Die Kleinen ganz groß
„Durch unsere erlebnispädagogischen Angebote können Kinder und Jugendliche wertvolle Kompetenzen erwerben, die ihnen auf dem Weg ins Erwachsenenleben helfen. Wir sind überzeugt, dass diese Erfahrungen einen positiven Unterschied für unsere Gäste und für die Gesellschaft von morgen machen.“
Cathrin Arnemann,
Leiterin Marketing & Vertrieb im DJH-Landesverband Rheinland
Die Jugendherbergen im Rheinland stehen für eine weltoffene, tolerante und demokratische Gesellschaft, in der das respektvolle Miteinander und die Vielfalt gelebte Werte sind. Diese völkerverständigende Idee, die sich aus der Satzung des DJH-Landesverbands Rheinland ableitet, ist ein klarer Gegenentwurf zu populistischen, diskriminierenden und extremistischen Haltungen, die den gesellschaftlichen Frieden zu gefährden drohen. Der DJH-Landesverband Rheinland als Teil des Deutschen Jugendherbergswerks hat sich deshalb 2024 dem Bündnis „Zusammen für Demokratie“ angeschlossen – aus Verantwortung für das Gemeinwohl sowie aus Sorge davor, dass sich antidemokratische und ausgrenzende Ideologien möglicherweise bei jungen Menschen verfangen. Dem Bildungsauftrag der Jugendherbergen, Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden zu unterstützen, kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu. Mitbestimmung, Teilhabe und Gleichberechtigung sind selbst in Familien oder Freundeskreisen für viele junge Menschen keine gelebten Erfahrungen mehr. Umso wichtiger sind Orte und Angebote, die sie erleben lassen, was es heißt, Teil einer Gemeinschaft zu sein: mitzubestimmen anstatt zu bestimmen, Lösungen auszuhandeln und zu kooperieren, selbst wenn der eigene Wunsch keine Mehrheiten gewinnt. Die Jugendherbergen im Rheinland sind solche Orte. Mit ihren Kooperationspartnern bieten sie wertvolle Bildungsangebote, die auf Erlebnispädagogik und Erfahrungslernen setzen und Kindern durch gezielte Förderung in frühen Lebensphasen Kompetenzen vermitteln, die ihnen helfen, resilient heranzuwachsen.
Resilienz stärken
Frühe Bildung in Kombination mit erlebnispädagogischen Angeboten kann die Entwicklung von Kindern umfassend fördern. Viele Studien zeigen, wie wichtig Konzepte mit pädagogischen Zielsetzungen durch herausfordernde Aktivitäten im sozialen und naturnahen Kontext sind: „Lernen durch Erleben“ hilft Kindern, sich psychosozial zu entwickeln.
Diese Erkenntnisse teilt auch Ulrich Koj. Er ist Dipl.-Sportwissenschaftler und einer der beiden Geschäftsführer des Programmanbieters Skills4Life, der bereits seit 2004 Kooperationspartner des DJH-Landesverband Rheinland ist. „Resilienz ist wie ein Schutzschild für die Seele“, sagt Ulrich Koj. „Ziel der Erlebnispädagogik ist deshalb, dass Kinder über das positive Verstärken ihres Selbstbilds lernen, sich selbst zu vertrauen Sie entwickeln ein Gespür für die Größe eines Problems und erkennen, dass es lösbar ist, wenn sie an Felsen klettern, ein Floß bauen oder in andere Rollen schlüpfen. Im übertragenen Sinn lernen sie damit auch, dass Krisen zum Leben dazugehören.“ Diese Aufgaben sind oft klein und beginnen teilweise bereits bei der Anreise. Plötzlich stellen sich Fragen wie: ‚Mit wem teile ich mein Zimmer?‘ oder ‚Wer schläft wo?‘– einfache Situationen, die soziale Fähigkeiten erfordern. „Dabei“ so Ulrich Koj, „geht es im Kleinen schon um Gerechtigkeit und Teilhabe – aber auch um Frustrationstoleranz, einer Fähigkeit, die heutzutage in Schule und Familie häufig nicht mehr selbstverständlich gelernt wird. In einem Sechser-Zimmer ist nämlich mehr Platz als für vier enge Freunde und nicht jeder kann das obere Bett am Fenster belegen.“ Während der Programme bleibt Mitbestimmung deshalb kein theoretisches Konstrukt. Die Kinder lösen Teamaufgaben wie Detektivspiele oder Rallyes in der Natur kooperativ und erfahren unmittelbar, was solidarisches Handeln bedeutet: zuhören, Kompromisse aushandeln und Abstimmungen akzeptieren – auch wenn die eigene Idee nicht gewinnt. „Solche Erfahrungen“ sagt Ulrich Koj, „sind besonders wertvoll, weil sie außerhalb des gewohnten schulischen oder familiären Kontextes in einer Umgebung stattfinden, die fordert, aber nicht überfordert.“ Und es sind Erfahrungen, die das Verständnis für Mitverantwortung und Toleranz stärken – Grundlagen eines stabilen demokratischen Miteinanders.
„Programme zur Medienkompetenz, die auch sprachliche Elemente beinhalten, sind wirksame Tools zur Gewaltprävention. Kinder und Jugendliche, die sich sprachlich nicht gut zur Wehr setzen und ihre Emotionen nicht verständlich machen können, werden als Heranwachsende andere Ausdrucksweisen nutzen.“
Ulrich Koj, Geschäftsführer von Skills4Life
Medienkompetenz
TikTok-Videos gucken oder durch Instagram-Reels scrollen: Soziale Medien prägen mittlerweile den Alltag von Kindern und Jugendlichen. 157 Minuten täglich – also fast 2 ½ Stunden – sind sie heute im Durchschnitt auf Social-Media-Plattformen online. Dies ermittelte 2024 ein Update der Studie „Ohne Ende Online?!“*, die mehr als 25 Prozent der Kinder und Jugendlichen aktuell einen mindestens riskanten Medienkonsum attestiert. „In den Jugendherbergen hat das Smartphone während der meisten Programme Pause“, sagt Ulrich Koj, „es sei denn, es geht explizit um das Erlernen digitaler Kompetenzen.“ Auch dies ist dringend geboten, wie etwa die jüngste ICILS-Studie** zeigt, der zufolge 40 Prozent der Achtklässlerinnen und Achtklässler in Deutschland nur rudimentäre computer- und informationsbezogene Kompetenzen erreichen. In Zeiten, in denen die Digitalisierung in allen Lebensbereichen voranschreitet, können sie auf dem Tablet nicht mehr als „klicken und wischen“. Das heißt, sie können recherchierte Informationen weder reflektieren und einordnen, noch bewerten und produktiv weiterverarbeiten. Gemeinsam mit Skills4Life bieten die Jugendherbergen im Rheinland Klassenfahrten-Programme an, die die Medienkompetenz trainieren und dabei auch das Sprachverständnis berücksichtigen. „Beides“, so Ulrich Koj, „hängt unmittelbar zusammen. Wenn junge Menschen aber wissen, wie sie sich sprachlich gegen Herabwürdigungen in Klassen-Chat-Gruppen oder gegen Fake News wehren können, entwickeln sie ein Instrumentarium dafür, wie sie soziale Medien verantwortungsvoll nutzen.“
Bewegung und Begegnung
Nicht zuletzt unterstützen die Programme der Jugendherbergen im Rheinland die kognitive Entwicklung von Kindern und Jugendlichen durch sportliche Aktivitäten, viel Bewegung, Naturerfahrungen sowie intensive Gemeinschaftserlebnisse. Damit schaffen sie einen wertvollen Ausgleich zur heutigen Lebenswirklichkeit vieler junger Menschen. Denn mangelnde Gelegenheiten für zwischenmenschliche und interkulturelle Erfahrungen, veränderte Familienstrukturen und Bewegungsmangel verarmen den sozialen Alltag vieler Kinder bereits in jungen Jahren. Ulrich Koj: „Sport als Hobby ist zwar immer noch wichtig, doch die langen Schultage grenzen die Zeiträume ein. Hinzu kommt, dass die Künstliche Intelligenz schon länger in der Lage ist, Bewegung quasi auszulagern. Das fängt bei computersimulierten Sport-Challenges an und hört bei digitalen Schnitzeljagden nicht auf. Dabei bewegen sich Kinder in aller Regel gerne.“ Auch dies greift die Erlebnispädagogik auf: Mit Aktivitäten, Ausflügen in der Natur und hauseigenen Freizeitangeboten wie Kleinspielfeldern, Tischkickern, Grillplätzen und weitläufigen Außengeländen bieten die Jugendherbergen im Rheinland ideale Bedingungen für bewegende Zeiten und spontane Begegnungen. Hier wird nicht nur gespielt – hier wird gelernt, geforscht und gemeinsam gelacht. Ob beim Klettern, beim Outdoorspiel oder beim abendlichen Lagerfeuer.
*Wiedemann, H., Thomasius, R., Paschke, K. (2025). Problematische Mediennutzung bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland: Ergebnisbericht 2024/2025. Ausgewählte Ergebnisse der siebten Erhebungswelle im September/Oktober 2024. DAK-Gesundheit. Verfügbar unter: www.dak.de/mediensucht
**https://www.bmbf.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2024/11/111124-ICILS.html
Inklusion am Arbeitsplatz - ein Gewinn für alle
“Die Jugendherbergen bieten mit ihren klassischen Arbeitsfeldern ein ideales Arbeitsfeld für Menschen mit inklusivem Hintergrund. Hier können sie sich mit der nötigen Unterstützung zu wichtigen Kolleg*innen entwickeln“.
Alex Labruier, Geschäftsführer des Inklusionsdienstleisters ProjektRouter gGmbH
Seit 2024 ist die Jugendherberge Bonn Teil eines Netzwerks, das seit vielen Jahren in Kooperation mit der Kölner ProjektRouter gGmbH inklusive Arbeitsplätze schafft. „Die Entscheidung“, so Herbergsleiterin (kommissarisch) Maria Kreilkamp, „haben wir ganz bewusst getroffen. Wir hatten bereits positive Erfahrungen mit der Lebenshilfe Bonn gesammelt und wollten nun auch gezielt Mitarbeitende mit geistiger Behinderung ins Team integrieren. Wir sind mit Respekt, aber auch mit der Haltung an dieses Projekt gegangen, dass die Zusammenarbeit bereichernd sein wird – sowohl für das bestehende Team als auch für die neuen Kolleg*innen.“ Nach einem Jahr hat sich diese Haltung in der Praxis bewahrheitet: „Wir gehen respektvoller miteinander um, haben Berührungsängste abgebaut und unseren Zusammenhalt noch einmal stärker festigen können. Auch die Gäste reagieren positiv auf die Veränderungen. Besonders Familien mit Kindern mit Behinderung schätzen es, wenn sie Mitarbeitende mit Handicap im Team erleben – das schafft eine unmittelbare Verbindung.“
Kleine Maßnahmen machen den Unterschied
Dass ihr Team die nötige Sensibilität mitbringen würde, um Mitarbeitende mit geistiger Behinderung bestmöglich zu unterstützen – daran hat Maria Kreilkamp nie gezweifelt. Oft waren es ohnehin nur kleine Maßnahmen, die den Unterschied machten: Klare Arbeitsanweisungen etwa, kleinschrittige Aufgaben oder die flexible Anpassung an individuelle Bedürfnisse. So erhielt beispielsweise eine Mitarbeiterin, die nicht im direkten Gästekontakt arbeiten wollte, einen ruhigen Arbeitsplatz mit einer entspannten Arbeitsumgebung im Backoffice. „Inklusion“, so Maria Kreilkamp, „funktioniert umso besser, je wohler sich alle Mitarbeitenden fühlen und je besser sie ihre Stärken entfalten können. Wir haben einen Mitarbeiter mit technischem Talent, der inzwischen eigenständig für die Medienbetreuung im Tagungsbereich zuständig ist. Ohne diese gezielte Förderung wäre seine Fähigkeit möglicherweise unentdeckt geblieben. Gleichzeitig hat das Team immer eine Anlaufstelle, wenn Fragen auftauchen.“
Stärken stärken
Die positiven Effekte der Inklusion zeigen sich insbesondere bei den neuen Mitarbeitenden selbst. Sie entdecken ihre eigenen Stärken und entwickeln sich persönlich weiter. Ein ursprünglich für einfache Aufgaben eingesetzter Mitarbeiter ist mittlerweile ein verlässlicher Ansprechpartner in der Warenannahme. Mit großem Engagement sorgt er dort für Ordnung und kennt das Lager mittlerweile in- und auswendig. All diese Erfahrungen möchte in der Jugendherberge Bonn niemand mehr missen. Zwar fordere Inklusion vor allem zu Beginn Zeit und Flexibilität. Der regelmäßige Austausch mit den Mitarbeitenden sowie den Partnern von ProjektRouter gGmbH ist essenziell. Der wichtigste Tipp von Frau Kreilkamp: „Einfach den ersten Schritt wagen, ausprobieren und offen für neue Erfahrungen sein. Die Bereicherung, die Inklusion für ein Team bedeutet, ist enorm.“
Ein „Pionier“ der Inklusion am Arbeitsplatz
Auch Alex Labruier, Geschäftsführer der in Köln ansässigen ProjektRouter gGmbH, sieht in der nunmehr 20-jährigen Zusammenarbeit mit den Jugendherbergen im Rheinland einen großen Erfolg für inklusive Beschäftigungsverhältnisse: „Bisher konnten die betreuten Mitarbeitenden ihre beruflichen Fähigkeiten und Erfahrungen aus den Jugendherbergen in spätere Beschäftigungsverhältnisse einbringen. Davon profitierten sie selbst, aber auch die neuen Unternehmen.“
Die ProjektRouter gGmbH nahm 2004 ihre Arbeit auf. Im Fokus ihrer Arbeit stehen Menschen, die sich einen inklusiven Berufsweg in einem Unternehmen und eine individuelle und verlässliche Unterstützung für ihr berufliches Fortkommen wünschen. Als Inklusionsdienstleister unterstützt die ProjektRouter gGmbH heute mehr als 280 Menschen mit Behinderungen in unterschiedlichen Unternehmen und Institutionen, darunter insgesamt 46 inklusive Mitarbeitende in den Jugendherbergen Köln-Deutz (13), Köln-Riehl (21), Bonn (1) und Düsseldorf (4). Je nach Möglichkeit, arbeiten die Mitarbeitenden zwischen 15 und 38 Stunden pro Woche im Housekeeping, in den Gastronomiebereichen, den Außengeländen, der Haustechnik und der Verwaltung. Betreut werden sie dabei von Inklusions-Coaches, die sie selbst, die Teams und deren Vorgesetzte in der direkten Beratung vor Ort am Arbeitsplatz und in der akuten Arbeitssituation unterstützen – etwa, wenn es darum geht, neue Arbeitsaufgaben einzuüben, bestehende Aufgaben zu optimieren, unterstützende Arbeitshilfen zu entwickeln oder auch Konflikte zu klären. Alex Labruier: „Unsere Inklusions-Coaches stehen jederzeit als Ansprechpartner*innen vor Ort zur Verfügung. Durch die tägliche Betreuung und Unterstützung der inklusiven Mitarbeitenden sowie die ständige Erreichbarkeit für das Jugendherbergsteam schaffen wir eine gewinnbringende Beschäftigungssituation sowohl für die Jugendherbergen als auch für die von uns betreuten Mitarbeitenden.“
Jolin, Lukas und Silke auf dem Weg in den ersten Arbeitsmarkt
In den ersten Arbeitsmarkt wollen auch Jolin Kirchhoff, Lukas Löffelmann und Silke Grünewald. Über das Modellprojekt „Ausbildung mittendrin“ des Elternvereins mittendrin e.V. erhielten sie 2022 in der Jugendherberge Köln-Riehl die Chance, in den von ihnen gewünschten Berufsfeldern genau dort zu lernen, wo auch junge Menschen ohne Behinderung ausgebildet werden. Auch hier ist die ProjektRouter gGmbH begleitender Projektpartner. Jolin Kirchhoff hat 2024 ihre duale Ausbildung zur Fachkraft Gastronomie erfolgreich absolviert und befindet sich gerade in der Orientierungsphase, um ihre nächsten beruflichen Schritte zu planen. Lukas Löffelmann arbeitet gemeinsam mit den Köchen und Coaches intensiv daran, seine bevorstehende Abschlussprüfung zu bestehen. Und auch Silke Grünewald steht kurz vor dem erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung und bereitet sich auf die Prüfung im Frühsommer 2025 vor. Ihr Ziel ist es, anschließend eine Stelle im gastronomischen Bereich in Düsseldorf zu finden.
Jugendherbergen der Zukunft gestalten
„Transformation ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit und fest im DJH-Landesverband Rheinland verankert. Bestes Beispiel dafür ist die Jugendherberge Köln-Deutz. Hier haben wir 2024 nicht nur eine Photovoltaikanlage installiert, sondern realisieren dort auch ein neues Gestaltungskonzept.“
Kevin Schepers, Leiter der Bauabteilung im DJH-Landesverband Rheinland
Die Natur schützen, Ressourcen schonen und im Heute bereits die Jugendherbergen von übermorgen gestalten: Dies sind Selbstverpflichtungen, die schon seit über 100 Jahren in der Satzung des DJH-Landesverband Rheinland angelegt sind und sein gegenwärtiges Handeln leiten. Vom effektiven Energiemanagement über den zunehmenden Einkauf regionaler und fair gehandelter Lebensmittel bis hin zu Maßnahmen der Digitalisierung. Vom inklusiven Arbeitsplatz bis zur Resilienz stärkenden Klassenfahrt, Familien- oder Ferienfreizeit. Um auch in Zukunft flexibel und zeitgemäß auf den sich wandelnden Gästebedarf reagieren zu können, ist es notwendig, sich stets den aktuellen Herausforderungen zu stellen und Transformationsprozesse anzustoßen – ohne dabei die gelebte Tradition der Jugendherbergsidee „Gemeinschaft erleben“ aus den Augen zu verlieren.
Vorrangiges Ziel ist es, einen effizienten und nachhaltigen Betrieb sicherzustellen. Die größte Wirkung erreicht der DJH-Landesverband Rheinland durch die Kombination aus effektivem Energiemanagement und der energetischen Sanierung seiner Jugendherbergen. Mit Hochdruck setzt er dazu die Vorgaben des European Green Deal, des Erneuerbare Energiegesetzes (EEG) und des Gebäudeenergiegesetzes um. Mit Blick auf seine gesellschaftliche Verantwortung will der DJH-Landesverband Rheinland hier Vorreiter sein und konsequent daran arbeiten, bis 2030 „klimaneutral“ zu sein.
Grüne Zukunft – jetzt
Nach der klimafreundlichen Umrüstung der Jugendherberge Düsseldorf mit einer Photovoltaikanlage produzieren nun auch die Jugendherbergen Xanten, Duisburg-Sportpark, Neuss-Uedesheim, Köln-Deutz und Bad Honnef ihre eigene Solarenergie. Den erzeugten Strom nutzen die Jugendherbergen selbst, überschüssige Energie speisen sie ins Netz. Perspektivisch wird der DJH-Landesverband Rheinland auch die Speichermöglichkeit der überschüssigen Energie prüfen. Die Jugendherberge Gemünd-Vogelsang soll zudem zur ersten klimaneutralen Jugendherberge des DJH-Landesverbands Rheinland ausgebaut werden. Die Vorstufe für dieses Pilotprojekt lieferten 2024 detaillierte Untersuchungen sowie Maßnahmenpläne zum Einsatz von Photovoltaikanlagen und zur möglichen Wärmerückgewinnung. Die Erkenntnisse, die in Zusammenarbeit mit einem externen Partner erarbeitet wurden, sollen als Modell für weitere Jugendherbergen mit vergleichbaren Ausstattungsstandards dienen. In der Jugendherberge Simmerath-Rurberg begann Ende 2024 der Austausch der Ölheizung durch eine moderne Holzpelletheizung in Kombination mit einer Solarthermieanlage. Zusätzlich wurde die Beleuchtung auf energiesparende LED-Technik umgestellt. Weil jede Jugendherberge einen individuellen Energiebedarf hat, durchlaufen alle Standorte seit 2016 regelmäßige Energie-Audits, um den Ist-Zustand zu erfassen und erforderliche Energiemaßnahmen einschätzen zu können.
Nachhaltigkeitsleistungen sichtbar machen
Um zunehmend nachhaltiger zu wirtschaften, unterzieht sich der DJH-Landesverband Rheinland dem ESG-Verfahren. Ziel aller in diesem Verfahren entwickelten Maßnahmen ist es, die Jugendherbergen im Sinne einer möglichst ausbalancierten Integration von Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG) nachhaltig aufzustellen. Dem DJH-Landesverband Rheinland ist es wichtig, seine Nachhaltigkeitsleistungen sichtbar, transparent und auch vergleichbar zu machen. Unter Federführung der Geschäftsführung und unter Mitwirkung von Regional-, Abteilungs- und Herbergsleitungen entstand deshalb 2024 der Nachhaltigkeitsbericht nach den Standards des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK). Als Guide stand ihnen dazu eine Unternehmensberatung zu Seite. Prüfende Gesellschaft ist der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK), der im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) den Rahmen für die Berichterstattung setzt.
Jugendherbergen neu denken
In der Geschichte des Deutschen Jugendherbergswerks ist Köln ein echter Traditionsstandort – bereits kurz nach der Gründung im Jahr 1909 entstand dort eine der ersten Jugendherbergen. Die Liste der Standorte sowie aller Neu- und Umbauten von Kölner Jugendherbergen ist lang und vielseitig. Sie reicht von der heutigen Mindener Straße über das Konrad-Adenauer-Ufer bis hin zur 1960 eröffneten Jugendherberge Köln-Deutz an der Siegesstraße. 40 Jahre später wurde dort in einen größeren Folgeneubau investiert, der 2003 eröffnet werden konnte. Heute, nochmal 20 Jahre später, ist wieder Zeit für eine umfassende Modernisierung. Vielfältig, modern und „typisch kölsch“: So lauten in Kürze die wesentlichen Gestaltungsziele, an denen sich der Umbau der Jugendherberge Köln-Deutz orientiert. 2024 hatte der DJH-Landesverband Rheinland dazu einen Workshop mit einem Innenarchitekturbüro initiiert. Entstehen soll daraus ein modernes, ganzheitliches Gestaltungskonzept, das sich durch ein „kölsches“ Design auszeichnet. Die Bauarbeiten erfolgen ab 2025 abschnittsweise bei laufendem Betrieb.
Um eine ganz neue und zukunftsweisende Idee geht es am Standort der geschlossenen Jugendherberge Kevelaer. 2024 hat der DJH-Landesverband Rheinland die Findungsphase für ein Gesamtkonzept eingeläutet, Ideen gesammelt und eine erste Projektstudie erstellt. Konsens ist, das Thema „Nachhaltigkeit“ dort in allen Bereichen umzusetzen und erlebbar zu machen – von der naturnahen Integration des Gebäudes in das umliegende Landschaftsschutzgebiet über die Energieversorgung bis hin zur Programmgestaltung.
Gutes Klima. Gute Atmosphäre
„Als Anbieter von Gruppenunterkünften stehen wir vor der Herausforderung, viele Gäste zu beherbergen und gleichzeitig unseren Energieverbrauch zu senken.
Dies kann nur durch ein effizientes Energiemanagement und umfassende energetische Sanierungen gelingen. Gemeinsam mit unseren Hausleitungen und externen Expert*innen arbeiten wir an umsetzbaren Maßnahmen zur CO2-Reduktion.“
Kevin Schepers, Leiter der Bauabteilung des DJH-Landesverbands Rheinland
Ökologische Verantwortung zu übernehmen, nachhaltig zu handeln und aktiv zum Umweltschutz beizutragen: Diese Ziele sind in der Satzung des DJH-Landesverbands Rheinland fest verankert und zeigen sich auf allen Ebenen: von der Verarbeitung regionaler und biozertifizierter Lebensmittel über die Gestaltung der Angebote und Programminhalte bis hin zur Gästekommunikation, die mittlerweile zu 90 Prozent auf Online-Instrumente umgestellt wurde. Die Jugendherbergen im Rheinland positionieren sich damit dezidiert als Anbieter nachhaltiger Gruppenunterkünfte und sprechen damit auch die wachsende Zahl umweltbewusster Gäste an. 2023 nahm die Transformation hin zu einer nachhaltig und klimaneutral agierenden Organisation weiter Fahrt auf.
Energiemanagement und energetische Sanierung
Die größte Wirkung zur Sicherstellung eines nachhaltigen Betriebs erreicht der DJH-Landesverband Rheinland durch die Kombination aus effektivem Energiemanagement und der energetischen Sanierung seiner Jugendherbergen. Im März 2023 ging auf dem Dach der Jugendherberge Düsseldorf die erste Solaranlage ans Netz, die den CO2-Ausstoß reduziert. Weitere und größere Anlagen werden auf den Dächern der Jugendherbergen Bad Honnef, Köln-Deutz und Xanten bis zum Sommer 2024 in Betrieb gehen können. Die Anlagen für die Jugendherbergen Duisburg Sportpark und Neuss-Uedesheim sind in der Planungsphase. Erste Fortschritte gibt es auch bei der energetischen Sanierung der Jugendherberge Simmerath-Rurberg, die als Pilotprojekt wichtige Hinweise und Erkenntnisse für alle Jugendherbergen im Rheinland liefern wird. Die Bestandsaufnahme sowie die bauphysikalische Auswertung sind durchgeführt, die oberste Geschossdecke des Erweiterungsbaus ist gedämmt. Diese Teilsanierung wurde als Projekt durch die Bundesförderung für energieeffiziente Gebäude unterstützt. In Vorbereitung sind eine neue Heizungsanlage, eine effektivere Dämmung durch Fenster und Türen sowie die Errichtung einer Photovoltaik-Anlage.
Transparente Nachhaltigkeitsleistungen
Klimaneutralität zu erreichen ist ein globales Ziel, zu dem die Jugendherbergen ihren Beitrag leisten wollen. Der DJH-Landesverband Rheinland unterstützt deshalb die Ziele und Maßnahmen des European Green Deal, des neu gefassten Klimaschutzgesetzes auf Bundesebene und des „Green Deal NRW“ zum Übergang in eine klimaneutrale Wirtschaft. Um seine Nachhaltigkeitsleistung für alle transparent zu machen, nimmt der Landesverband seit 2023 als einer der ersten anerkannten Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe am ESG-Verfahren teil. Die sogenannten ESG-Kriterien stehen für die Schlüsselbereiche Environmental, Social sowie Governance und werden fortan in die Strategie des Landesverbandes eingebettet. Mithilfe einer externen Beratung dokumentiert, analysiert und bewertet der DJH-Landesverband Rheinland im Rahmen des ESG-Verfahrens seine Nachhaltigkeitsleistungen – bezogen auf ökologische Aspekte der Nachhaltigkeit, auf soziale Aspekte wie Arbeitsbedingungen, Diversität oder soziale Verantwortung sowie auf Strukturen, die eine verantwortungsvolle Führung sicherstellen.
Ausbildung im sinnstiftenden Umfeld
„Seitens des Landesverbandes wurden meine Erwartungen an den Ausbildungsplatz voll und ganz erfüllt. Hier kann ich immer fragen und die Kollegen erklären es mir auch gerne ein zweites Mal. Das ist toll und hilft sehr.“
Helan Al Omar, seit dem 1. September 2022 Auszubildende zur Kauffrau für Büromanagement in der Düsseldorfer Zentrale des DJH-Landesverbands Rheinland
Gemeinschaft erleben: Nicht nur mit den Gästen aus dem In- und Ausland, sondern auch am Arbeitsplatz unter den Teamkolleg*innen
Der DJH-Landesverband ist nicht nur Arbeitgeber für fast 800 Mitarbeitende, sondern übernimmt auch Verantwortung aus Ausbildungsbetrieb. Wer eine Ausbildung in den Jugendherbergen im Rheinland beginnt, schätzt die Begegnungen mit weltoffenen Kolleg*innen und internationalen Gästen in einem serviceorientierten und sinnstiftenden Arbeitsumfeld. Unsere Auszubildenden kochen für Schulklassen und Sportgruppen, haben ein Service-Gespür für Tagungs- und Seminargäste und ein offenes Ohr für Chöre und Musikgruppen. 2023 bildete der DJH-Landesverband Rheinland in seinen 32 Jugendherbergen und in der Düsseldorfer Zentrale insgesamt 31 Auszubildende aus – Tendenz steigend. Drei Auszubildende schlossen 2023 ihre Ausbildungen erfolgreich ab, zwei von ihnen wechselten in feste Arbeitsverhältnisse und arbeiten heute als Kaufmann für Tourismus und Freizeit in der Jugendherberge Hellenthal und als Koch in der Jugendherberge Köln-Riehl.
Für die Auszubildenden verläuft kein Tag wie der andere. Ob als Köchin oder Fachkraft für Gastronomie, ob als Kaufmann für Büromanagement oder Kauffrau für Tourismus und Freizeit. Das weiß auch Helan Al Omar, die 2023 in ihr zweites Ausbildungsjahr zur Kauffrau für Büromanagement in der Düsseldorfer Geschäftsstelle des DJH-Landesverbands Rheinland startete und zusätzlich ihr Fachabitur macht. Sie wird im Laufe ihrer Ausbildung alle Abteilungen durchlaufen, um die spezifischen Aufgaben und Abläufe kennenzulernen. Auf die Motivation zu ihrer Bewerbung angesprochen, sagte die heute 19-jährige in einem Interview, sie habe sich zuvor darüber informiert, wofür der DJH-Landesverband stehe und finde sein gesellschaftliches Engagement „richtig gut“. Eine Motivation, die viele andere Auszubildende mit ihr teilen. Das gesamte Interview mit Helan Al Omar ist auf dem Karriereportal des DJH-Landesverbands Rheinland nachzulesen.
Inklusion leben, Barrieren abbauen
„Lukas, Silke und Jolin sind sehr engagiert und sie bereichern unser Team. Wir möchten sie nicht mehr missen. Gerade für das Teambuilding ist Inklusion sehr gut.“
Rainer Schopen, Küchenchef der Jugendherberge Köln-Riehl
Lukas, Silke und Jolin sind drei Auszubildende mit dem Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“, die in der Jugendherberge Köln-Riehl im Rahmen eines bundesweit einmaligen Modellprojekts eine duale Ausbildung machen. Lukas Löffelmann wird Koch, Silke Grünewald und Jolin Kirchhoff machen eine Ausbildung zur Fachkraft Gastronomie. Mit der Jugendherberge Köln-Riehl haben sie einen erfahrenen Ausbildungsbetrieb gefunden, denn: Der DJH-Landesverband Rheinland ist bereits seit vielen Jahren ein inklusiver Arbeitgeber. Menschen mit Behinderung – so sein Anliegen – sollen gleichberechtigt an der Gesellschaft teilhaben. Das Thema Inklusion ist deshalb seit jeher in § 4 der Satzung des DJH-Landesverbands Rheinland fest verankert. Die Verwirklichung des in der Satzung geforderten „inklusiven Zusammenlebens“ bezieht sich nämlich nicht nur auf die Gäste der Jugendherbergen, sondern auch auf ihre Mitarbeitenden. Aktuell werden gemeinsam mit dem Kölner Inklusionsdienstleister Projekt Router gGmbH in den Jugendherbergen im Rheinland über 46 Mitarbeitende mit Inklusionshintergrund beschäftigt. Mit dem Angebot einer dualen Ausbildung ging der DJH-Landesverband noch einen Schritt weiter, denn sie eröffnet Menschen mit geistiger Beeinträchtigung eine echte Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt. Als der Kölner Verein „mittendrin e.V.“ mit der Idee an den DJH-Landesverband Rheinland herantrat, war schnell klar: Hier machen wir mit. Projektpartner von „mittendrin e.V.“ ist Projekt Router gGmbH, der sowohl die Jugendherbergen kennt, als auch viele Jahre Erfahrung hat, Menschen mit Behinderung in Unternehmen zu integrieren. Das Pilotprojekt wird von der Europäischen Union und dem NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales gefördert.
„Menschen mit Behinderung sind keine Belastung für Unternehmen, sondern eine echte Bereicherung für jeden Betrieb. Sie sind hoch motiviert, besitzen oft ausgeprägte Talente und haben ein starkes Bewusstsein für den Wert des eigenen Arbeitsplatzes.“
Steffen Minas, stellv. Geschäftsführer des DJH-Landesverbands Rheinland
Inklusives Unternehmensnetzwerk
Um ihre positiven Erfahrungen weiterzugeben, haben sich die Jugendherbergen im Rheinland 2022 unter der Federführung von Steffen Minas, langjähriger Leiter der Jugendherberge Köln-Riehl, mit drei weiteren Unternehmen zu dem Verein „Inklusives Unternehmensnetzwerk e.V.“ zusammengeschlossen. Mittlerweile haben sie 15 weitere Firmen überzeugen können, einen inklusiven Arbeitsmarkt zu schaffen, an dem Menschen mit Behinderung ohne Barrieren teilhaben können. Darunter sind die DHL Airways GmbH, das Universitätsklinikum Düsseldorf und das Intercontinental Berlin. Ziel des Netzwerks ist der Abbau von Barrieren am Arbeitsplatz. Um die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt zu erleichtern, setzt der Verein auf eine umfassende Beratung – sowohl für inklusionsinteressierte Unternehmen, als auch arbeitssuchende Menschen mit Behinderung.
Nähere Informationen finden Interessierte auf der Seite www.inklusives-unternehmensnetzwerk.de.
WERT. ARBEIT.
„Der Vereinszweck des DJH-Landesverbands Rheinland ist seit über 100 Jahren aktueller denn je. Die erlebnispädagogischen Programmangebote entsprachen nie deutlicher den gegenwärtigen gesellschaftlichen Bedürfnissen und Herausforderungen.“
Cathrin Arnemann, Leiterin Marketing & Vertrieb im DJH-Landesverband Rheinland
Wer in die Satzung des DJH-Landesverbands Rheinland e.V. blickt, findet in § 4 den zentralen Hinweis zur Verwirklichung des Vereinszwecks. „Der Verein“, heißt es dort, „ist vor allem für junge Menschen aus aller Welt tätig, unabhängig von ihrer Zugehörigkeit zu einem Geschlecht, ihrer ethnischen Herkunft, Religion, Weltanschauung oder politischen Partei und dient dem gegenseitigen Verständnis und friedlichen Miteinander der Völker.“ Mit diesem inklusiven Ansatz ist ein umfassendes Qualitätsversprechen verbunden, das unter anderem über erlebnispädagogische Konzepte, Vielfalt und Aktualität von Programmangeboten für Schulklassen, Kinder und Jugendliche sowie Familien und Gruppen eingelöst wird. Besonders wichtig ist es, die Programme stets weiterzuentwickeln, ihren Praxisbezug zu sichern, um inhaltlich sowie pädagogisch immer aktuell auf soziale Lernbedürfnisse von Kindern und Jugendlichen reagieren zu können. 2023 konnte der DJH-Landesverband Rheinland in verschiedenen Schwerpunkthemen wie z.B. Gesundheit, Natur, Kreativität, Medien oder Bewegung rund 300 qualifizierte Programme sowie ca. 230 Programmbausteine anbieten. Die professionelle Umsetzung gewährleisten die Jugendherbergen durch die langjährige Zusammenarbeit mit aktuell über 30 kooperierenden Organisationen von Erlebnis- und Freizeitpädagog*innen. Eine regelmäßige Prüfung der Qualifikationen und Kompetenzen ihrer Referent*innen entspricht einem festgeschriebenen transparenten Qualitätssystem. Mehr dazu erfahren Sie in dem Blogbeitrag „Unser Qualitätsversprechen“.
„Rollenverständnis, Selbstreflexion, Teamfähigkeit – das sind wichtige soziale und emotionale Kompetenzen, die wir schulen. Das Verständnis für eine authentische Selbst- und Fremdwahrnehmung zu fördern heißt zum Beispiel, die Perspektive zu wechseln, um zu erkennen, wie das eigene Verhalten auf andere wirkt.“
Kirsten Schaefer, Teamkoordinatorin des Programmpartners „QUOVADIS Gesellschaft für Soziale Bildung“
Fürs Leben lernen!
Damit außerschulisches Lernen zum Abenteuer wird, braucht es vielfältige Erlebnisräume für ein lebendiges Miteinander. Die 32 Jugendherbergen im Rheinland machen dies mit ihren spezifischen Standort- und Programmprofilen Tag für Tag aufs Neue möglich. Denn sie sind mehr als nur gute Gastgeber für Übernachtung und Verpflegung – ihrem Bildungsauftrag folgend, bieten sie über ihre erlebnispädagogischen Programmangebote insbesondere jungen Menschen die Möglichkeit, sich durch altersgerechte Förderung selbstbestimmt und sozialkompetent zu entwickeln. Gemeinsam mit ihren Programmpartnern setzen die Jugendherbergen dazu auf Erfahrungslernen, das Handeln mit Inhalt und Erleben mit Emotion verbindet. Über Gemeinschaftserlebnisse wie Klettern, Naturerkundungen, Survivaltouren oder Zeitreisen werden sichere Räume für gegenseitige Toleranz, Mitgefühl und Verständnis eröffnet. Durch diesen spiel- und erlebnispädagogischen Ansatz können sich die Teilnehmenden ausprobieren, neue Wege und Verhaltensmuster austesten, um sich insgesamt resilienter und selbstbewusster aufzustellen.
In Partnerschaft mit den Schulen
Als anerkannte außerschulische Lernorte haben sich die Jugendherbergen zu Deutschlands größtem – und wohl auch erfahrenstem – Anbieter von Klassenfahrten entwickelt. Analysen zeigen, dass in den Jugendherbergen im Rheinland im Durchschnitt jede zweite Klassenfahrt mit einem erlebnispädagogischen Programm gebucht wird. Diese Programme trainieren das Teambuilding, ergänzen den BNE-Unterricht oder die MINT-Fächer und greifen mit Inhalten zum Demokratieverständnis, zur Schulung von Achtsamkeit und Bewegung immer wieder neue, gegenwartsbezogene und gesellschaftsrelevante Themen auf. Von den über 403.000 Übernachtungen, die 2023 im Rahmen von Klassenfahrten in einer der Jugendherbergen im Rheinland stattfanden, gingen ca. die Hälfte auf eine Klassenfahrt mit Programm zurück. Rund 100.000 Schüler*innen und Lehrende konnten dadurch auf ihrer Klassenfahrt erlebnispädagogische Erfahrungen sammeln. Betreut und angeleitet wurden sie dabei von qualifizierten Freizeit-, Sport- und Erlebnispädagog*innen der Kooperationspartner. Rund 8.000 Mal waren sie 2023 mit den Schulklassen im Einsatz waren.
Meine Ferien – volles Programm für Familien, Kinder und Jugendliche
Gemeinschaft erleben, dabei spielerisch neue Fähigkeiten erlernen und über sich hinauswachsen: Ferien- und Familienfreizeiten in den Jugendherbergen im Rheinland sind viel mehr als Urlaub. Im Rahmen gemeinsamer Aktivitäten und Projekte vermitteln sie umfassende und ganzheitliche Erfahrungen, so dass alle Teilnehmer*innen jenseits ihrer alltäglichen Komfortzonen ermutigt werden, neue Aufgaben und Herausforderungen zu bewältigen. 2023 veranstalteten die Jugendherbergen im Rheinland auf diese Weise 20 verschiedene Aktivreisen für Familien und 29 Ferienfreizeiten für Kids & Teens an insgesamt 153 Terminen. Neben den Klassikern, die oftmals seit Jahren nachgefragt werden, erweitern regelmäßig Neukonzeptionen das Portfolio der Ferien- und Familienfreizeiten. So wurde 2023 das Ferienprogramm „Virtu-Vival“ in der Jugendherberge Monschau-Hargard erstmals veranstaltet. Es kombiniert reale Offline-Erlebnisse in der Natur mit Online-Abenteuern, so dass z.B. Bogenschießen oder Klettern sowohl live als auch virtuell mit Hilfe von iPads, VR-Brillen und Drohnen erlebbar wurden. Auch Alex Hartmann, der Leiter der Jugendherberge, zeigte sich beeindruckt von seiner ersten Reise durch die virtuelle Welt. „Die Aussicht mit der VR-Brille war für mich grandios. Ebenfalls der Ton. Auf das virtuelle „Abstürzen am Fels“ reagierte mein Körper sehr realistisch mit viel Adrenalin.“ Über alle Themen hinweg realisierten die Jugendherbergen 2023 mit insgesamt 483 Teamer*innen mehr als 27.000 Übernachtungen und ungezählte Momente mit themenbezogenen Lernchancen, sozialem Mehrwert und unvergesslichen Gemeinschaftserlebnissen für Kinder, Jugendliche und Familien.
Best Friends
Jede*r erinnert sich gern an die Reise mit dem Sportverein oder der Clique zurück. Die Jugendherbergen bieten für solche Anlässe immer das richtige Umfeld und auch ein treffsicheres Programmangebot. 13 Jugendherbergen im Rheinland haben für Vereine, Familien- und andere Reisegruppen ab zehn Personen insgesamt 47 verschiedene Erlebnisbausteine entwickelt, die an jedem Wochenende im Jahr buchbar sind. Ob Waldbaden, GPS-Rallye, Kanadier-Tour oder Tarzan-Tag – immer stehen intensive Gemeinschaftserlebnisse im Vordergrund, bei denen ausreichend Zeit und Raum für das unterhaltsame Zusammensein in der Gruppe bleibt. Thematisch orientieren sich die Erlebnisbausteine am Profil der jeweiligen Jugendherberge, greifen ihren Charakter und ihre Ausstattung auf oder beziehen touristische Attraktionen der Umgebung in ihr Angebot ein. Die Pauschalen gelten von Freitag bis Sonntag, wobei der Programmteil für den Samstag vorgesehen ist. So genießen Gruppen Vielfalt bei hoher Flexibilität.
Ласкаво просимо до Рейнської області!
„34 Prozent aller aus der Ukraine zugewanderten Personen sind minderjährig. Sie haben früh jede Perspektive für ein gutes Leben verloren. Deshalb sind wir froh, dass wir einigen vorübergehend eine sichere und stabile Unterkunft bieten konnten.“
Ludwig B. Lühl, Vorstandsvorsitzender des DJH-Landesverbands Rheinland
Laut dem UNHCR-Bericht „Mid-Year Trends 2023“ waren Ende Juni 2023 weltweit 110 Millionen Menschen aufgrund von Verfolgung, Kriegen, Gewalt und Menschenrechtsverletzungen gewaltsam aus ihrer Heimat vertrieben worden. Neben Konflikten in Afghanistan, Somalia oder dem Sudan stieg die Zahl der ukrainischen Geflüchteten nach der russischen Invasion drastisch, denn seit Februar 2022 haben zahllose Ukrainer*innen ihr Zuhause verlassen – vornehmlich machten sich Frauen und Kinder auf den Weg in eine ungewisse Zukunft. Laut Statistischem Bundesamt lebten 2023 mehr als 1 Millionen Ukrainer*innen in Deutschland, rund 224.000 von ihnen allein in Nordrhein-Westfalen, dem Bundesland, das bis dato die meisten Geflüchteten aus der Ukraine aufgenommen hat.
Direkt nach Ausbruch des Krieges trafen in der Jugendherberge Wuppertal Kinder, Jugendliche und Betreuende eines Kinderheims aus dem bombardierten Kiew ein. Bis zum Ende des Jahres 2023 fanden die 70 Schutzsuchenden dort ein sicheres „Zuhause auf Zeit“, lernten sich in ihrer neuen Umgebung zurechtzufinden und bestmöglich zu integrieren. Nach nunmehr 2 Kriegsjahren werden die meisten Ukrainer*innen ihre Unterkunft Anfang 2024 verlassen und anderweitig betreut, so dass die Jugendherberge Wuppertal ab Mai wieder für Gäste geöffnet werden kann.
Auch die Jugendherbergen Pathpoint Cologne und Düsseldorf haben 2023 entweder exklusiv oder temporär Geflüchtete beherbergt. Insgesamt wurden in diesem Jahr für die Initiative der Sonderbelegung mehr als 98.000 Übernachtungen verbucht.
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Pilotprojekt zu „Erneuerbaren“ in Simmerath-Rurberg
Einen langfristig wirksamen Beitrag hin zur Klimaneutralität wird eine umfassende energetische Sanierung der Jugendherbergen leisten müssen. In der Jugendherberge Simmerath-Rurberg startete ein Pilotprojekt zur energetischen Sanierung, das möglichst auf alle Jugendherbergen ausgeweitet werden soll. Eine Energieberaterin hat das Haus zunächst kritisch unter die Lupe genommen und ein Konzept entwickelt. Ab 2023 beginnt der DJH-Landesverband Rheinland hier mit diversen energieoptimierenden Maßnahmen. Unter anderem wird von Heizöl auf eine Kombination aus Solarthermie und Pellets umgerüstet. Als Installations- und Heizungsbaumeister mit dem Fachgebiet „Regenerative Energie“ wird Volker Klose ab März 2023 das Team der Bauabteilung in der Geschäftsstelle ergänzen.
Aufholen nach Corona
„Vielen Dank. Diese Chance hatte unermesslichen Wert für uns alle.“
Feedback aus der Jugendherberge Neuss-Uedesheim
Wohl kaum eine Bevölkerungsgruppe hatte weniger Chancen die Folgen der Pandemie adäquat zu bewältigen als Kinder, Jugendliche, Alleinerziehende und einkommensschwache Familien. Als freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe unterstützten die Jugendherbergen im Rheinland sie deshalb auch 2022 wieder bei der Bewältigung der Pandemiefolgen. Zehn Jugendherbergen im Rheinland veranstalteten im Rahmen des vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fortgeführten Aktionsprogramms „Aufholen nach Corona“ einwöchige Familienreisen und Feriencamps. Ihr Ziel: Kinder, Jugendliche und Familien mit erlebnispädagogischen Angeboten zu entlasten, gemeinsame Familien-Aktivitäten zu ermöglichen und Elternkompetenz zu stärken, um nach zwei erschöpfenden Jahren einfach mal wieder Kraft zu tanken.
Es konnten 51 Familienreisen sowie acht Kinder- und Jugendfreizeiten mit mehr als insgesamt 3.900 Teilnehmenden ausgerichtet werden. Die Aufhol-Programme schlugen mit rund 28.000 Übernachtungen in den NRW-Schulferien zu Buche. Ob kreatives Gestalten, Bewegungsspiele, Nachtwanderungen oder Phantasiereisen – in den Jugendherbergen Bad Münstereifel, Bonn, Essen, Gemünd Vogelsang, Hellenthal, Kleve, Köln-Riehl, Nettetal-Hinsbeck, Neuss-Uedesheim und Windeck-Rosbach wurden Familien und Kinder im Rahmen des Programms qualifiziert betreut.
Notwendige Förderung – tolles Feedback
Das Bundesministerium förderte die Angebote zu 90 Prozent, sodass einkommensschwache Familien mit Kindern davon profitierten. Ein anonymisiertes Feedbackverfahren im Anschluss an die Programme bestätigte, dass die deutliche Mehrheit der Familien (84%) ohne eine Förderung nicht hätte teilnehmen können. Zugleich ergab die Befragung, dass ihre Zufriedenheit mit den Erlebnissen und Erfahrungen so groß war, dass die weitaus meisten (89%) gerne wieder einen Urlaub in einer Jugendherberge verbringen würden.
„Meine Kinder und ich haben Entspannung, Spaß und Gemeinsamkeit erlebt –
unseren Akku aufgefüllt. Vielen Dank für diese Möglichkeit!“
Feedback aus der Jugendherberge Kleve
Duisburger Schulen holen auf
Auch Duisburger Schülerinnen und Schüler profitierten vom Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona“, das in Kooperation mit dem Amt für schulische Bildung der Stadt Duisburg angeboten wurde. Insgesamt 695 Schülerinnen und Schüler aus acht Duisburger Schulen nahmen zwischen April und Dezember 2022 in den Jugendherbergen Duisburg Sportpark und Duisburg Landschaftspark an drei verschiedenen pädagogisch betreuten Tagesprogrammen zur Förderung sozialer Kompetenzen teil.
„Teamtraining und Konstruktion“ förderte die Kooperation und Qualität der Zusammenarbeit innerhalb der Klasse und bezog dabei die MINT-Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler ein. Im Rahmen der „TeamChallenge“ und des „Indoor-Teamtrainings“ organisierten die Schulklassen Wettkämpfe, bei denen es nicht nur um Körpergefühl ging, sondern auch darum, als Gemeinschaft zusammenzuwachsen. Die Teilnahme an dem Aktionsprogramm war für die Schülerinnen und Schüler kostenlos.