Unsere Standards für Qualität
Unsere Standards für Qualität
Der DJH-Landesverband Rheinland ist stolz auf die Vielfalt und die Gastgeberqualitäten seiner 32 Jugendherbergen. Jede ist anders, alle sind besonders – und doch erfüllen die Jugendherbergen dank eines ganzheitlichen und systemischen Qualitätsmanagements einheitliche hohe Qualitätsstandards. Ihre programmatischen Schwerpunkte und Profile werden über unterschiedlichste Labels und Zertifizierungen auf verschiedenen Ebenen kommuniziert. Mit dieser Orientierungshilfe können Gäste schnell und komfortabel die Angebote und Eignungen jeder Jugendherberge überblicken, sind bestens informiert und damit gut auf ihren Aufenthalt vorbereitet.
Die DJH-Zertifizierungen
Jugendherbergen sind perfekt auf die Bedürfnisse bestimmter Gästegruppen zugeschnitten. Sie sind erkennbar an folgenden DJH-Kennzeichnungen „besonders geeignet für“
Familien
unter anderem: familienfreundliche Zimmer, kindgerechtes Essen, hauseigene Spiel- und Sportgelände, familiengerechte Aktiv-Programme
Musikgruppen
unter anderem: akustisch geeignete Proberäume, sichere Unterbringung von Instrumenten, an den Proben orientierte Mahlzeiten, Klaviere oder Keyboards vor Ort
Sportgruppen
unter anderem: Sportanlagen auf dem eigenen Gelände oder in unmittelbarer Nähe, Trocken- und Waschmöglichkeiten für die Sportkleidung, bewegungsorientierte Programmbausteine
Tagungen und Seminare
unter anderem: attraktive Tagungspauschalen, feste, persönliche Ansprechpartner*innen vor und während des Aufenthalts, flexible Essenszeiten
Backpacker
unter anderem: Lage an touristisch interessanten Standorten, gute Verkehrsanbindung, Erfahrung mit internationalen Gästen, Teil des weltweiten Youth-Hostel-Netzwerkes
Bildungsschwerpunkte für Klassenfahrten
Als größte Anbieterinnen von Klassenfahrten mit pädagogisch entwickelten Programmen übernehmen die Jugendherbergen eine führende Rolle als außerschulische Lernorte. Zahlreiche Häuser haben sich auf ein Thema spezialisiert, über das sie vielfältige Zugänge zum erlebnisorientierten Lernen anbieten.
- Umwelt | Jugendherberge
- Kultur | Jugendherberge
- Aktiv und Fit | Jugendherberge
Umwelt I Jugendherberge
Im Rheinland trägt die Jugendherberge Mönchengladbach-Hardter Wald dieses DJH-Siegel.
In der Umwelt | Jugendherberge erleben Schulklassen ökologische Bildung jugendgerecht am praktischen Beispiel. Mit hochwertigen Programmen, erprobten Konzepten und ausgebildeten Fachkräften bieten sie Kindern nachhaltige Lerneffekte in den Themenfeldern Umweltschutz, Ressourcenschonung und gesunde Ernährung.
Haus-Kategorien
Unsere Haus-Kategorien geben Gästen einen Hinweis, welche Standards sie in einer Jugendherberge erwarten dürfen. Sie gelten bundesweit und berücksichtigen wichtige Ausstattungsmerkmale.
Classic
In der Basiskategorie überwiegt ein funktionaler Gebäudestandard mit Gemeinschaftsbädern auf den Etagen und einer zweckmäßigen Ausstattung für einfache Bedürfnisse.
Standard
Die Einrichtung ist zeitgemäß und es gibt teilweise Zimmer mit Dusche & WC. Die Räumlichkeiten bieten mit einfachen technischen Standards unterschiedliche Optionen zur Gestaltung des Aufenthalts.
Top
Hier finden Gäste ideale Bedingungen: Mehrheitlich Zimmer mit Dusche & WC, eine moderne Ausstattung, viel Platz, Begegnungspunkte und vielfältige Optionen für Gemeinschaftserlebnisse und Veranstaltungen.
Externe und touristische Siegel
Ausgewählte Interessensverbände haben Jugendherbergen auf ihre speziellen Qualitätsansprüche hin geprüft, zertifiziert und ausgezeichnet. Diese stehen für die Erfüllung anspruchsvoller Qualitätskriterien und bieten damit einzelnen Gästegruppen eine sachkundige Orientierung der für sie notwenigen Informationen.
Bio-Qualität
Immer mehr Jugendherbergen leisten durch den Einsatz von Bio-Lebensmitteln einen Beitrag zur gesunden Verpflegung ihrer Gäste sowie zum Umwelt- und Klimaschutz. Im DJH-Landesverband Rheinland sind die Jugendherbergen Lindlar, Mönchengladbach-Hardter Wald und Bonn mit dem europäischen Bio-Siegel zertifiziert.
Reisen für Alle
„Reisen für Alle“ ist ein bundesweit gültiges Kennzeichnungssystem, das Menschen mit Behinderungen zuverlässig bei ihrer Reiseplanung hilft. Im Rheinland bieten die Jugendherbergen Monschau-Hargard und Nideggen eine nach „Reisen für Alle“ geprüfte und zertifizierte Ausstattung.
ADFC „Bett + Bike“
Insgesamt 29 von 32 Jugendherbergen im Rheinland sind vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club e.V. (ADFC) als fahrradfreundliche Bett + Bike-Unterkunft zertifiziert. Sie erfüllen nachweislich alle Anforderungen an eine Unterkunft für Fahrradfahrende. Drei von ihnen haben auch das Zusatzzertifikat Bett + Bike-Sport.
Vorwort Ludwig B. Lühl
Vorwort
Transformation und Wandel sind Begriffe, die uns gegenwärtig überall begleiten. Der Klimawandel erfordert nachhaltige Technologien und erneuerbare Energien. Künstliche Intelligenz verändert gewohnte Arbeitsweisen und Geschäftsmodelle. Globale Konflikte und Machtverschiebungen bestimmen die Geopolitik. Was gestern noch als stabil galt, ist heute oft fragil. Demnach erfordert Stabilität die dynamische Weiterentwicklung bewährter Traditionen in Richtung Zukunft. Genau das haben wir in unserer über 100-jährigen Geschichte immer wieder bewiesen. Wir haben Strategien angepasst, Infrastrukturen modernisiert, Reisetrends aufgegriffen und Programme neu gestaltet. Immer verbunden mit dem Versprechen, die Werte und Ziele der Jugendherbergsidee in ihrer jeweiligen Gegenwart zu verankern, um unseren Gästen und unserer gesellschaftlichen Verantwortung jederzeit gerecht zu werden. Die guten Ergebnisse von 2024 zeigen, dass wir unser Versprechen gehalten haben und dabei wandlungsfähig geblieben sind. Das ist keine Selbstverständlichkeit, deshalb freue ich mich sehr über das Engagement, mit dem diese Arbeit im DJH-Landesverband Rheinland von allen getragen wird.
Steigende Mitgliederzahlen, ein gutes Gesamtergebnis
Unsere Angebote sind gefragt, unser gesellschaftliches Engagement wird geschätzt: Ein deutlicher Ausdruck dieser Wertschätzung ist die stetig steigende Zahl unserer Mitglieder. Im Jahr 2024 haben 334.409 Menschen unsere Arbeit im Rheinland durch ihre Mitgliedschaft aktiv unterstützt – das ist ein Anstieg um 4.087 Mitglieder. Die guten Gäste- und Übernachtungszahlen in 2024 sprechen ebenso für sich: 458.588 Gäste besuchten im vergangenen Jahr eine unserer 32 rheinischen Jugendherbergen und generierten 981.442 Übernachtungen. Mit diesen Werten konnten wir an die stabilen Ergebnisse der vergangenen Jahre nahtlos anknüpfen.
Nachhaltig initiativ bleiben
Zukunftsfähig zu sein heißt auch, Ziele konsequent zu verfolgen und nachhaltige Initiativen fortzuführen. Deshalb forcieren wir die energetische Sanierung älterer Gebäude und bauen die Nutzung erneuerbarer Energien umfassend aus: Mit mittlerweile sechs Photovoltaikanlagen und zwei Elektrotankstellen sind wir auf einem guten Weg, weitere Initiativen werden folgen. Wir prüfen ständig, wie wir unsere Jugendherbergen so ausstatten können, dass sie neuen Reisetrends und veränderten Gästebedürfnissen gerecht werden. Dazu haben wir in unserer Haushaltsplanung für 2023 ein Sonderbudget eingeführt und 2024 erneut aufgelegt. Jede Jugendherberge kann individuell entscheiden, wie sie das Budget bedarfsorientiert für mehr Gästekomfort einsetzt. Dabei sind tolle Ideen und spürbare Verbesserungen umgesetzt worden.
Und nicht nur das, wir haben auch satzungsgemäß den Auftrag, die soziale Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und Familien zu fördern. In den aktuell herausfordernden Zeiten bedeutet dies, dass wir unsere pädagogische Bildungsarbeit anpassen und die von uns angebotenen Programme ständig weiterentwickeln müssen.
Auch der Inklusionsgedanke ist seit jeher ein Anspruch, den wir konsequent umsetzen. Und dies nicht nur für unsere Gäste! Wir sind überzeugt, dass gelebte Inklusion am Arbeitsplatz ein Mehrwert für alle ist. 2024 hat unsere erste Auszubildende mit geistiger Beeinträchtigung ihre duale Ausbildung zur „Fachpraktikerin Gastronomie“ erfolgreich abgeschlossen. Für Menschen wie sie ist das ein wichtiger Schritt hin zu mehr Chancengleichheit auf dem ersten Arbeitsmarkt.
Aus Tradition: Veränderung als Chancen begreifen
Apropos Geschichte: 2024 wäre Richard Schirrmann, der Begründer der Jugendherbergen, 150 Jahre alt geworden. Wer mehr über seine Vision sowie den Wandel der Jugendherbergen erfahren möchte, dem sei die Podcast-Episode „Eine Stunde History“ von Deutschlandfunk Nova empfohlen – eine spannende Reise zu den Ursprüngen unserer Idee. (Podcast hier anhören)
Ganz in der Tradition der Herbergsidee stehen wir in Krisenzeiten für Gemeinschaft und Menschlichkeit und bleiben solidarisch mit Menschen in Not. 2024 setzten wir daher unsere Kooperation mit der Stadt Köln zum Schutz von Obdachlosen in der Jugendherberge Pathpoint Cologne fort. Die ukrainischen Flüchtlingskinder, die wir lange in der Jugendherberge Wuppertal zu Gast hatten, wissen wir inzwischen gut in andere Einrichtungen und Pflegefamilien vermittelt.
Der Wandel wird auch in der Zukunft die Konstante im DJH-Landesverband Rheinland bleiben. Ich danke deshalb aufs Herzlichste unseren Ehrenamtlichen, die 2024 wieder mit Kompetenz, Beharrlichkeit und unermüdlichem Einsatz zur Weiterentwicklung unserer Jugendherbergen beigetragen haben. Ebenso danke ich unserem Geschäftsführer Oliver Mirring, der die notwendigen Veränderungen als Chancen begreift und souverän orchestriert. Mit seinem Stellvertreter Steffen Minas steht ihm seit Januar 2024 ein Unterstützer bei den anstehenden Veränderungsprozessen und Reformen zur Seite. Und nicht zuletzt gilt mein großer Dank allen Mitarbeitenden, die unsere über 100-jährige Jugendherbergsidee jeden Tag aufs Neue mit Initiative, Ideenreichtum und unerschütterlichem Engagement wandlungsfähig halten.
Ihr Ludwig B. Lühl
Vorsitzender des DJH-Landesverbands Rheinland e.V.
Interview mit Oliver Mirring
ERNEUERUNG ALS KONTINUUM
Meldungen über Konflikte, Krisen, Kriege, Inflation, Klimawandel und die damit verbundenen sozialen, ökonomischen und ökologischen Herausforderungen bestimmen derzeit unseren Alltag. Welche zentrale Aufgabe sehen Sie, Herr Mirring, in diesem Spannungsfeld für den DJH-Landesverband Rheinland.
Oliver Mirring: Ich freue mich, dass es uns immer wieder gelingt, Familien, Kinder und Jugendliche in großer Zahl zu erreichen, ihnen wundervolle Erlebnisse und Erfahrungen zu ermöglichen und sie zu begeistern. In diesen herausfordernden Zeiten ist ein stabiles Wertesystem gefragt. Für unsere Arbeit heißt das: Den bewährten traditionellen Grundsätzen treu bleiben und diese durch dynamische Transformationsprozesse anzupassen, damit sie stets relevant bleiben. Dass uns dies gelingt, zeigen die aktuellen Mitgliederzahlen, denn in 2024 durften wir noch einmal 4.087 neue Mitglieder im DJH-Landesverband Rheinland begrüßen und sind mit nunmehr 334.409 Mitgliedern erneut der zweitgrößte DJH-Verband Deutschlands – ein echt starkes Vertrauenssignal! Dieses Vertrauen zeigt sich außerdem sehr deutlich in unseren Übernachtungszahlen. 2024 bewegten sie sich mit 981.442 Übernachtungen wieder stabil um die Millionengrenze. Dieser Erfolg fußt ganz wesentlich darauf, dass wir als DJH-Landesverband seit über 100 Jahren ganz klar Position beziehen für klare Werte und Traditionen: Gemeinschaft ermöglichen und Verantwortung für das Gemeinwohl übernehmen. Die Gemeinschaftserlebnisse von damals sind allerdings nicht die Familienfreizeiten von heute und auch nicht die erlebnispädagogischen Programme von übermorgen. Unser Auftrag ist klar: Wir müssen stets achtsam sein und den aktuellen Gästebedarf im gegenwärtigen Zeitkontext aufgreifen, um zeitgemäße und inspirierende Gemeinschaftserlebnisse zu ermöglichen. Will sagen: Nicht in der Nostalgie von Hagebuttentee und Gemeinschaftsduschen zu verharren, sondern glutenfrei zu kochen oder mit Waldsofas und E-Bike-Ladeschränken in modernen Gästekomfort zu investieren. Wir prüfen also kontinuierlich, wie wir unsere Werte und Traditionen im 21. Jahrhundert zeitgemäß leben und dynamisch in die Zukunft übersetzen können.
Wie gelingt es, 32 Jugendherbergen zu transformieren? Welche konkreten Beispiele gibt es?
Oliver Mirring: Am Anfang steht dazu der erklärte Wille des Vorstands, unsere Jugendherbergen immer wieder neu zu denken. Als eines unserer ältesten Häuser ist die Jugendherberge Köln-Deutz ein gutes Beispiel dafür, welche Kontinuität die Transformation im DJH-Landesverband Rheinland hat: Seit 1928 in Köln-Deutz verortet, entstand 1960 ein Neubau an ihrem jetzigen Standort, den wir um das Jahr 2000 aufwändig modernisiert und erweitert haben. Seit 2024 hat die Jugendherberge Köln-Deutz eine PV-Anlage und erhält nun, mehr als 20 Jahre später, ein komplett neues Gestaltungskonzept, das sich am Profil des Hauses und dem Standort Köln orientiert. Ähnliches gilt für den Standort Kevelaer. Hier haben wir im Zuge eines kreativen und ergebnisoffenen Prozesses eine innovative Neukonzeption in Gang gesetzt, um eine Jugendherberge komplett unter nachhaltigen Gesichtspunkten zu entwickeln. Jugendherbergen neu denken, heißt auch die angestrebte Klimaneutralität des DJH-Landesverbands Rheinland bis 2030 voranzutreiben. Indem wir – wie 2024 geschehen – weitere fünf Jugendherbergen mit Photovoltaikanlagen ausstatten, erneuern wir nicht nur den Status Quo, sondern ändern unsere Energieversorgung grundlegend – gerade arbeiten wir daran, die Jugendherberge Gemünd Vogelsang zur ersten klimaneutralen Jugendherberge im Landesverband zu entwickeln. Auch unseren internen Strategieprozess haben wir 2024 wieder aufgenommen. Denn: Transformation ist ein Prozess tiefgreifender und komplexer Veränderungen, bei dem wir all unsere Traditionen, Leistungsversprechen, Angebote und Arbeitsroutinen zukunftsorientiert auf den Prüfstand stellen. In diesem Rahmen diskutieren wir unter anderem Fragen zur inneren Verfasstheit unseres Landesverbands und loten verschiedene Modelle für die Lenkungsebene aus. Ganz besonders freue ich mich in diesem Zusammenhang, dass Steffen Minas Anfang 2024 als mein Stellvertreter in die Geschäftsführung berufen wurde. Als ehemaliger Leiter der Jugendherberge Köln-Riehl kennt er die Arbeit „an der Basis“ und den Verband wie kaum ein anderer.
Erklärtes Ziel des DJH-Landesverbands Rheinland ist das möglichst umfassende nachhaltiges Wirtschaften. Wo stehen die Jugendherbergen im Rheinland gerade?
Oliver Mirring: Auf die Investition in erneuerbare Energien bin ich bereits eingegangen. Um nachhaltig wirtschaftlich zu bestehen, prüfen wir unser Handeln auf seinen ökologischen, sozialen und ökonomischen Impact. 2024 haben wir uns dazu dem ESG-Verfahren gestellt, dessen Ergebnisse wir in einem Nachhaltigkeitsbericht zusammengefasst haben. Hier sind wir übrigens Pioniere, denn der DJH-Landesverband Rheinland ist der erste DJH-Landesverband, der einen Nachhaltigkeitsbericht nach dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex erstellt hat. An diesem Gemeinschaftsprojekt mitgewirkt haben neben der Geschäftsführung auch Mitarbeitende, Regionalleiter, Abteilungsleiter und Herbergsleitungen. Ein externer Guide hat uns dabei beratend begleitet. Der Bericht befindet sich derzeit in der Zertifizierungsphase der prüfenden Gesellschaft und wird in Kürze publiziert.
Alle sprechen von Digitalisierung. Spielt sie bei der Transformation der Jugendherbergen auch eine Rolle?
Oliver Mirring: Eine zentrale Rolle sogar, denn wir digitalisieren mit dem Ziel, unseren Gästen mehr Zeit und Aufmerksamkeit widmen zu können. Neue Technologien helfen uns, Prozesse zu vereinfachen und zu verschlanken und verschaffen uns Freiräume, von denen unsere Gäste von der Beratung über die Buchung bis zum Service vor Ort profitieren. Ein gutes Beispiel ist die Einführung eines neuen Infoportals und Buchungs-Netzwerks, das eine wichtige Schnittstelle zwischen den Jugendherbergen und unserem Service-Center sein wird. Es bildet alle Angebote zielgruppengenau ab, zeigt den Status-Quo der Jugendherbergen live an und garantiert neben der effektiven Ressourcenverwaltung vor allem eine qualitätvollere Beratung zu Programmen wie etwa Klassenfahrten oder Familienfreizeiten. Nach einer Testphase in 2024 ist es das Ziel in 2025 sukzessive alle 32 Jugendherbergen in das neue System zu integrieren. Ein zweites großes Digitalisierungs-Projekt war 2024 die Implementierung eines Dokumentenmanagement-Systems (DMS). Es optimiert die intelligente Verwaltung von Daten und das rechtskonforme Archivieren von Dokumenten, so dass viel „Lauf- und Sucharbeit“ wegfällt, was zum Beispiel die Mitarbeitenden der Buchhaltung entlastet. Die Einführung neuer digitaler Systeme trägt zur Effizienzsteigerung in verschiedenen Arbeitsprozessen bei und schafft damit mehr Zeit und Raum für das Wesentliche unserer Arbeit: die Schaffung nachhaltiger Gästeerlebnisse und Begegnungen.
Wie definieren Sie Ihre gesellschaftliche und soziale Verantwortung in einer Zeit, in der auch von einer Multikrise mit einhergehendem Wertewandel die Rede ist?
Oliver Mirring: Bezugnehmend auf unsere Satzung sind wir dem Gemeinwohl verpflichtet, damit verbunden ist ein Qualitätsversprechen, pädagogische Konzepte und Angebote immer aktuell auf soziale Lernbedürfnisse von Kindern und Jugendlichen anzupassen. Unsere zentralen Fragen lauten deshalb heute: Was machen die geopolitischen und gesellschaftlichen Veränderungen oder die wirtschaftlichen und sozialen Umbrüche mit unseren Gästen? Die Corona-Pandemie hat uns zum Beispiel gelehrt, dass junge Menschen Programme für mehr Teamfähigkeit und Resilienz benötigen. Aktuelle Studien bescheinigen Grundschulkindern in Deutschland einen erheblichen Mangel an Schreib- und Lesekompetenz. Hier steuern wir programmatisch entgegen, indem wir uns mit einem neuen Produkt „Lernreise“ an dem von der Bundesregierung initiierten Start-Chancen-Projekt zur gezielten Förderung dieser Kompetenzen beteiligen.
Auch Inklusion betrachten wir, wenn Sie nach sozialer Verantwortung fragen, als eine wichtige Aufgabe. Das Thema ist in § 4 unserer Satzung fest verankert. Deshalb machen wir für Gäste mit Beeinträchtigung zahlreiche barrierefreie Angebote. Darüber hinaus sind wir auch inklusiver Arbeitgeber und beschäftigen in Kooperation mit Inklusionsdienstleistern mittlerweile 46 Menschen mit Handicap. Um unsere positiven Erfahrungen zu teilen, haben sich die Jugendherbergen im Rheinland 2022 unter der Federführung von Steffen Minas zu dem Verein „Inklusives Unternehmensnetzwerk e.V.“ zusammengeschlossen. Hier finden sowohl Firmen, die an inklusiven Arbeitsplätzen interessiert sind, als auch Menschen mit Behinderung auf ihrer Jobsuche kompetente Unterstützung.
Klimaneutralität, neue Herbergskonzepte und die Fortführung des Strategieprozesses: Die Agenda ist lang. Wie geht das Jahr 2025 für die Jugendherbergen im Rheinland weiter?
Oliver Mirring: Die aktuellen Reservierungs- und Buchungszahlen stimmen mich optimistisch. Auch die Energie, mit der wir verbandsintern über Strategien und Veränderungen in der Organisationsstruktur diskutieren, ist beflügelnd. Die angestoßenen Prozesse werden wir 2025 fortführen: weiter in die Energiewende, den Gästekomfort und die Entwicklung junger Menschen investieren – und weiter für erlebnisreiche Gemeinschaftserlebnisse sorgen. Transformation bleibt ein kontinuierlicher Prozess, der die strategische Perspektive ebenso braucht wie Herz, Seele und Verstand in der jeweiligen Situation.
Abenteuer. Nähe. Gemeinschaft
„Zitat Ferienfreizeit“
Cathrin Arnemann, Leiterin Marketing & Vertrieb im DJH-Landesverband Rheinland
Abseits des Alltags stärken Ferien- und Familienfreizeiten die psychosoziale Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und Familien. Sie bieten intensive Gemeinschaftserfahrungen und echte Erlebnisse – abgestimmt auf die altersgerechten Lern- und Erlebniswünsche von Kindern und Jugendlichen sowie auf die aktuellen Freizeitwünsche von Familien. Durch gemeinsame Aktivitäten in der Gruppe wird Vertrauen aufgebaut und soziale Kompetenzen werden gestärkt. Gerade für Kinder und Jugendliche in sensiblen Entwicklungsphasen sind solche Erlebnisse von großer Bedeutung – sie tragen wesentlich zur Stärkung des Selbstwertgefühls und zur emotionalen Reifung bei. Weil das Erlebte mit starken Gefühlen und persönlichen Einsichten verknüpft ist, bleibt es nicht nur im Gedächtnis, es kann Orientierung geben und sinnvoll im eigenen Leben verankert werden.
Dass die Aktivreisen der Jugendherbergen im Rheinland genau den Nerv treffen, zeigt die erfolgreiche Bilanz für 2024: Für 4.806 Teilnehmende hieß es an 143 Terminen: „Herzlich willkommen!“ Wegen der hohen Nachfrage wurden gegenüber 2023 zusätzliche Termine in das Programmportfolio mit Themenschwerpunkten wie Sport, Gesundheit, Natur, Kreativität, Medien oder Sprachen in das Angebot aufgenommen – darunter vor allem verstärkt nachgefragte Wochenendangebote für Familien. Mit zehn verschiedenen Programmen besonders beliebt waren 2024 die Ferienfreizeiten für Kinder und Jugendliche zum Thema „Sprachen & Lernen“. Aus der Perspektive der Teilnehmenden nur verständlich, denn bei der „English Holiday School“, der „English Sports Week“ oder beim „Nature Discovery Camp“ drücken sie nicht die Schulbank, sondern „erleben“ die Sprache, während sie debattieren, am Felsen klettern, Baseball spielen oder Tierfährten entziffern. Auch neue Programme gingen 2024 erfolgreich an den Start: Bei der Ferienfreizeit auf der Burg Monschau übernehmen „die Muggel“ das Regiment. In Mogwarts werden Sieben- bis Zwölfjährige in magische Zauberwelten versetzt. In der Jugendherberge Hellenthal gehen Zehn- bis Vierzehnjährige indes auf eine persönliche „Mission Possible“. Dabei erfahren sie in einer Zukunftswerkstatt alles über Erfindungen von gestern, heute und morgen – und basteln natürlich auch an eigenen Ideen für übermorgen.
Bestens betreut: Ferienfreizeiten für Kinder und Jugendliche
Jede Menge frische Luft, Bewegung, Austausch und Abenteuer – es macht Spaß, ohne Eltern unterwegs zu sein, Gleichaltrige kennenzulernen, sich in ein Team zu integrieren und Neues auszuprobieren. Von der „Stunt Academy“ über die „Zirkusferien“ bis zu „Fit4Parkour“ setzen die Programme dabei auf altersbezogene Interessen und schaffen Erlebnis- und Entwicklungsräume jenseits alltäglicher Kontexte – das alles in einer Umgebung, die auf Gemeinschaft und soziale Teilhabe setzt. Junge Menschen machen die Erfahrung, Zeit aktiv und sinnstiftend zu gestalten, nicht zuletzt, indem sie die täglichen Bildschirmzeiten durch echte Erlebnisse und Erinnerungen ersetzen. Pädagogisch qualifizierte Teamer*innen betreuen die Programme und stehen in schwierigen Momenten mit Ruhe, Kompetenz und Erfahrung an der Seite der Kinder. Eltern stellen derweil erstaunt fest, dass ihr Kind sich gar nicht meldet. Das ist ein gutes Zeichen, denn so lernt es, Selbstvertrauen zu entwickeln, Freundschaften zu knüpfen und neue Seiten an sich zu entdecken.
Aus-Zeit mit und für die Familie
Alltagsstress, Termine, Aufgaben – die Anforderungen des modernen Arbeits- und Familienlebens führen oft zu Zeitdruck und Belastung. Eltern jonglieren ständig zwischen Beruf, Haushalt und Kinderbetreuung, schließlich fehlt die Zeit für gemeinsame, entspannte Aktivitäten. Hier kommen die Aktivreisen für Familien ins Spiel: Gemeinsame Erlebnisse sind der Schlüssel, um die familiären Bande zu stärken. Eltern können sich dabei nicht nur Zeit für die Kinder nehmen, sondern auch für sich selbst – so auch bei der jüngsten Programm-Neuheit: „Wandern und Wagnis“ im Nationalpark Eifel. Während die Erwachsenen tagsüber die Wanderschuhe schnüren, probieren sich die Kinder bei allerlei betreuten Outdoor- und Kletterabenteuern aus. Für gemeinsame Mahlzeiten, Spiele, eine Nachtaktion oder ein Lagerfeuer kommen alle teilnehmenden Familien wieder zusammen. Nicht immer braucht es für eine wertvolle Aus-Zeit eine ganze Woche. Oster- oder Silvester-Specials sowie Wochenend-Programme wie das „Wellness-Wochenende“ für Mütter und Töchter sorgen auch außerhalb der Ferien für entspannte Verbindung zwischen den Generationen. Gleiches gilt auch für „Halloween“ in der Jugendherberge Kleve, wenn Familien sich treffen, um gemeinsam ein schaurig-schönes Fest zu feiern.
Vom Wanderzirkus bis zum Surfschein: In den NRW-Ferien und an ausgewählten Wochenenden kommen in den Jugendherbergen im Rheinland Familien zu erlebnisreichen Aktivreisen mit Programm zusammen.
In den Ferienfreizeiten für Kinder und Jugendliche geht es darum, Abenteuer zu erleben und gemeinsame Herausforderungen zu bestehen. Da wird der Smartphone-Bildschirm ganz sicher durch echte Erlebnisse und Erinnerungen ersetzt.
… und welcher Tagungstyp sind Sie?
„Das neue Magazin TagungsTeffpunkt CITY widmet sich den Trends der Branche und zeigt auf, wie aktuelle Anforderungen an innovative Veranstaltungsformate in den Tagungs-Jugendherbergen im Rheinland umgesetzt werden.“
Oliver Mirring, Geschäftsführer des DJH-Landesverbandes Rheinland e. V.
Mit moderner Tagungstechnik und inspirierenden Lernumgebungen bieten sieben urbane und sechs naturnahe Tagungs-Jugendherbergen im Rheinland optimale Bedingungen für große und kleine Bildungs- und Fortbildungsformate. Doch jede Tagung und jedes Seminar stellt individuelle Anforderungen: Mal ist eine Verkehrsanbindung gefragt, mal will sich eine Gruppe in naturnaher Umgebung zum intensiven Lernen zurückziehen. Um potenziellen Tagungs- und Seminargästen die Wahl für die passende Jugendherberge noch leichter zu machen, hat der DJH-Landesverband Rheinland 2024 das Online-Portal www.jh-tagungen.de optimiert. Mit dem interaktiven Tool “Welcher Tagungstyp bin ich?“ kann man zum Beispiel testen, ob man eher in der Kategorie TagungsTreffpunkt CITY oder in der Kategorie TagungsTreffpunkt NATUR recherchieren sollte. Zahlreiche Filteroptionen erleichtern die Suche und die Orientierung bezüglich der besonderen Ausstattungen und Möglichkeiten der einzelnen Standorte. Zu jeder Tagungs-Jugendherberge lässt sich zudem ein umfassendes Factsheet als übersichtliche Entscheidungshilfe herunterladen.
Magazin „TagungsTreffpunkt CITY“ bietet neue Perspektiven
Wie steht es um die klassische Präsenzveranstaltung? Tagen wir bald nur noch digital? Welche Rolle spielt der Klimaimpact einer Veranstaltung und welche Möglichkeiten bietet die Künstliche Intelligenz (KI)? Diese und weitere Fragen greift der DJH-Landesverband Rheinland 2024 in der Erstauflage seines Magazins “TagungsTreffpunkt CITY“ auf.
Für 2025 ist eine weitere Broschüre geplant, die die TagungsTreffpunkte NATUR und viele thematische Sidekicks rund um das naturnahe Tagen vorstellt.
Der DJH-Landesverband Rheinland setzt auf Innovation, Nachhaltigkeit und Bildungskonzepte mit Erlebnismehrwert. Davon konnten sich im Jahr 2024 rund 45.000 Tagungsgäste persönlich vor Ort überzeugen. Das vielfach positive Feedback bestätigt die Tagungs-Jugendherbergen als Profis für Begegnung und Vernetzung.
Tagungen in Präsenz: Seminare, Workshops und kreatives Zusammenarbeiten – die TagungsTreffpunkte CITY bieten Raum für die verschiedensten Tagungsformate.
„Wir waren mit einer großen Gruppe von Auszubildenden vor Ort. Ich möchte ausdrücklich die Freundlichkeit des Personals loben, wir hatten jederzeit einen freundlichen und hilfsbereiten Ansprechpartner für all unsere Anliegen. Vielen Dank für den tollen Aufenthalt. Wir freuen uns schon auf das nächste Mal.“
Veranstalter eines Azubitrainings in der Jugendherberge Duisburg Sportpark
Azubi-Trainings und Erlebnisbausteine
Fester Bestandteil des Bildungsangebots der Jugendherbergen im Rheinland sind die speziell entwickelten Azubi-Trainings. Programme wie etwa „Team-Olympiade“ oder „Sportklettern am Felsen“ vermitteln wichtige Fähigkeiten für junge Berufseinsteiger: Teamwork, Kommunikation und Problemlösungskompetenz. Entwickelt und betreut werden sie von den langjährigen Programmpartnern des DJH-Landesverband Rheinland. Hinzu kommen erlebnisorientierte Rahmenprogramme wie Outdoor-Abende, Wald-Exkursionen oder „Kulinarische Reisen“, bei denen echte Gemeinschaftserlebnisse entstehen.
Für die Gemeinschaft, in Gemeinschaft: Azubi-Trainings und Erlebnisbausteine fördern die Interaktion und setzen nachhaltige kreative Impulse.
Startchancen verbessern
„Die Entwicklung junger Menschen zu fördern – das zählt zur DNA der Jugendherbergen. Mit dem neuen Produkt „Lernreise“ setzen wir im Rahmen des Startchancen-Programms dort an, wo ansonsten Lücken entstehen, die kein Kind mehr aufholen kann.“
Cathrin Arnemann, Leiterin Marketing & Vertrieb im DJH-Landesverband Rheinland
Wie können wir die Bildungserfolge von Schulkindern fördern und dazu beitragen, dass sie resilienter heranwachsen? Wie gestalten wir Lernerfahrungen und Lernumgebungen altersgerecht und zeitgemäß? Welche Impulse können wir setzen, um das soziale Lernen zu flankieren und junge Persönlichkeiten zu stärken? Diese und andere Fragen schwingen seit jeher mit, wenn es in den Jugendherbergen des Rheinlands darum geht, Programme und Angebote zu konzipieren. Ein gesellschaftlicher Auftrag, der sich bereits in der Satzung des DJH-Landesverbands Rheinland begründet und aktiv zu mehr Chancengleichheit in der Bildung beiträgt.
Schulklassen als größte Gästegruppe
Der DJH-Landesverband Rheinland flankiert seit über 100 Jahren verlässlich die pädagogischen Ziele der Schulen, indem er junge Menschen in einer prägenden Phase ihrer Persönlichkeitsbildung unterstützt. Auch 2024 waren Schüler*innen wieder die größte Gästegruppe. Mehr als 51.000 Grundschulkinder und über 116.000 Schüler*innen der weiterführenden Schulen waren 2024 im Rahmen einer Klassenfahrt in einer rheinischen Jugendherberge zu Gast. Für sie hieß es: in einem sicheren Rahmen Neues ausprobieren, spielerisch lernen, als Team wachsen und echte Gemeinschaft erleben. Über alle Schulformen hinweg lag das Ergebnis von 373.983 Übernachtungen nur wenig unter dem des überaus übernachtungsstarken „Corona-Nachhol-Jahres“ 2023 (403.772 Übernachtungen). Erfreuliches Detail: 2024 stieg der Anteil der Sekundarstufe II gegenüber dem Vorjahr um 27,2 Prozent auf 40.920 Übernachtungen an.
Neues Klassenfahrten-Format für individuelle Förderung
Lernstandserhebungen zeigen, dass Schulkinder vielfach fachliche wie auch soziale Lernziele nicht erreichen und dringender Förderbedarf besteht. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung startete daher im Frühjahr 2024 das „Startchancen-Programm“. Ziel ist, die Bildungserfolge insbesondere von Grundschulkindern in den Kernkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen zu verbessern sowie ihre sozialen Fähigkeiten zu stärken. Um einen nachhaltigen Beitrag zur Bildungs- und Chancengerechtigkeit in NRW zu leisten, erweitert der DJH-Landesverband Rheinland deshalb sein Portfolio um eine speziell entwickelte „Lernreise“. Das neue drei- oder viertägige Klassenfahrten-Format ist exakt an die Bedürfnisse angepasst, die das „Startchancen-Programm“ für Grundschulkinder adressiert.
Auf Lernreise in die rheinischen Jugendherbergen
Die ersten Lernreisen „Lesen & Schreiben“ starten ab Herbst 2025 in den neun Jugendherbergsstandorten Kleve, Neuss, Brüggen, Radevormwald, Windeck-Rosbach, Hellenthal, Bad Münstereifel, Essen und Bad Honnef. Allen Lernreisen gemeinsam ist ihr ganzheitlicher Ansatz, der die gezielte Förderung der Basiskompetenzen Schreiben und Lesen mit Programmen zur Teamfähigkeit, Resilienz und Persönlichkeitsentwicklung kombiniert. Von der Schatzsuche bis zum Klettern im Hochseilgarten variieren die erlebnispädagogischen Inhalte der Lernreise je nach Ausstattung und Programmangebot der jeweiligen Jugendherberge.
Je nach Ausstattung und Programmangebot der jeweiligen Jugendherberge variieren die erlebnispädagogischen Inhalte der „Lernreise“.
Kooperation mit dem „Lernserver“
Als außerschulischer Lernort bietet der DJH-Landesverband Rheinland seit jeher gemeinsam mit seinen Programmpartnern von der Unterkunft über die Verpflegung bis zu erlebnispädagogischen Programmanteilen die gesamte Infrastruktur für erlebnisreiche Klassenfahrten an. Für die Neukonzeption „Lernreise“ kooperiert der DJH-Landesverband Rheinland mit dem Lernserver-Institut aus Münster. Der „Lernserver“ hat sich auf die individuelle Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Lernschwierigkeiten, insbesondere im Bereich Lesen und Schreiben, spezialisiert. Entwickelt wurde das System von Prof. Friedrich Schönweiss sowie Wissenschaftler*innen der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Das Konzept basiert auf einem diagnostischen Verfahren, das den Lernstand von Schüler*innen ermittelt und gezielte Fördermaßnahmen vorschlägt. Grundlage dafür sind Lernserver-Ordner mit bedarfsgerecht konzipierten Fördermaterialien für ein ganzes Schuljahr. Während der „Lernreise“ beginnen die Kinder in Kleingruppen die Bearbeitung ihrer individuellen Lernserver-Ordner. Damit die Lernmaterialien nachhaltig im Schulalltag eingesetzt werden können, sieht das Konzept eine Online-Schulung für Lehrkräfte vor. Reflexion und Austausch nach der Reise stellen sicher, dass die gewonnenen Erkenntnisse langfristig wirksam bleiben.
Flankiert von erlebnispädagogischen Angeboten zur Team- und Persönlichkeitsentwicklung sowie gemeinschaftlichen Erlebnissen arbeiten die Schüler*innen im Rahmen eines abwechslungsreichen Stundenplans nicht nur fachliche Defizite auf, sondern stärken auch ihre sozialen Kompetenzen und das Klassengefüge. Für die Programmbetreuung werden erfahrene und speziell auf das Thema Lesen und Schreiben geschulte Erlebnispädagog*innen eingesetzt.
Gezielte Förderung in herausfordernder Lage
Bundesweit fördert das Startchancen-Programm 4.000 Schulen in sozial herausfordernder Lage, darunter über 900 Schulen in Nordrhein-Westfalen. Die Auswahl erfolgte anhand des Schulsozialindexes. 60 % der geförderten Schulen sind Grundschulen, die übrigen 40 % setzen sich aus weiterführenden Schulen und der Ausbildungsvorbereitung an Berufskollegs zusammen. Die Förderung läuft über zehn Jahre mit einer Fördersumme von insgesamt 20 Milliarden Euro.
Komfort.Plus.
Vom Waldsofa bis zum Mountainbike
Ob TagungsTreffpunkt, Familien- oder Bett+Bike-Jugendherberge – die 32 Jugendherbergen im Rheinland unterscheiden sich durch ihre Lage, ihre individuelle Ausstattung und ihre Angebote. Mit dem Sonderbudget 2024 konnten sie ihr Angebot für Gruppen- und Gemeinschaftserlebnisse weiter verbessern, zum Beispiel durch das Aufgreifen von Reise- und Freizeittrends. Radreisende etwa, die zunehmend E-Bikes nutzen, können mittlerweile in 18 von 32 Jugendherbergen im Rheinland in speziellen E-Bike-Ladeschränken sicher aufladen – neuerdings auch in den Jugendherbergen Duisburg-Sportpark und Duisburg-Landschaftspark. In der Jugendherberge Bad Münstereifel können Gästegruppen sogar direkt vor Ort Mountainbikes mitsamt Helmen ausleihen.
Komfort-Projekte für alle Generationen
Der Kerngedanke der Jugendherbergsidee ist, Menschen die Möglichkeit zu geben, sich zu treffen, auszutauschen und gemeinsame Erlebnisse zu teilen. Von Aachen bis Xanten haben viele Jugendherbergen ihr Sonderbudget 2024 genutzt, um Komfort-Projekte wie gemütliche Waldsofas oder loungige Möbel umzusetzen. Damit haben sie Treffpunkte, drinnen wie draußen, aufgewertet. Besonders junge Gäste können sich über neue Kicker, mehr Tischtennisplatten, aufregendes Disco-Equipment oder erlebnisreiche Schaukelkombinationen freuen. Die Jugendherbergen Bad Honnef und Blankenheim punkten etwa mit Balancier-Parcours, die Jugendherberge Waldbröl „Panarbora“ bietet Gästen künftig „Pitt-Patt-Tische“ zum Minigolfspielen.
Für gute Gemeinschaftserlebnisse: Das Sonderbudget für mehr Gästekomfort floss zum Beispiel in Smartboards, Pitt-Patt-Tische oder Outdoor-Möbel.
Mit besten Empfehlungen
„Es war eine sehr schöne Zeit. Besonders gefallen hat den Kindern der Stockbrotabend in der Grillhütte.“
Eine Lehrerin über ihre Klassenfahrt in die Jugendherberge Burg Blankenheim
Gästezufriedenheit und Qualitätsverbesserung sind die tragenden Säulen unseres Qualitätsmanagements. Zur Evaluierung der Gästezufriedenheit nutzt der DJH-Landesverband Rheinland das Open-Feedback-System (OFS) des DJH-Hauptverbandes. Nach zwei Jahren Praxiserfahrung lässt sich sagen: Das OFS hat sich erfolgreich etabliert und liefert aufgrund der hohen Rücklaufquoten wertvolle Erkenntnisse zur Fortentwicklung der Angebote. Ähnlich wie im Jahr zuvor, sendeten 2024 rund 30 Prozent der per Mail angeschriebenen Gäste des DJH-Landesverbands Rheinland den Feedback-Fragebogen zurück. Auch die Weiterempfehlungsquote, die bei 4,79 von 5 möglichen Punkten lag, war ähnlich hoch wie in 2023 (4,78). Sehr erfreulich: In allen Einzelkategorien verbesserten sich die Bewertungen gegenüber dem Vorjahr. Die beste Bewertung erhielt die Kategorie „Service & Atmosphäre“ (4,6); die größten Bewertungssprünge gab es für die Kategorien „Umwelt & Nachhaltigkeit“ mit 4,33 Punkten (+0,9) sowie „Preis-Leistung“ mit 4,25 Punkten (+0,7). In der Gesamtschau bewerteten die Gäste den DJH-Landesverband Rheinland mit 4,41 Punkten – auch dies eine Verbesserung gegenüber 2023 (4,37).
„Wir waren zum zweiten Mal für unser Bigband Probenwochenende da. Erneut waren der Service und die Unterstützung durch die Mitarbeitenden top! Wir kommen gerne wieder.“
Susanne K. über ihren Probenaufenthalt in der Jugendherberge Bad Honnef
Transparent: Service, Ambiente, Ausstattung
Insbesondere für die Teams der Jugendherbergen sind die Rückmeldungen der Gäste in Kategorien wie Service, Ambiente oder Ausstattung nützlich. Sie werden regelmäßig analysiert und für konkrete Optimierungen vor Ort genutzt. Das Open-Feedback-System sorgt aber nicht nur für wertvolle interne Erkenntnisse, sondern bietet auch Gästen eine transparente Übersicht über die Qualität der Jugendherbergen. Besucher auf den Internetseiten der jeweiligen Jugendherbergen sehen sowohl die Bewertungen aller Kategorien als auch einige von Gästen autorisierte, aber anonymisierte Kommentare.
„Aufenthalt in einer Jugendherberge mit 71 Jahren. Hätte ich schon 50 Jahre vorher machen sollen!“
Matthias J. über seinen Aufenthalt in der Jugendherberge Xanten
Inklusion am Arbeitsplatz - ein Gewinn für alle
“Die Jugendherbergen bieten mit ihren klassischen Arbeitsfeldern ein ideales Arbeitsfeld für Menschen mit inklusivem Hintergrund. Hier können sie sich mit der nötigen Unterstützung zu wichtigen Kolleg*innen entwickeln“.
Alex Labruier, Geschäftsführer des Inklusionsdienstleisters ProjektRouter gGmbH
Seit 2024 ist die Jugendherberge Bonn Teil eines Netzwerks, das seit vielen Jahren in Kooperation mit der Kölner ProjektRouter gGmbH inklusive Arbeitsplätze schafft. „Die Entscheidung“, so Herbergsleiterin (kommissarisch) Maria Kreilkamp, „haben wir ganz bewusst getroffen. Wir hatten bereits positive Erfahrungen mit der Lebenshilfe Bonn gesammelt und wollten nun auch gezielt Mitarbeitende mit geistiger Behinderung ins Team integrieren. Wir sind mit Respekt, aber auch mit der Haltung an dieses Projekt gegangen, dass die Zusammenarbeit bereichernd sein wird – sowohl für das bestehende Team als auch für die neuen Kolleg*innen.“ Nach einem Jahr hat sich diese Haltung in der Praxis bewahrheitet: „Wir gehen respektvoller miteinander um, haben Berührungsängste abgebaut und unseren Zusammenhalt noch einmal stärker festigen können. Auch die Gäste reagieren positiv auf die Veränderungen. Besonders Familien mit Kindern mit Behinderung schätzen es, wenn sie Mitarbeitende mit Handicap im Team erleben – das schafft eine unmittelbare Verbindung.“
Kleine Maßnahmen machen den Unterschied
Dass ihr Team die nötige Sensibilität mitbringen würde, um Mitarbeitende mit geistiger Behinderung bestmöglich zu unterstützen – daran hat Maria Kreilkamp nie gezweifelt. Oft waren es ohnehin nur kleine Maßnahmen, die den Unterschied machten: Klare Arbeitsanweisungen etwa, kleinschrittige Aufgaben oder die flexible Anpassung an individuelle Bedürfnisse. So erhielt beispielsweise eine Mitarbeiterin, die nicht im direkten Gästekontakt arbeiten wollte, einen ruhigen Arbeitsplatz mit einer entspannten Arbeitsumgebung im Backoffice. „Inklusion“, so Maria Kreilkamp, „funktioniert umso besser, je wohler sich alle Mitarbeitenden fühlen und je besser sie ihre Stärken entfalten können. Wir haben einen Mitarbeitenden mit technischem Talent, der inzwischen eigenständig für die Medienbetreuung im Tagungsbereich zuständig ist. Ohne diese gezielte Förderung wäre seine Fähigkeit möglicherweise unentdeckt geblieben. Gleichzeitig hat das Team immer eine Anlaufstelle, wenn Fragen auftauchen.“
Stärken stärken
Die positiven Effekte der Inklusion zeigen sich insbesondere bei den neuen Mitarbeitenden selbst. Sie entdecken ihre eigenen Stärken und entwickeln sich persönlich weiter. Ein ursprünglich für einfache Aufgaben eingesetzter Mitarbeiter ist mittlerweile ein verlässlicher Ansprechpartner in der Warenannahme. Mit großem Engagement sorgt er dort für Ordnung und kennt das Lager mittlerweile in- und auswendig. All diese Erfahrungen möchte in der Jugendherberge Bonn niemand mehr missen. Zwar fordere Inklusion vor allem zu Beginn Zeit und Flexibilität. Der regelmäßige Austausch mit den Mitarbeitenden sowie den Partnern von Projekt Router gGmbH ist essenziell. Der wichtigste Tipp von Frau Kreilkamp: „Einfach den ersten Schritt wagen, ausprobieren und offen für neue Erfahrungen sein. Die Bereicherung, die Inklusion für ein Team bedeutet, ist enorm.“
Ein „Pionier“ der Inklusion am Arbeitsplatz
Auch Alex Labruier, Geschäftsführer der in Köln ansässigen ProjektRouter gGmbH, sieht in der nunmehr 20-jährigen Zusammenarbeit mit den Jugendherbergen im Rheinland einen großen Erfolg für inklusive Beschäftigungsverhältnisse: „Bisher konnten die betreuten Mitarbeitenden ihre beruflichen Fähigkeiten und Erfahrungen aus den Jugendherbergen in spätere Beschäftigungsverhältnisse einbringen. Davon profitierten sie selbst, aber auch die neuen Unternehmen.“
Die ProjektRouter gGmbH nahm 2004 ihre Arbeit auf. Im Fokus ihrer Arbeit stehen Menschen, die einen inklusiven Berufsweg in einem Unternehmen und eine individuelle und verlässliche Unterstützung für ihr berufliches Fortkommen wünschen. Als Inklusionsdienstleister unterstützt ProjektRouter heute mehr als 280 Menschen mit Behinderungen in unterschiedlichen Unternehmen und Institutionen, darunter insgesamt 46 inklusive Mitarbeitende in den Jugendherbergen Köln-Deutz (13), Köln-Riehl (21), Bonn (1) und Düsseldorf (4). Je nach Möglichkeit, arbeiten die Mitarbeitenden zwischen 15 und 38 Stunden pro Woche im Housekeeping, in den Gastronomiebereichen, den Außengeländen, der Haustechnik und der Verwaltung. Betreut werden sie dabei von Inklusions-Coaches, die sie selbst, die Teams und deren Vorgesetzte in der direkten Beratung vor Ort am Arbeitsplatz und in der akuten Arbeitssituation unterstützen – etwa, wenn es darum geht, neue Arbeitsaufgaben einzuüben, bestehende Aufgaben zu optimieren, unterstützende Arbeitshilfen zu entwickeln oder auch, Konflikte zu klären. Alex Labruier: „Unsere Inklusions-Coaches stehen jederzeit als Ansprechpartner*innen vor Ort zur Verfügung. Durch die tägliche Betreuung und Unterstützung der inklusiven Mitarbeitenden sowie die ständige Erreichbarkeit für das Jugendherbergsteam schaffen wir eine gewinnbringende Beschäftigungssituation sowohl für die Jugendherbergen als auch für die von uns betreuten Mitarbeitenden.“
Inklusions-Coaches unterstützen und begleiten die Mitarbeitenden vor Ort. In Arbeitstrainings werden neue Arbeitsaufgaben eingeübt und bestehende Aufgaben entsprechend der Einschränkung des Mitarbeitenden verbessert.
Jolin, Lukas und Silke auf dem Weg in den ersten Arbeitsmarkt
In den ersten Arbeitsmarkt wollen auch Jolin Kirchhoff, Lukas Löffelmann und Silke Grünewald. Über das Modellprojekt „Ausbildung mittendrin“ des Elternvereins mittendrin e.V. erhielten sie 2022 in der Jugendherberge Köln-Riehl die Chance, in den von ihnen gewünschten Berufsfeldern genau dort zu lernen, wo auch junge Menschen ohne Behinderung ausgebildet werden. Auch hier ist ProjektRouter begleitender Projektpartner. Jolin Kirchhoff hat 2024 ihre duale Ausbildung zur Fachkraft Gastronomie erfolgreich absolviert und befindet sich gerade in der Orientierungsphase, um ihre nächsten beruflichen Schritte zu planen. Lukas Löffelmann arbeitet gemeinsam mit den Köchen und Coaches von ProjektRouter intensiv daran, seine bevorstehende Abschlussprüfung zu bestehen. Und auch Silke Grünewald steht kurz vor dem erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung und bereitet sich auf die Prüfung im Frühsommer 2025 vor. Ihr Ziel ist es, anschließend eine Stelle im gastronomischen Bereich in Düsseldorf zu finden.
Jolin Kirchhoff ist die erste Absolventin der Ausbildung zur Fachpraktikerin Gastronomie im Rahmen des Modellprojekts „Ausbildung mittendrin“. Steffen Minas (l.) und Juliane Euskirchen (r), gratulierten ihrer Kollegin zum erfolgreichen Abschluss.
Jugendherbergen der Zukunft gestalten
„Transformation ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit und fest im DJH-Landesverband Rheinland verankert. Schließlich ist es unser Ziel, die Jugendherbergsidee im Zeitkontext stetig anzupassen. Bestes Beispiel dafür ist die Jugendherberge Köln-Deutz. Hier haben wir 2024 nicht nur eine Photovoltaikanlage installiert, sondern realisieren dort auch ein neues Gestaltungskonzept.“
Kevin Schepers, Leiter der Bauabteilung im DJH-Landesverband Rheinland
Die Natur schützen, Ressourcen schonen, und im Heute bereits die Jugendherbergen von übermorgen gestalten: Dies sind Selbstverpflichtungen, die schon seit über 100 Jahren in der Satzung des DJH-Landesverband Rheinland angelegt sind und sein gegenwärtiges Handeln leiten. Vom effektiven Energiemanagement über den zunehmenden Einkauf regionaler und fair gehandelter Lebensmittel bis hin zu Maßnahmen der Digitalisierung. Vom inklusiven Arbeitsplatz bis zur Resilienz stärkenden Klassenfahrt, Familien- oder Ferienfreizeit. Um auch in Zukunft flexibel und zeitgemäß auf den sich wandelnden Gästebedarf reagieren zu können, ist es notwendig, sich stets den aktuellen Herausforderungen zu stellen und Transformationsprozesse anzustoßen – ohne dabei die gelebte Tradition der Jugendherbergsidee „Gemeinschaft erleben“ aus den Augen zu verlieren.
Vorrangig wird versucht, einen effizienten und nachhaltigen Betrieb sicherzustellen. Die größte Wirkung erreicht der DJH-Landesverband Rheinland durch die Kombination aus effektivem Energiemanagement und der energetischen Sanierung seiner Jugendherbergen. Mit Hochdruck setzt er dazu die Vorgaben des European Green Deal, des Erneuerbare Energiegesetz (EEG) und des Gebäudeenergiegesetz um. Mit Blick auf seine gesellschaftliche Verantwortung will der DJH-Landesverband Rheinland hier Vorreiter sein und konsequent daran arbeiten bis 2030 „klimaneutral“ sein.
500 Kilowatt Peak: Neben derJugendherberge Düsseldorf (mi.) produzieren fünf weitere Jugendherbergen des DJH-Landesverband Rheinland Strom über eigene Photovoltaik-Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 500 KwP. Die Jugendherberge Gemünd-Vogelsang (re.) soll als erste Jugendherberge klimaneutral werden.
Grüne Zukunft – jetzt
Nach der klimafreundlichen Umrüstung der Jugendherberge Düsseldorf mit einer Photovoltaikanlage produzieren nun auch die Jugendherbergen Xanten, Duisburg-Sportpark, Neuss-Uedesheim, Köln-Deutz und Bad Honnef ihre eigene Solarenergie. Den erzeugten Strom nutzen die Jugendherbergen selbst, überschüssige Energie speisen sie ins Netz. Perspektivisch wird der DJH-Landesverband Rheinland auch die Speichermöglichkeit der überschüssigen Energie prüfen. Die Jugendherberge Gemünd-Vogelsang soll zudem zur ersten klimaneutralen Jugendherberge des DJH-Landesverbands Rheinland ausgebaut werden. Die Vorstufe für dieses Pilotprojekt lieferten 2024 detaillierte Untersuchungen sowie Maßnahmenpläne zum Einsatz von Photovoltaikanlagen und zur möglichen Wärmerückgewinnung. Die Erkenntnisse, die in Zusammenarbeit mit einem externen Partner erarbeitet wurden, sollen als Modell für weitere Jugendherbergen mit vergleichbaren Ausstattungsstandards dienen. In der Jugendherberge Simmerath-Rurberg begann Ende 2024 der Austausch der Ölheizung durch eine moderne Holzpelletheizung in Kombination mit einer Solarthermieanlage. Zusätzlich wurde die Beleuchtung auf energiesparende LED-Technik umgestellt. Weil jede Jugendherberge einen individuellen Energiebedarf hat, durchlaufen alle Standorte seit 2016 regelmäßige Energie-Audits, um den Ist-Zustand zu erfassen und erforderliche Energiemaßnahmen einschätzen zu können.
Nachhaltigkeitsleistungen sichtbar machen
Um zunehmend nachhaltiger zu wirtschaften, unterzieht sich der DJH-Landesverband Rheinland dem ESG-Verfahren. Ziel aller in diesem Verfahren entwickelten Maßnahmen ist es, die Jugendherbergen im Sinne einer möglichst ausbalancierten Integration von Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG) nachhaltig aufzustellen. Dem DJH-Landesverband Rheinland ist es wichtig, seine Nachhaltigkeitsleistungen sichtbar, transparent und auch vergleichbar zu machen. Unter Federführung der Geschäftsführung und unter Mitwirkung von Regional-, Abteilungs- und Herbergsleitungen entstand deshalb 2024 der Nachhaltigkeitsbericht nach den Standards des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK). Als Guide stand ihnen dazu eine Unternehmensberatung zu Seite. Prüfende Gesellschaft ist der Deutscher Nachhaltigkeitskodex (DNK), der im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) den Rahmen für die Berichterstattung setzt.
Jugendherbergen neu denken
In der Geschichte des Deutschen Jugendherbergswerks ist Köln ein echter Traditionsstandort – bereits kurz nach der Gründung im Jahr 1909 entstand dort eine der ersten Jugendherbergen. Seit dem Zweiten Weltkrieg investierte der DJH-Landesverband Rheinland dort immer wieder in Neu- und Umbauten. 1960 eröffnete dann die Jugendherberge Köln-Deutz an der Siegesstraße, 2003 entstand dort ein größerer Folgeneubau und heute, nach mehr als 20 Jahren ist wieder Zeit für eine umfassende Modernisierung. Vielfältig, modern und „typisch kölsch“: So lauten in Kürze die wesentlichen Gestaltungsziele, an denen sich der Umbau der Jugendherberge Köln-Deutz orientiert. 2024 hatte der DJH-Landesverband Rheinland dazu einen Workshop mit einem Innenarchitekturbüro initiiert. Entstehen soll daraus ein modernes, ganzheitliches Gestaltungskonzept, das sich durch ein „kölsches“ Design auszeichnet. Die Bauarbeiten erfolgen ab 2025 abschnittsweise bei laufendem Betrieb.
Um eine ganz neue und zukunftsweisende Idee geht es am Standort der geschlossenen Jugendherberge Kevelaer. 2024 hat der DJH-Landesverband Rheinland die Findungsphase für ein Gesamtkonzept eingeläutet, Ideen gesammelt und eine erste Projektstudie erstellt. Konsens ist, das Thema „Nachhaltigkeit“ dort in allen Bereichen umzusetzen und erlebbar zu machen – von der naturnahen Integration des Gebäudes in das umliegende Landschaftsschutzgebiet über die Energieversorgung bis hin zur Programmgestaltung.
Hier hat der Wandel Tradition: Die Jugendherberge Köln-Deutz hat der DJH-Landesverband Rheinland im Laufe ihres Bestehens bereits mehrfach „neu gedacht“ und entsprechend umgebaut. Neben energetischen Maßnahmen wird dort aktuell ein neues Gestaltungskonzept umgesetzt.
Im Rahmen eines Festaktes eröffnete der damalige Bundespräsident Johannes Rau am 07.11.2003 offiziell den Neubau der Jugendherberge Köln-Deutz.