Herbergsleiter*innen-Austausch in China: Reisebericht Teil 3
An ihrem letzten Abend in Kunming wurden Konstantina Tsanis und ihre Begleiter*innen von der Geschäftsführerin der Youth Hostel Association in China, Frau Yin Chen, zum Abendessen eingeladen. Dabei gab es natürlich wieder jede Menge leckeres Essen und einen interessanten und informativen Austausch. Aber lest selbst!
„Die erste Begegnung war sehr herzlich und wir wurden mit einer kräftigen Umarmung empfangen. Sofort begannen wir uns fröhlich auszutauschen. Es wurden Geschenke ausgetauscht: endlich kam mein Stollen zum Einsatz.
Den Abend über hatten wir eine breite Auswahl an Gesprächsthemen. Auch in China ist der Fachkräftemangel ein wachsendes Problem. Gemeinsam haben wir uns über Lösungsmöglichkeiten ausgetauscht. Frau Chen war besonders daran Interessiert, was meine Motivation ist, für die Jugendherbergen zu arbeiten. Ich habe ihr erklärt, dass ich mich bei der Studiumswahl nicht getraut habe, etwas zu studieren was meinen persönlichen Interessen gerecht wird (bspw. Literatur) sondern das „sichere“ BWL-Studium gewählt habe. Jedoch hat mir dabei immer das sinnstiftende und gemeinschaftliche Element gefehlt. In der Jugendherberge habe ich aber genau das gefunden! Daraufhin lächelte mich Frau Chen an und sagte, dass es ihr bei der Studiumswahl genauso erging und wir die gleiche Motivation teilen.
Das Essen war übrigens wieder köstlich. Es gab Peking-Ente, Kürbis in Knusperpanade, gesüßte Garnelen, Reiskuchen (sah aus wie ein Dessert, wird aber als Vorspeise serviert) und marinierte Lillienwurzeln (das war mit Abstand das leckerste, dass ich je gegessen habe!)
Nach dem Essen ging es auf die Dachterrasse des Restaurants, von wo aus wir einen atemberaubenden Blick über Kunming genießen durften. Die vielen Hochhäuser und bunten Lichter waren sehr beeindruckend. Besonders faszinierend dabei war die Ruhe, weil auf den Straßen hauptsächlich E-Autos unterwegs waren.
In der Nacht ging es dann mit einem sehr turbulenten Flug, mit reichlich Verspätung, von Kunming nach Peking und von dort zurück nach Frankfurt um das Weihnachtsfest wieder bei meiner Familie zu verbringen. Die Weihnachtsgeschenke waren dieses Jahr sehr chinesisch geprägt.
Ich bin sehr dankbar dafür, den Austausch in Kunming gemacht haben zu dürfen. Es war eine einmalige Erfahrung, bei der ich viele neue Impulse für meine Arbeit mitnehmen konnte - angefangen bei Verbesserungsideen bis hin zu der Erfahrung, als Langzeitgast in einer Jugendherberge übernachten zu können (dabei entwickelt man doch andere Bedürfnisse als bei einem Wochenendaufenthalt). Ich freue mich, mit vielen neuen Erfahrungen nach Hause zu kommen und von meiner Reise zu berichten. Neben meiner Familie und meinen Freunden hat mir auch die Jugendherberge Xanten ganz schön gefehlt."
Herbergsleiter*innen-Austausch in China: Reisebericht Teil 2
Die Herbergsleiterin aus Xanten war am 6. Dezember 2023 zum Herbergsleiter*innen-Austausch nach Kunming, China aufgebrochen. In den ersten Tagen versorgte sie uns mit Berichten und Bildern, bevor sie eine Erkältung erwischte. Zum Glück wurde sie zwei Tage lang von ihren Gastgeber*innen umsorgt und konnte so auch die zweite Woche ihres Aufenthalts in der "Stadt des ewigen Frühlings" genießen. Aber lies selbst!
Tag 6: Cloudland
Die letzten zwei Tage habe ich damit verbracht, meine Erkältung auszukurieren. In der Jugendherberge hat man mich mit heißem Tee und Hühnersuppe gesund gepflegt, so dass ich heute wieder regulär am Austauschprogramm teilnehmen konnte. Die Suppe gestern war ein echtes Highlight, aber als mich eine schwarze Kralle aus der Terrine begrüßte, war ich doch sehr verwirrt.
Heute sind wir zum Frühstücken in die Nachbar-Jugendherberge "Cloudland" gefahren. Während des Frühstücks habe ich erfahren, dass es in China schwarze und weiße Hühner gibt. Jetzt wusste ich auch, wie die schwarze Kralle in de Suppe zu erklären war.
"Cloundland" ist die erste Jugendherberge von Simon, dem Besitzer der Jugendherbergen in Kunming. In der Jugendherberge sind viele Fotos seiner vergangenen Reisen zu sehen. Diese sind auch seine Motivation, Jugendherbergen als Ort der Begegnung zu eröffnen. Die Jugendherberge ist herrlich gemütlich eingerichtet. Nach dem Frühstück sind wir gemeinsam mit zwei Mitarbeiter*innen auf den Markt in Kunming gegangen. Aktuell ist Erdbeersaison und die Marktstände strahlen im satten rot. Kunming ist aber auch für seine Pilze bekannt. Diese haben, wie bei uns, Hochsaison im Herbst, so dass wir heute nur welche im getrockneten Zustand gesehen haben.
Tag 7: Teestunde in Kunming
Heute früh wurde ich durch einen starken Regen geweckt. Genau wie beim deutschen Frühlingswetter gibt es nicht nur Sonnenschein. Unser geplanter Ausflug an den See mit Simon fiel sprichwörtlich ins Wasser. Stattdessen sind wir mit Rita und weiteren Kolleg*innen Tee trinken gegangen. Das Lokal ist zur Zeit ein viraler Hit in China, da es eine zeitgenössische Teestunde anbietet. Es gab grünen Tee aus kleinen Sektgläsern und Milch-Rosen-Tee. Die Tees riechen himmlisch und der Milch-Rosen-Tee hat mich an meine Kindheit erinnert, da Meine Oma immer cremige Rosenseife zum Hände waschen verwendete. Zum Tee wurden zahlreiche Snacks serviert, die kalt verzehrt oder auf einem kleinen Grill erhitzt werden konnten. Es gab zweierlei Tofu, Erdnüsse, Edamame, diverse Kekse, Sonnenblumenkerne, Chips, Mandarinen, Tomaten, Datteln und südlichen Stockfisch. Ich muss sagen, dass gefällt mir besser als schwere Sahnetorten zum Tee. Während unserer Teestunde haben wir uns über die alltägliche Arbeit unterhalten, wie z.B. den Umgang mit sogenannten "No-Shows", das Vorausbuchungsverhalten der Gäste, sich ändernde Gästewünsche und den Umgang mit unfairen Kommentaren auf den verschiedenen Plattformen. Es ist einfach faszinierend, dass wir hier auf der anderen Seite der Welt den selben Herausforderungen begegnen und gleichzeitig schön zu wissen, dass wir mit manchen Dingen nicht allein sind und woanders auch nur mit Wasser gekocht wird.
Tag 8: Walking-Tour und Arbeiten an der Rezeption
Jeden Donnerstag bietet die Jugendherberge eine Walking-Tour durch Kunming an. Gemeinsam ging es vorbei am See, an Tanz- und Kung-Fu-Gruppen, dem Militärmuseum und schließlich der Universität in Kunming. Das Uni-Viertel besticht durch viele Trendläden (bspw. einer Kuhmilchbar) und ausländische Restaurants mit vietnamesischen, koreanischen oder japanischem Hintergrund. Nach der Tour haben wir uns mit einem chinesischen Frühstück gestärkt. Es gab Nudelsuppe in einer kräftigen Brühe mit Gemüse und ganz viel Minze. Mit einer Brühe starte ich eher seltener in den Tag und habe mich nach der Mahlzeit gefragt "Warum eigentlich?". Mit einer warmen Suppe im Magen kann der Tag nur gut starten.
Nach unserem Spaziergang musste ich meine Wäsche waschen. Statt mit Waschmünzen kann man die Wäsche mittels Zahlung durch einen QR-Code starten. Allgemein kann in China alles über einen QR-Code gezahlt werden. Ich finde das sehr praktisch, da man so immer alles dabei hat und direkt Haushaltsbuch führen kann.
Den Nachmittag habe ich an der Rezeption verbracht. In China muss der Pass von jedem Gast eingescannt werden und zusätzlich von jedem Gast ein Foto gemacht werden. Im regelmäßigen Abständen gleicht die Polizei die Bilder der Gäste mit den Bildern von Menschen aus ihrer Datenbank ab.
Eine Gruppe von Damen hat uns nach ihrem Besuch am Blumenmarkt Kränze mitgebracht. Das war sehr nett und die Kränze waren wunderschön. Wir haben sofort ein kleines Fotoshooting mit den Kränzen veranstaltet.
Heute Abend hatten wir den Drang nach westlichen Essen verspürt und sind zu KFC. Doch nach dem ersten Bissen haben wir diese Entscheidung bereut. Zwar fühlt es sich gewohnter an, aber bei der Vielzahl an spannenden und frischen Gerichten in China hatten wir dann doch Lust auf etwas anderes als Fastfood. So haben wir unser Essen beendet und sind zum gegenüberliegenden Foodmarket gegangen. Dort gab es leckere gratinierte Austern und Jakobsmuscheln. Ein wahrer Gaumenschmaus. Hierfür würde ich lebenslänglich auf Fast Food verzichten.
Herbergsleiter*innen-Austausch in China: Reisebericht Teil 1
Am 6. Dezember ist Konstantina Tsanis, seit November 2022 Leiterin der Jugendherberge Xanten am Niederrhein, zum Herbergsleiter*innen-Austausch nach Kunming, China aufgebrochen. Die „Stadt des ewigen Frühlings“ wird Kunming auch genannt. Aber wie ist es in der Stadt des ewigen Frühlings? Das erfährst du in dem ersten Teil des Reiseberichts von Konstantina Tsanis!
Abflug vom Düsseldorfer Flughafen
Heute morgen um 03.30 Uhr ging es im winterlichen Xanten los. Versorgt mit 10 kg Dresdner Stollen und 5 kg Süßwaren bin ich auf dem Weg in die Stadt des Frühlings, Kunming. Dort erwartet mich ein frühlingshaftes Klima zwischen 10-20°C. Nicht besonders präzise, kann tendenziell alles bedeuten, daher musste alles mit, was der Kleiderschrank hergibt.
Tag 1: Ankunft in Kunming
Nach insgesamt 25-stündiger Reisezeit sind wir - George aus der Jugendherberge Aurich und Emden und ich - sehr herzlich am Flughafen empfangen worden. Von dort aus ging es direkt zur Jugendherberge, wo wir Mittag gegessen haben. Statt eines Speisesaals verfügt die Jugendherberge über ein sehr gemütliches Restaurant mit globalen und chinesischen Speisen. Je nach Saison wechselt die Karte. Wir staunten nicht schlecht: Das bestellte Steak von George war mit Blattgold überzogen, für mich gab es ein leckeres Gemüsecurry. Besonders beeindruckt war ich von der Getränkekarte. Diese bietet eine große Auswahl an trendigen und außergewöhnlichen Getränken, vom Cold Brew serviert im Reagenzglas, über Bubble Tea bis hin zu einer speziell verfeinerten "Sprite" im pinken Farbton. Im Anschluss durften wir unsere Zimmer beziehen und uns ausruhen, bevor es zum traditionellen Abendessen ging. Gemeinsam mit dem Besitzer der Jugendherberge - die Jugendherbergen sind hier Inhabergeführt -, den jeweiligen Hausleiter*innen und Mitarbeiter*innen haben wir fabelhaft zu Abend gegessen. Uns hat eine bunte Auswahl an vielen verschiedenen Leckereien erwartet: Spinatsuppe, scharfer Mangosalat, Tofu, Reiskuchen und Peking-Ente. Begleitet wurde das Abendessen von traditioneller Live-Musik. Wir hatten einen ganz tollen Abend, bei dem ich mich vom Aromareichtum der chinesischen Küche überzeugen und schon erste Ideen für Xanten sammeln durfte.
Tag 2: Jugendherbergsbesichtigung in Kunming
Das Restaurant ist Dreh- und Angelpunkt der Jugendherberge Kunming. Während des Frühstücks lernten wir ein österreichisches Paar kennen, das zwar nicht in der Jugendherberge übernachtet, sondern zeltet, aber täglich auf ein Getränk vorbeischaut, um sich mit anderen Reisenden auszutauschen. Insgesamt bereisen seit Covid wohl sehr wenige ausländische Gäste die Jugendherberge. Die Mitarbeiter*innen klagen, dass ihre Englischkenntnisse eingerostet sind. Aber so langsam steigt die Anzahl der ausländischen Gäste wieder und die Jugendherberge wird erneut ein Ort der internationalen Begegnungen.
Nach unserem Frühstück haben wir eine Hausführung mit anschließender Präsentation erhalten. Da die Nachfrage an Dorm-Rooms sinkt, werden diese zu Einzel- und Familienzimmer umgebaut. Bis auf die Dorms sind alle Zimmer mit Dusche und WC ausgestattet. Unüblich für China ist auch, dass es sich hierbei um Wassertoiletten und nicht „Outhouses“ handelt. Besonders gut gefällt mir, das kein Zimmer dem anderen gleicht und jedes mit bunten Tagesdecken und regionalen Bilder dekoriert ist. Das „Peppa Pig“-Zimmer für Familien fand ich besonders witzig. Neben der Beherbergung kann die Jugendherberge auch als Veranstaltungslocation genutzt werden. Auf der Dachterrasse finden sogar Hochzeiten statt.
Tag 3: Food-Market und Selfies
Da für das Wochenende kein Programm geplant war, haben wir die Zeit genutzt, um die Stadt Kunming kulinarisch zu erkunden. Unser erster Stopp war ein Food-Market mit vielen verschiedenen Ständen. Zu Beginn waren wir noch etwas vorsichtig, da die Speisen und Zubereitungsweisen für uns eher ungewöhnlich waren. Die Auswahl war riesig: Von Enten-Schnäbeln, über Waffeln in Mickey Mouse Form und Dumplings… Ich habe mich für Oktopusbällchen entschieden und aß zum Dessert eine Waffel. Beides sehr lecker!
Das Highlight auf dem Markt waren aber nicht die vorzüglichen Speisen, sondern überraschenderweise wir, die Gäste aus Europa. Plötzlich standen wir im Blitzlichtgewitter und es wurden Selfies mit uns gemacht. Ein Ladenlokal bat uns, ein Video mit Slogan aufzunehmen und beschenkte uns mit Eis und Tee auf Lebenszeit. Am Abend sind wir um den „Green Lake“ gebummelt. Durch die Lichtinstallation mit Lampions herrschte dort eine besonders schöne Stimmung, die schwer auf ein Foto übertragbar ist. Am See erwartet uns ein weiteres Angebot an gastronomischen Betrieben (vornehmlich viele frische Speisen vom Grill) und Kunsthandwerk. Besonders witzig fand ich das Freizeitangebot für Kinder. Dort standen ca. 20 Fitness-Fahrräder in Kindergrößen, quasi ein Spinning-Kurs für Kinder.
Die beiden folgenden Tagen verbrachte Konstantina Tsanis leider damit, eine Erkältung auszukurieren. Mit welchen interessanten Hausrezepten sie dabei von ihren Gastgeber*innen unterstützt wurde und wie die zweite Woche ihre Reise nach China verlaufen ist, erfährst du in Kürze im zweiten Teil des Reiseberichts.