Fachwerk trifft Bio: Zu Besuch im Hardter Wald

Seit Ende 2022 leitet Florian Darius neben der Jugendherberge Nettetal-Hinsbeck auch die Jugendherberge Mönchengladbach Hardter Wald. Zeit für einen Besuch in der biozertifizierten Umwelt-Jugendherberge.

Seit seiner Erbauung im Jahr 1938 wird das Haus mitten im Naherholungsgebiet Hardter Wald als Umwelt-Jugendherberge genutzt. Das liebevoll gestaltete und eingerichtete Fachwerkhaus verfügt über 104 Betten in 20 Zimmern – vom Einzel- bis 16-Bett-Zimmer ist alles dabei. Damit bietet das Haus den perfekten Rahmen für Schulklassen. Und genau die sind auch für den größten Teil der 13.500 Übernachtungen verantwortlich, die die Jugendherbergen im letzten Jahr verbuchen konnte. „Damit waren wir wieder auf Vor-Corona-Niveau“, freut sich Herbergsleiter Florian Darius.

Viele der Schulen, die in die Jugendherberge Mönchengladbach kommen, sind Stammkunden – und das teils schon seit 40 Jahren. Klassenfahrten drehen sich vor allem um Themen Wald, Natur und Umweltbildung. Der Wald ist direkt vor der Haustür und es gibt ein städtisches Biotop, dass genutzt werden darf. Daher finden auch alle Programmschwerpunkte auf dem Gelände der Jugendherberge und im angrenzenden Wald statt. Und: „Seit diesem Jahr arbeiten wir mit einem neuen Kooperationspartner zusammen, der zum Beispiel erklärt, welche Funktion Käfer im Wald haben, wie sich die Tiere schützen, welche Rolle Greifvögel spielen“, erklärt der 38-jährige Hausleiter. Neben Schulklassen kommen natürlich auch andere Gästegruppen regelmäßig in die Jugendherberge. Gerade an den Wochenenden sind häufig Einzelreisende, aber auch Sportgruppen, Familien, Organisationen und Musikgruppen zu Gast. Es gibt sieben Tagesräume, die gleichzeitig als Speiseräume genutzt werden. Dadurch sind die Gruppen unter sich und haben ausreichend Ruhe zum Proben, Tagen oder für Besprechungen und Lehrgänge.

Besonders stolz ist Herbergsleiter Florian Darius auf die Bio-Zertifizierung der Jugendherberge. Fleisch gibt es nur zum Frühstück und zum Abendessen in Form von Wurstaufschnitt – natürlich wie alles in Bio-Qualität. Mittags gibt es ein vegetarisches Essen. „Dabei sind Grünkern-Bolognese und Hafer-Bratlinge der Renner“, verrät Florian Darius und erklärt: „Vegetarisches Essen hat Vorteile und macht es einfacher, wenn man an Lebensmittelunverträglichkeiten oder religiöse Essensvorschriften denkt. Den Kindern schmeckt’s und sie merken nicht einmal, dass es sich um fleischlose Kost handelt.“ Geliefert werden die Lebensmittel aus Deutschland, zu 95 Prozent sogar aus der Region. Nachhaltigkeit ist dem 38-jährigen Betriebswirt und Bilanzbuchhalter nicht nur im Hinblick auf die Verpflegung wichtig. Auch in anderen Bereichen versucht er gemeinsam mit seinem Team klimaschonend zu wirtschaften.

Trotz des Alters der Jugendherberge hat der 3-fache Familienvater große Zukunftspläne für den Standort Hardter Wald. So möchte er im Programmbereich enger mit der Stadt zusammenarbeiten und in den Ferien Programme für Kinder und Jugendliche anbieten, deren Eltern sich keinen Urlaub leisten können. Schließlich haben sich die Jugendherbergen seit ihrer Gründung dem Gemeinwohl verschrieben und sind daher auch besonders wichtig. „Bei uns ist man sicher und gut aufgehoben, kann ein pädagogisches Programm nutzen. Familien, auch alleinerziehende Mütter und Väter, kommen für eine Woche einfach mal raus und profitieren von gemeinsamen Erlebnissen“, schwärmt der Herbergsleiter von seiner Jugendherberge.

Think green - meet green!

„Wir stellen vermehrt fest, dass bei Gruppen stärker als bisher ein geringer CO2-Fußabdruck buchungsentscheidend ist. Da sind wir als biozertifiziertes Haus konventionellen Anbietern gegenüber klar im Vorteil.“

Tagungs-Jugendherberge Bonn

Die Umweltbildung zu fördern und selbst ökologische Verantwortung zu übernehmen sind Werte, denen sich der DJH-Landesverband Rheinland qua Satzung verschrieben hat. Bei Tagungen, Events oder Seminaren spielen ein nachhaltiges Wirtschaften und ökologische Verantwortung im Tagungsservice zunehmend eine Rolle. Es geht um vegetarische Buffets, regionale Lieferketten, Biozertifizierungen oder das Vermeiden von Müll und Speiseresten – um nur einige Aspekte zu nennen. Nicht erst seit Corona ist eine Veränderung im Tagungssektor deutlicher zu spüren: Veranstaltende und Gäste achten zunehmend auf ihren ökologischen Fußabdruck und legen damit mehr Wert auf umweltfreundliche und nachhaltige Angebote.

Rest(e)los glücklich

Wie bereits kleine Maßnahmen zu großen Veränderungen führen, zeigt die Jugendherberge Köln-Riehl. Dort bleiben inzwischen rund 30 Prozent weniger Lebensmittelreste auf den Tellern, am Buffet und in den Töpfen zurück. Wie das gelingt? Gemeinsam mit den Jugendherbergen Aachen, Bad Münstereifel, Bonn, Lindlar und Waldbröl „Panarbora“ beteiligt sie sich an dem Projekt „MehrWertKonsum“. Ziel ist es, die Verpflegung insgesamt nachhaltiger auszurichten sowie Speisereste und Verpackungsmüll einzusparen. Konkret heißt das: Die Mitarbeitenden messen alle Teller- und Ausgabereste, prüfen Speisepläne auf eine gesunde und klimafreundliche Ausrichtung, optimieren Rezepte, bieten mehr vegetarische Speisen und saisonale Lebensmittel aus der Region an. Zahlreiche Fortbildungen, Workshops und Seminare für die Haus- und Küchenleitungen begleiten das von der EU und dem Land NRW geförderte und in Kooperation mit der NRW-Verbraucherzentrale aufgesetzte Projekt.

Partner of Sustainable Bonn

Die Verpflegung der Tagungs-Jugendherberge Bonn ist schon jetzt in weiten Teilen biozertifiziert. Das Ziel ist es, die 100 Prozent alsbald zu erreichen. Produkte wie Obst, Gemüse, Milch, Joghurt, Tee und Cerealien sind es bereits. Bald werden auch Butter, Öl, Essig und Wurst auf bio umgestellt. Fleisch stammt ausschließlich aus artgerechter Tierhaltung und Produkte wie Kaffee sind ausschließlich „fair-trade“. Bereits seit 2008 ist die Tagungs-Jugendherberge als „Partner of Sustainable Bonn“ ausgezeichnet. Wie alle Projektpartner hat sie dazu ein individuelles Konzept als „Konferenzstandort der Nachhaltigkeit“ entwickelt und legt Wert auf umweltfreundliches und nachhaltiges Handeln bei den Themen Energie, Wasser, Abfall und der Beschaffung von Lebensmitteln.

Umweltbildung

Als Tagungsort mitten im Naturpark Bergisches Land ist die Jugendherberge Waldbröl „Panarbora“ spezialisiert auf naturnahe Bildungsangebote. Top-Thema „auf Panarbora“ ist der Wald, dessen Vegetationszonen Tagungs- und Seminargruppen bei einer Führung auf dem rund 1,5 km langen Baumwipfelpfad unmittelbar durchstreifen. Mit Waldexkursionen und Outdoor-Programmen zu den Themen „Naturschutz“, „Umweltbildung“ und „Nachhaltiges Wirtschaften“ lassen sich Tagungen und Seminare programmatisch um aktuelle Perspektiven zum klimafreundlichen und umweltbezogenen Handeln ergänzen. Seit 2022 produziert die Tagungs-Jugendherberge auch eigenen Bienenhonig. Er steht zum Frühstück auf dem Tisch und ist als Tagungserinnerung ein beliebtes Mitbringsel.