Wie inklusive Beschäftigung Jugendherbergen bereichert
Was passiert, wenn Menschen mit geistiger Behinderung Teil eines Jugendherbergsbetriebs werden? In den Jugendherbergen im Rheinland weiß man darauf eine ganz klare Antwort: Es entsteht eine echte Win-Win-Situation – für die Mitarbeitenden mit Behinderung, für die Teams vor Ort und nicht zuletzt für die Gäste.
Ein Arbeitsplatz mit Perspektive – mitten im Leben
Seit 20 Jahren bringt die ProjektRouter gGmbH Menschen mit Behinderung in Arbeit – nachhaltig, individuell begleitet und mit viel Gespür für die Stärken jedes Einzelnen. Über 280 Menschen werden derzeit vom Inklusivdienstleister unterstützt, 46 von ihnen sind in Jugendherbergen im Rheinland tätig – vom Housekeeping über die Küche bis hin zur Haustechnik. Seit 2024 ist auch die Jugendherberge Bonn dabei. Ein mutiger Schritt, den das Team dort mit Begeisterung geht.
„Wir wollten gezielt neue Kolleginnen und Kollegen mit Behinderung ins Team holen“, erzählt Maria Kreilkamp, kommissarische Hausleitung der Jugendherberge Bonn. „Für uns ist das eine echte Bereicherung – fachlich wie menschlich.“
Integration mit Plan – und ganz viel Herz
Zum Auftakt unterstützten drei Mitarbeitende mit Behinderung das Team der Jugendherberge Bonn. Für Maria Kreilkamp stand von Anfang an fest: Das Team muss gut vorbereitet sein. „Wir haben viel im Vorfeld kommuniziert, Ängste genommen und über gute Erfahrungen gesprochen. Heute sind Berührungsängste kein Thema mehr.“
Das tägliche Miteinander ist geprägt von Rücksicht, Aufmerksamkeit und Offenheit. Arbeitsaufträge werden individuell angepasst, Aufgaben kleinschrittig erklärt, Arbeitszeiten flexibel gestaltet. Wo nötig, wird ein Rückzugsort geschaffen oder der Arbeitsplatz entsprechend angepasst. Und immer steht fest: Jeder hat seinen Platz im Team – mit seinen Stärken und Grenzen.
Coach inklusive: ProjektRouter als starke Partnerin
Damit Integration gelingt, braucht es gute Begleitung. Genau das leistet die ProjektRouter gGmbH aus Köln: Die Inklusionscoaches sind regelmäßig vor Ort, begleiten die Mitarbeitenden eng und stehen den Teams in schwierigen Situationen zur Seite. „Wir beraten bei Arbeitsplatzgestaltung, helfen in Konflikten und trainieren neue Aufgaben mit den Mitarbeitenden ein“, erklärt Alex Labruier. Er ist Geschäftsführer des Inklusionsdienstleister ProjektRouter gGmbH und weiß: „Die tägliche Erreichbarkeit und enge Begleitung machen den Unterschied.“
Und: Die Jugendherbergen bieten ein ideales Umfeld. „Die Vielfalt der Aufgaben ermöglicht es, Talente zu entdecken, die sonst oft verborgen bleiben“, sagt Maria Kreilkamp. So fand ein technikaffiner Mitarbeiter in Bonn seinen Platz im Tagungsbereich – und wuchs dort über sich hinaus.
Gäste zeigen Respekt – und Neugier
Auch die Gäste reagieren durchweg positiv. Immer wieder entstehen Gespräche – offen, herzlich und auf Augenhöhe. Besonders Familien mit Kindern mit Behinderung schätzen es, wenn sie inklusiv arbeitende Teams erleben. Aber auch Schulklassen erkennen die Mitarbeitenden an und nehmen ihre Unterstützung gerne an. „Bei der Abreise hilft unser Mitarbeiter und merkt sofort, wenn ein Kind seinen Rucksack vergessen hat. Das wird dankbar angenommen. Solche Momente zeigen, wie selbstverständlich das Miteinander inzwischen ist“, sagt Maria Kreilkamp.
Inklusion wirkt – für alle
Dass inklusive Beschäftigung mehr ist als eine gute Tat, zeigt sich auch an den individuellen Wegen. Einige der durch die ProjektRouter gGmbh begleiteten Mitarbeitenden haben über die Jugendherbergen den Sprung in eine reguläre Anstellung geschafft – oder sogar eine Ausbildung begonnen. Ein Beispiel dafür ist Jolin Kirchhoff: Sie absolvierte im Rahmen des Modellprojekts „Ausbildung mittendrin“ des Elternvereins mittendrin e.V. in der Jugendherberge Köln-Riehl erfolgreich eine IHK-Ausbildung zur Fachkraft Gastronomie. Mit dem anerkannten Abschluss in der Tasche hat sie nun deutlich bessere Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt und befindet sich derzeit in der Orientierungsphase, um ihre nächsten beruflichen Schritte zu planen.
Auch Lukas Löffelmann und Silke Grünewald sind auf dem Weg in den ersten Arbeitsmarkt. Beide erhielten, unterstützt durch mittendrin e.V., im Jahr 2022 – ebenfalls in der Jugendherberge Köln-Riehl – die Chance, genau dort zu lernen, wo auch junge Menschen ohne Behinderung ausgebildet werden. Die ProjektRouter gGmbH begleitet sie dabei als erfahrene Partnerin. Lukas arbeitet derzeit intensiv mit den Köchen und Coaches auf seine Abschlussprüfung hin. Auch Silke steht kurz vor dem erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung und bereitet sich auf ihre Prüfung im Frühsommer 2025 vor. Ihr Ziel: eine Stelle im gastronomischen Bereich in Düsseldorf.
Fazit
Inklusive Beschäftigung ist kein soziales Experiment – sie ist gelebte Praxis mit echtem Mehrwert. Die Jugendherbergen im Rheinland und die ProjektRouter gGmbH beweisen gemeinsam, wie Integration gelingen kann: mit Offenheit, Zeit und einem klaren Bekenntnis zu Vielfalt. Oder, wie Maria Kreilkamp sagt: „Sie gehören ganz selbstverständlich zum Team und füllen wichtige Aufgaben aus.“