Als bundesweit einmaliges Modellprojekt startete 2022 in der Jugendherberge Köln-Riehl die duale Ausbildung von jungen Menschen mit dem Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“. Initiiert hatte das Projekt „Ausbildung mittendrin“ der Kölner Inklusionsverein „mittendrin e.V.“. In den kommenden fünf Jahren wird er jährlich bis zu acht junge Menschen mit geistiger Beeinträchtigung durch ihre duale Ausbildung begleiten. Gefördert wird das Projekt vom Land NRW und der Europäischen Union. Der nordrhein-westfälische Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Karl-Josef Laumann (CDU), kam am 4. Mai 2022 persönlich nach Köln, um den Bewilligungsbescheid in der Jugendherberge Köln-Riehl zu überreichen. „Dieses Projekt ist wirklich mal etwas Neues“, sagte er und betonte, dass eine gelungene Integration sich letztlich daran beweise, ob sie in Erwerbsarbeit münde.

Zugang in den ersten Arbeitsmarkt

In der Jugendherberge Köln-Riehl begannen Silke Grünewald (22) und Jolin Kirchhoff (19) ihre Ausbildung zur „Fachkraft für Gastronomie/ Restaurantservice“, der 19-jährige Lucas Löffelmann startete als Azubi zum „Fachpraktiker Küche“. Neu und besonders ist, dass es sich um reguläre Ausbildungen handelt – inklusive Ausbildungsvertrag und Unterricht in der Berufsschule. „Bislang gab es für junge Menschen mit Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“ häufig nur die Möglichkeit, eine Werkstatt für Menschen mit geistiger Behinderung zu besuchen“, sagte die Projektleiterin Eva-Maria Thoms von „mittendrin e.V.“ „Mit dem neuen Projekt wird auch diese Gruppe in das reguläre duale Ausbildungssystem integriert und hat somit eine Option auf den ersten Arbeitsmarkt “. Ziel ist es, dass Auszubildende wie Silke, Jolin und Lucas später in ihrem Ausbildungsbetrieb bleiben können.


Integrativer Arbeitgeber

Steffen Minas, Leiter der Jugendherberge Köln-Riehl, war sofort bereit, bei „Ausbildung mittendrin“ mitzumachen. „Es gehört zu den Grundwerten der Jugendherbergen, dass alle Menschen unsere Angebote wahrnehmen können. Das impliziert auch ihre Verantwortung als Arbeitgeber. Wir beschäftigen aktuell 70 Mitarbeitende, von denen 17 ein Handicap haben. In der Jugendherberge Köln-Riehl arbeiten wir seit mehr als 15 Jahren integrativ und haben damit gute Erfahrungen gemacht.“

„Uns ist es wichtig, dass Inklusion und Integration nicht mit der Schule aufhören, sondern an der Arbeitsstelle weitergehen.“

Steffen Minas, Leiter der Jugendherberge Köln-Riehl

Projektpartner von „mittendrin e.V.“ ist der Kölner Inklusionsdienstleister Projekt Router gGmbH, der jahrelange Erfahrung hat, Menschen mit Behinderung in Unternehmen des ersten Arbeitsmarktes zu integrieren. Unterstützt wird das Projekt außerdem von der Arbeitsagentur Köln, dem Landschaftsverband Rheinland (LVR), der Kölner Handwerkskammer und der Industrie- und Handelskammer zu Köln.

 

Lesen Sie hier ein Interview zum Projektstart mit dem Leiter der Jugendherberge Köln-Riehl, Steffen Minas.