Sie sind wieder da!

„Am coolsten fand ich, dass wir lernten, mit einem Feuerstein Feuer zu machen. Ich wusste gar nicht, wie schwierig das ist.“

Jill Kempf, Klasse 7b der Städtischen Gesamtschule Kaarst-Büttgen

Es war wohl eine der schönsten Botschaften, die sich 2022 in den Jugendherbergen im Rheinland verbreitete: „Die Schulklassen sind zurück.“ Nachdem die landesweiten Corona-Beschränkungen im Frühjahr 2022 gefallen und das Reisen wieder uneingeschränkt möglich war, setzte ein regelrechter Run auf die erlebnispädagogischen Klassenfahrten der Jugendherbergen ein. Vor allem Programme mit den Schwerpunkten Teambildung, Naturerlebnis, soziales Lernen und Bewegung wurden gezielt nachgefragt – mit ihrem sozialen und emotionalen Lernhintergrund konnten sie exakt dort helfen, wo Homeschooling, Lockdown und anhaltende Isolation bei Schülerinnen und Schülern großen Nachholbedarf ausgelöst hatten. Durch die lange vermissten Gemeinschaftserlebnisse gelang es Klassen zusammenzuwachsen und gestärkt in den Schulalltag zurückzukehren.

Wie sehr Schul- und Klassenfahrten gefehlt haben, machen die aktuellen Übernachtungsergebnisse deutlich: 172.915 Schülerinnen und Schüler verbrachten 2022 ereignisreiche Tage und insgesamt 388.524 Nächte in einer rheinischen Jugendherberge. Im Vergleich zum starken Vor-Corona-Jahr 2019 ist dies ein Plus von 24.241 Übernachtungen. Besonders stark im Vergleich zu 2019 sind die Zuwächse bei den Grundschulen und der Sekundarstufe I, sodass die Schulen im Jahr 2022 mit knapp 42 Prozent wieder die größte Gästegruppe im DJH-Landesverband Rheinland darstellten.

Mit neuen Programmen durchstarten

Die Jugendherberge Simmerath-Rurberg hat für die neue Klassenfahrtensaison gleich drei neue Programme entwickelt und angeboten: „Experimentierfreude“ geht der Frage nach, wie die besonderen Fähigkeiten von Hummeln, Delfinen oder Fledermäusen unseren technischen Fortschritt beeinflussen. Ergänzt werden kann diese forschende Klassenfahrt um einen Stratosphärenflug mit einem Wetterballon samt Kamera. Bei „mu.Tiger 2.0“ geht es darum, bedrohliche Situationen oder Konflikte im (Schul)Alltag als solche zu erkennen und adäquat darauf zu reagieren. Und schließlich wurde die Adventure Academy um den Programmbaustein „Stand Up Paddling“ erweitert.

 

Die 7b auf Tour

Anfang 2022 erreichte den DJH-Landesverband Rheinland ein begeisterter Artikel, den die Schülerin Jill Kempf aus der 7b der Städtischen Gesamtschule Kaarst-Büttgen für die Schülerzeitung verfasst hatte. Ihre Klasse war bereits 2021 zu einer dreitägigen Klassenfahrt in die Jugendherberge Nettetal-Hinsbeck gefahren und hatte dort eines der pädagogisch betreuten Programme der Jugendherberge genossen. Jill Kempfs Fazit: Die Zimmer waren echt gemütlich, das Programm voller Spannung und Abenteuer und das Erdbeereis nach der abendlichen Disco einfach „yammi“.

Saison für Aktivreisen

„Meine Tochter hat das erste Mal „alleine“ an einer Freizeit teilgenommen. Ihr hat es sehr gut gefallen. Ein großes Lob an die Küche. O-Ton meiner Tochter: … das Essen war mega.“

Mutter von Annika, die an der Ferienfreizeit „Solo für RebelGirls“ in der Jugendherberge Windeck Rosbach teilgenommen hat.

Als anerkannter freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe veranstaltet der DJH-Landesverband Rheinland zahlreiche Aktivreisen: Im Rahmen einwöchiger Ferienfreizeiten für Kinder und Jugendliche sowie Familien- und Wochenendreisen für Eltern mit Kindern fördert er damit die außerschulische Bildung, die soziale Teilhabe sowie generationenübergreifende Gemeinschaftserlebnisse. 2022 konnte der DJH-Landesverband Rheinland während der NRW-Schulferien an rund 150 Terminen 49 verschiedene Aktivreisen realisieren.

Familienangebote mit Programm

Ob Eltern mit Kindern, Väter mit Töchtern, Omas mit Enkeln oder gleich alle zusammen: Bei den Familienprogrammen sind alle Generationen willkommen. Eine Woche lang werden die Teilnehmenden gemeinsam mit anderen Familien kreativ und gehen aktiv auf Tour. Als Ritter oder Bogenschütz*in in der Jugendherberge Burg Blankenheim, als Artist*in bei einer Zirkusfreizeit in der Jugendherberge Nettetal-Hinsbeck oder als an Felsen Kletternde in der Jugendherberge Nideggen – um nur einige Beispiele zu nennen. Ob Tauchen, Segeln, Waldbaden oder Wellness – die gemeinsamen Erlebnisse sorgen immer für schöne Familienerinnerungen. Für alle, die sich auf Reisen selbst organisieren möchten, bieten viele Jugendherbergen zudem standortbezogene Wochenendpauschalen für Familien an, in die zum Beispiel Zoo- oder Museumseintritte als flexible Bausteine inkludiert sind.

Betreute Ferienfreizeiten für Kinder und Jugendliche

Wenn die Schulen in den Ferien Pause machen, reisen in den Jugendherbergen des Rheinlands Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 16 Jahren an, um an Ferienfreizeiten mit themenbezogenen Programmschwerpunkten teilzunehmen. Die Themenwelten der Ferienfreizeiten gliedern sich in die Bereiche „Phantasie & Spiel“, „Sport & Erlebnis“, „Natur & Abenteuer“ sowie „Sprachen & Lernen“. Eltern können sich währenddessen darauf verlassen, dass ihre Kinder rund um die Uhr von motivierten und qualifizierten Referent*innen betreut werden.

Aufholen nach Corona

„Vielen Dank. Diese Chance hatte unermesslichen Wert für uns alle.“

Feedback aus der Jugendherberge Neuss-Uedesheim

Wohl kaum eine Bevölkerungsgruppe hatte weniger Chancen die Folgen der Pandemie adäquat zu bewältigen als Kinder, Jugendliche, Alleinerziehende und einkommensschwache Familien. Als freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe unterstützten die Jugendherbergen im Rheinland sie deshalb auch 2022 wieder bei der Bewältigung der Pandemiefolgen. Zehn Jugendherbergen im Rheinland veranstalteten im Rahmen des vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fortgeführten Aktionsprogramms „Aufholen nach Corona“ einwöchige Familienreisen und Feriencamps. Ihr Ziel: Kinder, Jugendliche und Familien mit erlebnispädagogischen Angeboten zu entlasten, gemeinsame Familien-Aktivitäten zu ermöglichen und Elternkompetenz zu stärken, um nach zwei erschöpfenden Jahren einfach mal wieder Kraft zu tanken.

Es konnten 51 Familienreisen sowie acht Kinder- und Jugendfreizeiten mit mehr als insgesamt 3.900 Teilnehmenden ausgerichtet werden. Die Aufhol-Programme schlugen mit rund 28.000 Übernachtungen in den NRW-Schulferien zu Buche. Ob kreatives Gestalten, Bewegungsspiele, Nachtwanderungen oder Phantasiereisen – in den Jugendherbergen Bad Münstereifel, Bonn, Essen, Gemünd Vogelsang, Hellenthal, Kleve, Köln-Riehl, Nettetal-Hinsbeck, Neuss-Uedesheim und Windeck-Rosbach wurden Familien und Kinder im Rahmen des Programms qualifiziert betreut.

 

Notwendige Förderung – tolles Feedback

Das Bundesministerium förderte die Angebote zu 90 Prozent, sodass einkommensschwache Familien mit Kindern davon profitierten. Ein anonymisiertes Feedbackverfahren im Anschluss an die Programme bestätigte, dass die deutliche Mehrheit der Familien (84%) ohne eine Förderung nicht hätte teilnehmen können. Zugleich ergab die Befragung, dass ihre Zufriedenheit mit den Erlebnissen und Erfahrungen so groß war, dass die weitaus meisten (89%) gerne wieder einen Urlaub in einer Jugendherberge verbringen würden.

„Meine Kinder und ich haben Entspannung, Spaß und Gemeinsamkeit erlebt –
unseren Akku aufgefüllt. Vielen Dank für diese Möglichkeit!“

Feedback aus der Jugendherberge Kleve

Duisburger Schulen holen auf 

Auch Duisburger Schülerinnen und Schüler profitierten vom Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona“, das in Kooperation mit dem Amt für schulische Bildung der Stadt Duisburg angeboten wurde. Insgesamt 695 Schülerinnen und Schüler aus acht Duisburger Schulen nahmen zwischen April und Dezember 2022 in den Jugendherbergen Duisburg Sportpark und Duisburg Landschaftspark an drei verschiedenen pädagogisch betreuten Tagesprogrammen zur Förderung sozialer Kompetenzen teil.

„Teamtraining und Konstruktion“ förderte die Kooperation und Qualität der Zusammenarbeit innerhalb der Klasse und bezog dabei die MINT-Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler ein. Im Rahmen der „TeamChallenge“ und des „Indoor-Teamtrainings“ organisierten die Schulklassen Wettkämpfe, bei denen es nicht nur um Körpergefühl ging, sondern auch darum, als Gemeinschaft zusammenzuwachsen. Die Teilnahme an dem Aktionsprogramm war für die Schülerinnen und Schüler kostenlos.

Unsere Mitgliederversammlung

„Obwohl wir in den zurückliegenden Krisenjahren unseren Mitgliedern kaum Angebote machen konnten, stehen sie bis heute fest an unserer Seite.“

Ludwig B. Lühl, Vorsitzender des DJH-Landesverbands Rheinland

Ludwig B. Lühl, Vorsitzender des DJH-Landesverbands Rheinland e.V., begrüßte am 24. September 2022 die Delegierten zur alljährlichen Mitgliederversammlung in der Jugendherberge Köln-Riehl. Wie im Jahr zuvor fand sie hybrid statt. In seinem Geschäftsbericht blickte Ludwig B. Lühl auf ein von der Pandemie dominiertes Jahr 2021 zurück. Umso beeindruckender sei deshalb der konstante Rückhalt der Mitglieder, deren Zahl trotz massiver Reiseeinschränkungen 2021 nur um 3,2 Prozent abgenommen habe. Dies verdeutliche die enorme Wertschätzung der Mitglieder, für die er sich stellvertretend bei den Delegierten bedankte.

Vorstandswahlen

Nach einem Grußwort von Burkhard Fieber, Vizepräsident des DJH-Hauptverbands, standen die Wahlen zum Vorstand auf der Tagesordnung. Ludwig B. Lühl bewarb sich für eine weitere Amtszeit als Vorsitzender des DJH-Landesverbands Rheinland e.V. und wurde mit großer Geschlossenheit wiedergewählt. Gleiches galt für Arnhold August, der für eine weitere Amtszeit als Schatzmeister gewählt wurde.


Änderung der Satzung

Nach den Wahlen beschlossen die Delegierten außerdem Satzungsänderungen wie die Anpassung der Wahlordnung zur Durchführung digitaler Wahlen. Außerdem wurde verabschiedet, dass zukünftig der Vorstand entscheidet, ob eine Mitgliederversammlung hybrid oder analog/digital veranstaltet wird. Dazu wurde § 14 (Verfahren) um einen Passus ergänzt. Die Mitgliederversammlung stimmte allen Satzungsänderungen einstimmig zu.

Auszeichnungen für ehrenamtliches Engagement

Die Mitgliederversammlung nahm die Gelegenheit wahr, verdienstvollen Mitgliedern des Vorstands ihre Anerkennung auszusprechen: 2022 erhielten Schatzmeister Arnhold August und Beisitzerin Margret Voßeler-Deppe die bronzene Ehrennadel, die der DJH-Landesverband Rheinland für besonderes ehrenamtliches Engagement verleiht. Ebenfalls ausgezeichnet wurde der stellvertretende Vorsitzende des DJH-Landesverbands Rheinland, Manfred Walhorn. Er erhielt für seinen ehrenamtlichen Einsatz im Sinne der Jugendherbergsidee von Burkhard Fieber die silberne Ehrennadel des DJH-Hauptverbands.

Erfahren Sie mehr über die Zusammensetzung der Mitgliederversammlung.

NRW-Landtag feiert die Jugendherbergen in NRW

„Heute sind Jugendherbergen modern ausgestattete, serviceorientierte Begegnungsstätten und außerschulische Lernorte mit erlebnisreichen Reise- und Bildungsangeboten, die das soziale Miteinander fördern und den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken.“

Ludwig B. Lühl, Vorsitzender des DJH-Landesverbands Rheinland

2021 blickten die DJH-Landesverbände Rheinland und Westfalen-Lippe auf ihre einhundertjährige Geschichte zurück. Da im letzten Jahr angesichts der Corona-Pandemie an eine große Jubiläumsfeier nicht zu denken war, freute sich der DJH-Landesverband Rheinland umso mehr, das Jubiläum am 29. September 2022 – gemeinsam mit den Kolleg*innen aus Westfalen-Lippe – bei einem Parlamentarischen Abend im NRW-Landtag gebührend nachfeiern zu können.

 

Berivan Aymaz, Vizepräsidentin des NRW-Landtags, begrüßte dazu rund 100 geladene Gäste – darunter Landtagsabgeordnete, Vorstandsmitglieder und die Geschäftsführer beider Landesverbände sowie Hausleiter*innen aus Jugendherbergen in ganz NRW. „Generationen von Kindern und wahrscheinlich wir alle“, sagte Berivan Aymaz, „verbinden das Erlebnis Klassenfahrt mit Jugendherbergen. Sie sind aber noch viel mehr als das. Jugendherbergen ermöglichen es besonders jungen Menschen und Familien, für wenig Geld Neues zu entdecken und eigene Horizonte zu erweitern.“ Zudem erinnerte die Landtagsvizepräsidentin an den „Herbergsvater“ der ersten Stunde, den Lehrer Richard Schirrmann. Ihm kam 1909, als er auf einer Wandertour mit seinen Schüler*innen von einem Unwetter überrascht wurde, die Idee, der wanderfreudigen Jugend Herbergen anzubieten. Daraus entwickelte sich eine weltumspannende Bewegung mit mehr als 400 Jugendherbergen allein in Deutschland. 75 davon werden in NRW betrieben.

Nachdem die Vorsitzenden der beiden Landesverbände, Ludwig B. Lühl und Guido Varney, Grußworte an die Gäste gerichtet hatten, übernahm Moderator Oliver Engelhardt das Mikrofon und überraschte die Jubilare mit eigens für den Abend produzierten Videos. Darin erklärten Kinder nach dem Vorbild der Quiz-Show „Dingsda“ typische Begriffe aus der Welt der Jugendherbergen – idealer Anlass also, um sich nach einer kurzen Präsentation der beiden Geschäftsführer Oliver Mirring und Guido Kaltenbach im Laufe des weiteren Abends mit den Landtagsabgeordneten über die gemeinnützige Arbeit der Jugendherbergen und ihre Rolle für Gesellschaft und Wirtschaft auszutauschen.

Heimatlos. Obdachlos.

„Ohne Wohnung oder auf der Flucht zu sein, war für viele Menschen 2022 bittere Realität. Die Jugendherbergen im Rheinland konnten hier schnelle Hilfe leisten.“

Oliver Mirring, Geschäftsführer DJH-Landesverband Rheinland

Gemeinsam stark sein und helfen, wo es möglich ist: Auch 2022 hat sich der DJH-Landesverband Rheinland wieder bei Behörden und Organisationen als unterstützender Partner für Menschen in Not angeboten. Bestürzt über den Ukraine-Krieg und das unfassbare Leid der Bevölkerung kam eine hilfreiche Kooperation mit den Bezirksregierungen Düsseldorf, Köln und daran anschließend mit der Stadt Wuppertal zustande: Aus dem bombardierten Kiew kommend traf am 4. März 2022 ein ganzes Kinderheim in der Jugendherberge Wuppertal ein. Es war eines der ersten Heime, das nach Ausbruch des Krieges vollständig evakuiert worden war. Geplant war, dass die 75 Waisen mit ihren Betreuenden bis zum 31. August bleiben. Doch das Ausmaß des Krieges lässt eine baldige Rückkehr bis heute nicht zu. Deshalb versuchen alle Beteiligten, den Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen vier und siebzehn Jahren ein annähernd „normales“ Leben zu ermöglichen. Sie gehen zum Teil zur Schule und erhalten eine Kinderbetreuung, in der viel Raum bleibt für Spiele, Sport oder auch das gemeinsame Singen.

„Natürlich ist es ein anderes Land mit einer anderen Sprache, aber wir versuchen den Kindern das Gefühl zu geben, dass die Abläufe ungefähr die gleichen sind wie vorher.“

Tetiana Markelova, Leiterin des Kinderheims

Nicht die Hoffnung verlieren

In der Jugendherberge Wuppertal ist zudem der Verein „Sozialtherapeutische Kinder- und Jugendarbeit e.V.“ (SKJ) aktiv. Er unterstützt das Betreuerteam vor Ort. „Es ist wichtig“, so der stellvertretende Leiter Marco Golub, „dass sie alle nicht die Hoffnung verlieren, in ihre Heimat zurückzukehren. Gleichzeitig sollen sie sich hier wohlfühlen.“ Auch für die Herbergsleiterin Corinna Wendel und ihre Mitarbeitenden der Jugendherberge Wuppertal hat sich der Alltag verändert. „Vorher“, sagt sie, „haben die Schulklassen alle vier bis fünf Tage gewechselt, nun leben dieselben Kinder dauerhaft hier. Das führt oft zu ganz praktischen Herausforderungen wie der Frage: Was kochen wir heute?“

Weitere Kooperationen in Köln und Duisburg

Auch die Stadt Köln konnte mit einer temporären Unterbringung von Geflüchteten aus der Ukraine unterstützt werden. Dafür stand ab dem 1. April 2022 die Jugendherberge Pathpoint Cologne in Bahnhofsnähe bereit. Zuvor hatte der DJH-Landesverband Rheinland dort seine Kooperation mit dem Verein „Helping Hands“ fortgesetzt. Im zweiten Winter in Folge erhielten dadurch 34 Obdachlose bis Ende März die Möglichkeit, im Warmen zu übernachten. Last but not least brauchen auch Helfende manchmal Hilfe: So wohnten in der Jugendherberge Duisburg Landschaftspark im März Mitarbeitende des THW, die in der benachbarten Kraftzentrale des Landschaftsparks Duisburg Nord Kriegsflüchtlinge versorgten.

Think green – meet green!

„Wir stellen vermehrt fest, dass bei Gruppen stärker als bisher ein geringer CO2-Fußabdruck buchungsentscheidend ist. Da sind wir als biozertifiziertes Haus konventionellen Anbietern gegenüber klar im Vorteil.“

Daniel Hecker, Küchenchef der Tagungs-Jugendherberge Bonn

Die Umweltbildung zu fördern und selbst ökologische Verantwortung zu übernehmen sind Werte, denen sich der DJH-Landesverband Rheinland qua Satzung verschrieben hat. Bei Tagungen, Events oder Seminaren spielen ein nachhaltiges Wirtschaften und ökologische Verantwortung im Tagungsservice zunehmend eine Rolle. Es geht um vegetarische Buffets, regionale Lieferketten, Biozertifizierungen oder das Vermeiden von Müll und Speiseresten – um nur einige Aspekte zu nennen. Nicht erst seit Corona ist eine Veränderung im Tagungssektor deutlicher zu spüren: Veranstaltende und Gäste achten zunehmend auf ihren ökologischen Fußabdruck und legen damit mehr Wert auf umweltfreundliche und nachhaltige Angebote.

Rest(e)los glücklich

Wie bereits kleine Maßnahmen zu großen Veränderungen führen, zeigt die Jugendherberge Köln-Riehl. Dort bleiben inzwischen rund 30 Prozent weniger Lebensmittelreste auf den Tellern, am Buffet und in den Töpfen zurück. Wie das gelingt? Gemeinsam mit den Jugendherbergen Aachen, Bad Münstereifel, Bonn, Lindlar und Waldbröl „Panarbora“ beteiligt sie sich an dem Projekt „MehrWertKonsum“. Ziel ist es, die Verpflegung insgesamt nachhaltiger auszurichten sowie Speisereste und Verpackungsmüll einzusparen. Konkret heißt das: Die Mitarbeitenden messen alle Teller- und Ausgabereste, prüfen Speisepläne auf eine gesunde und klimafreundliche Ausrichtung, optimieren Rezepte, bieten mehr vegetarische Speisen und saisonale Lebensmittel aus der Region an. Zahlreiche Fortbildungen, Workshops und Seminare für die Haus- und Küchenleitungen begleiten das von der EU und dem Land NRW geförderte und in Kooperation mit der NRW-Verbraucherzentrale aufgesetzte Projekt.

Partner of Sustainable Bonn

Die Verpflegung der Tagungs-Jugendherberge Bonn ist schon jetzt in weiten Teilen biozertifiziert. Das Ziel des Küchenleiters Daniel Hecker ist es, die 100 Prozent alsbald zu erreichen. Produkte wie Obst, Gemüse, Milch, Joghurt, Tee und Cerealien sind es bereits. Bald werden auch Butter, Öl, Essig und Wurst auf bio umgestellt. Fleisch stammt ausschließlich aus artgerechter Tierhaltung und Produkte wie Kaffee sind ausschließlich „fair-trade“. Bereits seit 2008 ist die Tagungs-Jugendherberge als „Partner of Sustainable Bonn“ ausgezeichnet. Wie alle Projektpartner hat sie dazu ein individuelles Konzept als „Konferenzstandort der Nachhaltigkeit“ entwickelt und legt Wert auf umweltfreundliches und nachhaltiges Handeln bei den Themen Energie, Wasser, Abfall und der Beschaffung von Lebensmitteln.

Umweltbildung

Als Tagungsort mitten im Naturpark Bergisches Land ist die Jugendherberge Waldbröl „Panarbora“ spezialisiert auf naturnahe Bildungsangebote. Top-Thema „auf Panarbora“ ist der Wald, dessen Vegetationszonen Tagungs- und Seminargruppen bei einer Führung auf dem rund 1,5 km langen Baumwipfelpfad unmittelbar durchstreifen. Mit Waldexkursionen und Outdoor-Programmen zu den Themen „Naturschutz“, „Umweltbildung“ und „Nachhaltiges Wirtschaften“ lassen sich Tagungen und Seminare programmatisch um aktuelle Perspektiven zum klimafreundlichen und umweltbezogenen Handeln ergänzen. Seit 2022 produziert die Tagungs-Jugendherberge auch eigenen Bienenhonig. Er steht zum Frühstück auf dem Tisch und ist als Tagungserinnerung ein beliebtes Mitbringsel.

Nachhaltig wirtschaften

Vom Bildungsprogramm über den Bau und Betrieb seiner Jugendherbergen bis zur Verpflegung: Seit seiner Gründung gehört es zum Satzungsauftrag des DJH-Landesverbands Rheinland umweltverträglich und sozial verantwortlich zu handeln und zu wirtschaften. Gäste können sich deshalb darauf verlassen, dass er sich im Sinne dieses auf langfristigen Erfolg ausgerichteten Qualitätsansatzes kontinuierlich nachhaltig ausrichtet. Nur so kann das Ziel, die Jugendherbergen im Rheinland in den kommenden Jahren in die Klimaneutralität zu überführen, gelingen.

Kinder- und Jugendreisen haben im Vergleich zu Individualreisen grundsätzlich eine deutlich bessere Ökobilanz. Schulklassen reisen zum Beispiel meist mit Bus oder Bahn an, Gruppen fragen vermehrt nach vegetarischer Verpflegung und auch Seminarveranstalter*innen achten stärker auf ihren ökologischen Fußabdruck. Dennoch: Angesichts des Klimawandels, der steigenden Energiepreise sowie seiner Verantwortung gegenüber kommenden Generationen wird der DJH-Landesverband die CO2-Bilanz seiner Jugendherbergen und Angebote weiter verbessern. Seit dem Ende aller Corona-Beschränkungen sind dazu nun auch größere Investitionen wieder möglich.


Sparen ist angezeigt

Um der akuten Energiekrise infolge des Ukraine-Kriegs begegnen zu können, hat der DJH-Landesverband Rheinland seit dem Frühjahr 2022 viele nichtinvestive oder geringinvestive Maßnahmen umgesetzt. Sie reichen vom Einbau neuer Wasserhähne und Fensterdichtungen bis hin zu Stromspar-Tipps. Überall dort, wo es sinnvoll ist, stellt die Marketingabteilung bisherige Print-Produkte auf Online-Alternativen um. Schließlich leisten auch die mitarbeiterfreundliche Home-Office-Regelung und die Substitution der meisten Dienstreisen durch Online-Besprechungen ihren Beitrag zur besseren Ökobilanz. Dank dieser vergleichsweise überschaubaren Maßnahmen gelang es dem DJH-Landesverband Rheinland seine Angebots- und Reisepreise stabil zu halten – „nach Corona“ insbesondere für Familien und Kinder eine gute Botschaft.

Pilotprojekt zu „Erneuerbaren“ in Simmerath-Rurberg

Einen langfristig wirksamen Beitrag hin zur Klimaneutralität wird eine umfassende energetische Sanierung der Jugendherbergen leisten müssen. In der Jugendherberge Simmerath-Rurberg startete ein Pilotprojekt zur energetischen Sanierung, das möglichst auf alle Jugendherbergen ausgeweitet werden soll. Eine Energieberaterin hat das Haus zunächst kritisch unter die Lupe genommen und ein Konzept entwickelt. Ab 2023 beginnt der DJH-Landesverband Rheinland hier mit diversen energieoptimierenden Maßnahmen. Unter anderem wird von Heizöl auf eine Kombination aus Solarthermie und Pellets umgerüstet. Als Installations- und Heizungsbaumeister mit dem Fachgebiet „Regenerative Energie“ wird Volker Klose ab März 2023 das Team der Bauabteilung in der Geschäftsstelle ergänzen.

Inklusion am Arbeitsplatz

Als bundesweit einmaliges Modellprojekt startete 2022 in der Jugendherberge Köln-Riehl die duale Ausbildung von jungen Menschen mit dem Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“. Initiiert hatte das Projekt „Ausbildung mittendrin“ der Kölner Inklusionsverein „mittendrin e.V.“. In den kommenden fünf Jahren wird er jährlich bis zu acht junge Menschen mit geistiger Beeinträchtigung durch ihre duale Ausbildung begleiten. Gefördert wird das Projekt vom Land NRW und der Europäischen Union. Der nordrhein-westfälische Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Karl-Josef Laumann (CDU), kam am 4. Mai 2022 persönlich nach Köln, um den Bewilligungsbescheid in der Jugendherberge Köln-Riehl zu überreichen. „Dieses Projekt ist wirklich mal etwas Neues“, sagte er und betonte, dass eine gelungene Integration sich letztlich daran beweise, ob sie in Erwerbsarbeit münde.

Zugang in den ersten Arbeitsmarkt

In der Jugendherberge Köln-Riehl begannen Silke Grünewald (22) und Jolin Kirchhoff (19) ihre Ausbildung zur „Fachkraft für Gastronomie/ Restaurantservice“, der 19-jährige Lucas Löffelmann startete als Azubi zum „Fachpraktiker Küche“. Neu und besonders ist, dass es sich um reguläre Ausbildungen handelt – inklusive Ausbildungsvertrag und Unterricht in der Berufsschule. „Bislang gab es für junge Menschen mit Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“ häufig nur die Möglichkeit, eine Werkstatt für Menschen mit geistiger Behinderung zu besuchen“, sagte die Projektleiterin Eva-Maria Thoms von „mittendrin e.V.“ „Mit dem neuen Projekt wird auch diese Gruppe in das reguläre duale Ausbildungssystem integriert und hat somit eine Option auf den ersten Arbeitsmarkt “. Ziel ist es, dass Auszubildende wie Silke, Jolin und Lucas später in ihrem Ausbildungsbetrieb bleiben können.


Integrativer Arbeitgeber

Steffen Minas, Leiter der Jugendherberge Köln-Riehl, war sofort bereit, bei „Ausbildung mittendrin“ mitzumachen. „Es gehört zu den Grundwerten der Jugendherbergen, dass alle Menschen unsere Angebote wahrnehmen können. Das impliziert auch ihre Verantwortung als Arbeitgeber. Wir beschäftigen aktuell 70 Mitarbeitende, von denen 17 ein Handicap haben. In der Jugendherberge Köln-Riehl arbeiten wir seit mehr als 15 Jahren integrativ und haben damit gute Erfahrungen gemacht.“

„Uns ist es wichtig, dass Inklusion und Integration nicht mit der Schule aufhören, sondern an der Arbeitsstelle weitergehen.“

Steffen Minas, Leiter der Jugendherberge Köln-Riehl

Projektpartner von „mittendrin e.V.“ ist der Kölner Inklusionsdienstleister Projekt Router gGmbH, der jahrelange Erfahrung hat, Menschen mit Behinderung in Unternehmen des ersten Arbeitsmarktes zu integrieren. Unterstützt wird das Projekt außerdem von der Arbeitsagentur Köln, dem Landschaftsverband Rheinland (LVR), der Kölner Handwerkskammer und der Industrie- und Handelskammer zu Köln.

 

Lesen Sie hier ein Interview zum Projektstart mit dem Leiter der Jugendherberge Köln-Riehl, Steffen Minas.

Arbeitsplatz Jugendherberge

Täglich erschaffen die Mitarbeitenden des DJH-Landesverbands Rheinland nicht nur Gemeinschaftserlebnisse, sondern sind auch selbst eine große Gemeinschaft. In einem Arbeitsklima des wertschätzenden Miteinanders haben sie die Corona-Pandemie mit beeindruckendem Teamgeist gemeistert. Dennoch haben sich vor allem Mitarbeitende im Service angesichts der Unsicherheiten der Pandemie beruflich umorientieren müssen. Zum Vergleich: 2019 waren mehr als 800 Menschen für die Jugendherbergen im Rheinland tätig, 2022 waren es 723.

 

Digitales Jobportal erfolgreich gestartet

Um das Recruiting neuer Mitarbeiter*innen möglichst breit aufzustellen, launchte der DJH-Landesverband Rheinland 2022 eine eigene, digitale Jobbörse. Unter der Adresse http://www.jugendherbergen-rheinland-jobs-karriere.de/ finden Interessierte offene Voll- oder Teilzeitstellen als Aushilfskraft, als Berufseinsteigende oder als Azubi. Hier werden neben den vielfältigen Jobprofilen auch die Informationen zum DJH-Landesverband Rheinland als Arbeitgeber sowie eine Reihe Benefits, die der Verband seinen Mitarbeitenden bietet, präsentiert. Dazu gehören unter anderem verlässliche – und damit familienfreundliche – Arbeitszeiten, freiwillige soziale Leistungen, Weiterbildungen oder auch das JobRad.

Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz

Die Jugendherbergen im Rheinland sind interessante Orte, um während des Bundesfreiwilligendienstes sinnstiftende Arbeitserfahrungen zu sammeln. Hier setzte der DJH-Landesverband Rheinland seine seit Langem bestehende Kooperation mit dem DJH-Hauptverband fort. Neu ist seit 2022 eine Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz als größtem Träger für Freiwilligendienste in Deutschland. Mit Hilfe der Agentur „FreiWerk“ sind derzeit in acht Jugendherbergen junge Menschen eingesetzt, die ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren und den Herbergsalltag in den rheinischen Jugendherbergen unterstützen. Beteiligt sind dabei die Jugendherbergen Bad Honnef, Essen, Gemünd Vogelsang, Nettetal-Hinsbeck, Mönchengladbach, Waldbröl „Panarbora“, Windeck-Rosbach und Wipperfürth.

 

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