Die Herbergsleiterin aus Xanten war am 6. Dezember 2023 zum Herbergsleiter*innen-Austausch nach Kunming, China aufgebrochen. In den ersten Tagen versorgte sie uns mit Berichten und Bildern, bevor sie eine Erkältung erwischte. Zum Glück wurde sie zwei Tage lang von ihren Gastgeber*innen umsorgt und konnte so auch die zweite Woche ihres Aufenthalts in der „Stadt des ewigen Frühlings“ genießen. Aber lies selbst!
Tag 6: Cloudland
Die letzten zwei Tage habe ich damit verbracht, meine Erkältung auszukurieren. In der Jugendherberge hat man mich mit heißem Tee und Hühnersuppe gesund gepflegt, so dass ich heute wieder regulär am Austauschprogramm teilnehmen konnte. Die Suppe gestern war ein echtes Highlight, aber als mich eine schwarze Kralle aus der Terrine begrüßte, war ich doch sehr verwirrt.
Heute sind wir zum Frühstücken in die Nachbar-Jugendherberge „Cloudland“ gefahren. Während des Frühstücks habe ich erfahren, dass es in China schwarze und weiße Hühner gibt. Jetzt wusste ich auch, wie die schwarze Kralle in de Suppe zu erklären war.
„Cloundland“ ist die erste Jugendherberge von Simon, dem Besitzer der Jugendherbergen in Kunming. In der Jugendherberge sind viele Fotos seiner vergangenen Reisen zu sehen. Diese sind auch seine Motivation, Jugendherbergen als Ort der Begegnung zu eröffnen. Die Jugendherberge ist herrlich gemütlich eingerichtet. Nach dem Frühstück sind wir gemeinsam mit zwei Mitarbeiter*innen auf den Markt in Kunming gegangen. Aktuell ist Erdbeersaison und die Marktstände strahlen im satten rot. Kunming ist aber auch für seine Pilze bekannt. Diese haben, wie bei uns, Hochsaison im Herbst, so dass wir heute nur welche im getrockneten Zustand gesehen haben.
Tag 7: Teestunde in Kunming
Heute früh wurde ich durch einen starken Regen geweckt. Genau wie beim deutschen Frühlingswetter gibt es nicht nur Sonnenschein. Unser geplanter Ausflug an den See mit Simon fiel sprichwörtlich ins Wasser. Stattdessen sind wir mit Rita und weiteren Kolleg*innen Tee trinken gegangen. Das Lokal ist zur Zeit ein viraler Hit in China, da es eine zeitgenössische Teestunde anbietet. Es gab grünen Tee aus kleinen Sektgläsern und Milch-Rosen-Tee. Die Tees riechen himmlisch und der Milch-Rosen-Tee hat mich an meine Kindheit erinnert, da Meine Oma immer cremige Rosenseife zum Hände waschen verwendete. Zum Tee wurden zahlreiche Snacks serviert, die kalt verzehrt oder auf einem kleinen Grill erhitzt werden konnten. Es gab zweierlei Tofu, Erdnüsse, Edamame, diverse Kekse, Sonnenblumenkerne, Chips, Mandarinen, Tomaten, Datteln und südlichen Stockfisch. Ich muss sagen, dass gefällt mir besser als schwere Sahnetorten zum Tee. Während unserer Teestunde haben wir uns über die alltägliche Arbeit unterhalten, wie z.B. den Umgang mit sogenannten „No-Shows“, das Vorausbuchungsverhalten der Gäste, sich ändernde Gästewünsche und den Umgang mit unfairen Kommentaren auf den verschiedenen Plattformen. Es ist einfach faszinierend, dass wir hier auf der anderen Seite der Welt den selben Herausforderungen begegnen und gleichzeitig schön zu wissen, dass wir mit manchen Dingen nicht allein sind und woanders auch nur mit Wasser gekocht wird.
Tag 8: Walking-Tour und Arbeiten an der Rezeption
Jeden Donnerstag bietet die Jugendherberge eine Walking-Tour durch Kunming an. Gemeinsam ging es vorbei am See, an Tanz- und Kung-Fu-Gruppen, dem Militärmuseum und schließlich der Universität in Kunming. Das Uni-Viertel besticht durch viele Trendläden (bspw. einer Kuhmilchbar) und ausländische Restaurants mit vietnamesischen, koreanischen oder japanischem Hintergrund. Nach der Tour haben wir uns mit einem chinesischen Frühstück gestärkt. Es gab Nudelsuppe in einer kräftigen Brühe mit Gemüse und ganz viel Minze. Mit einer Brühe starte ich eher seltener in den Tag und habe mich nach der Mahlzeit gefragt „Warum eigentlich?“. Mit einer warmen Suppe im Magen kann der Tag nur gut starten.
Nach unserem Spaziergang musste ich meine Wäsche waschen. Statt mit Waschmünzen kann man die Wäsche mittels Zahlung durch einen QR-Code starten. Allgemein kann in China alles über einen QR-Code gezahlt werden. Ich finde das sehr praktisch, da man so immer alles dabei hat und direkt Haushaltsbuch führen kann.
Den Nachmittag habe ich an der Rezeption verbracht. In China muss der Pass von jedem Gast eingescannt werden und zusätzlich von jedem Gast ein Foto gemacht werden. Im regelmäßigen Abständen gleicht die Polizei die Bilder der Gäste mit den Bildern von Menschen aus ihrer Datenbank ab.
Eine Gruppe von Damen hat uns nach ihrem Besuch am Blumenmarkt Kränze mitgebracht. Das war sehr nett und die Kränze waren wunderschön. Wir haben sofort ein kleines Fotoshooting mit den Kränzen veranstaltet.
Heute Abend hatten wir den Drang nach westlichen Essen verspürt und sind zu KFC. Doch nach dem ersten Bissen haben wir diese Entscheidung bereut. Zwar fühlt es sich gewohnter an, aber bei der Vielzahl an spannenden und frischen Gerichten in China hatten wir dann doch Lust auf etwas anderes als Fastfood. So haben wir unser Essen beendet und sind zum gegenüberliegenden Foodmarket gegangen. Dort gab es leckere gratinierte Austern und Jakobsmuscheln. Ein wahrer Gaumenschmaus. Hierfür würde ich lebenslänglich auf Fast Food verzichten.