrer individuellen Lernserver-Ordner. Damit die Lernmaterialien nachhaltig im Schulalltag eingesetzt werden können, sieht das Konzept eine Online-Schulung für Lehrkräfte vor. Reflexion und Austausch nach der Reise stellen sicher, dass die gewonnenen Erkenntnisse langfristig wirksam bleiben.
Flankiert von erlebnispädagogischen Angeboten zur Team- und Persönlichkeitsentwicklung sowie gemeinschaftlichen Erlebnissen arbeiten die Schüler*innen im Rahmen eines abwechslungsreichen Stundenplans nicht nur fachliche Defizite auf, sondern stärken auch ihre sozialen Kompetenzen und das Klassengefüge. Für die Programmbetreuung werden erfahrene und speziell auf das Thema Lesen und Schreiben geschulte Erlebnispädagog*innen eingesetzt.
Gezielte Förderung in herausfordernder Lage
Bundesweit fördert das Startchancen-Programm 4.000 Schulen in sozial herausfordernder Lage, darunter über 900 Schulen in Nordrhein-Westfalen. Die Auswahl erfolgte anhand des Schulsozialindexes. 60 % der geförderten Schulen sind Grundschulen, die übrigen 40 % setzen sich aus weiterführenden Schulen und der Ausbildungsvorbereitung an Berufskollegs zusammen. Die Förderung läuft über zehn Jahre mit einer Fördersumme von insgesamt 20 Milliarden Euro.
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