Wir stellen vor: Freilichtmuseen im Rheinland

Blick in die Baugruppe Niederrhein. Foto: LVR-Freilichtmuseum Kommern, Hans-Theo Gerhards

Im Sommer ins Museum? Na klar! Schließlich gibt es im Rheinland tolle Freilichtmuseen, die Spaß machen und uns viel Interessantes über die Vergangenheit der Region lehren. Immer in der Nähe: Eine von 32 Jugendherbergen im Rheinland.

VR-Archäologischer Park Xanten

Der Archäologischen Park Xanten (APX) ist Deutschlands größtes archäologisches Freilichtmuseum und liegt auf dem Gelände der römischen Stadt Colonia Ulpia Traiana. Im Maßstab 1:1 finden Besucher im APX-Rekonstruktionsbauten in Form von Stadtmauer, Hafentempel oder einem kolossalen Amphitheater. Keine bloße Kulisse, sondern begehbare Nachbauten in originaler Bauweise. Hier können sich Besucher*innen in die Lebensweise der Römer hineinversetzen, nacherleben, wie sie gewohnt, gearbeitet und in der Arena festliche Spektakel veranstaltet haben.

Geeignet für: Kinder ab 6 Jahren
Eintritt: Erwachsene 9,00 Euro / Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren frei
Jugendherbergen in der Nähe: Jugendherberge Xanten (2,4 km, ca. 30 Minuten zu Fuß)

Niederrheinisches Freilichtmuseum Dorenburg in Grefrath

Das Niederrheinische Freilichtmuseum Dorenburg nimmt Besucher*innen mit auf eine Reise in die Geschichte des Niederrheins. Hofanlagen mit Fachwerkhäusern und Werkstätten zeigen, wie in der Region früher gelebt, gewohnt und gearbeitet wurde. Das Museum informiert in lebendiger Weise über Architektur, Handwerk, Traditionen sowie Wirtschafts- und Lebensweisen der früheren Niederrheiner. Im dazugehörigen Spielzeugmuseum wird Spielzeug aus drei Jahrhunderten gezeigt.

Geeignet für: Kinder ab 4 Jahren.
Eintritt: Erwachsene 4,50 Euro / Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren frei
Jugendherberge in der Nähe: Jugendherberge Nettetal-Hinsbeck (7 km) mit günstigen Angeboten für Familien

LVR-Freilichtmuseum Lindlar

Noch im 19. Jahrhundert war das Leben im Bergischen Land geprägt von wenig ertragreicher Landwirtschaft und anstrengender Industriearbeit in den zahlreichen Hämmern und Kotten. Besucher*innen des Freilichtmuseums Lindlar werden überrascht sein, was es so alles gab und was den Alltag der Menschen anno 1900 im Bergischen Land bestimmte. Mit zahlreichen Ausstellungen in historischen Gebäuden holt das Museum auf etwa 25 Hektar Fläche die vergangenen 200 Jahre ins Gedächtnis zurück.

Geeignet für: Kinder ab 4 Jahren.
Eintritt: Erwachsene 7,00 Euro / Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren frei
Jugendherberge in der Nähe: Jugendherberge Lindlar (2,8 km, ca. 40 Minuten zu Fuß)

LVR-Freilichtmuseum Kommern in Mechernich

Eines der größten Museen seiner Art in ganz Europa versetzt die Besucher*innen mitten hinein in die Welt unserer Vorfahren. In 75 historischen Gebäuden, darunter Bauernhöfe, Werkstätten, Wind- und Wassermühlen, erleben sie hautnah, wie die Menschen im Rheinland einst gelebt und gearbeitet haben. Das ganze Jahr über können die Besucher einen Einblick in das dörfliche Leben in der ehemaligen preußischen Rheinprovinz gewinnen. Verschiedene Projekte und Aktionstage bieten die Möglichkeit, selbst mitzumachen.

Geeignet für: Kinder ab 4 Jahren.
Eintritt: Erwachsene 9,50 Euro / Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren frei
Jugendherbergen in der Nähe: Jugendherberge Nideggen (17 km) und Gemünd Vogelsang mit günstigen Angeboten für Familien, Jugendherberge Bad Münstereifel (20 km) mit dem Familien-Sparpaket „Eifel historisch“ mit Museumseintritt inklusive und weiteren Angeboten für Familien

UNESCO-Welterbe Zeche Zollverein

Streng genommen ist die Zeche Zollverein natürlich kein Freilichtmuseum. Dank des 100 Hektar großen Geländes bietet die Zeche und Kokerei dennoch viele Möglichkeiten, draußen und „über Tage“ die bewegte Vergangenheit der Anlage nachzuerleben. Zwischen der Kohlenwäsche und dem Doppelbock auf Schacht XII, dem Gründerschacht 1/2/8, der Mischanlage und der Sieberei auf dem Kokereigelände gibt es eine Menge zu entdecken. Das geht entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad, das ihr euch vor Ort an der RevierRad Station auf Schacht XII ausleihen könnt. Ein E-Bus fährt nach dem Hop-on-Hop-off-Prinzip im Halbstundentakt über das Gelände. Bei den Zollverein-Rundfahrten mit Zeitzeugen steigt dabei ein ehemaliger Bergmann zu, um den Besucher*innen seinen früheren Arbeitsort zu zeigen.

Übrigens hat sich die Natur seit der Stilllegung von Zeche und Kokerei viele Flächen zurückerobert. Dort, wo früher Schornsteine rauchten, begegnen Besucher*innen heute Turmfalken, Kreuzotter und vielen weiteren tierischen Bewohnern.

Geeignet für: Kinder ab 4 Jahren.
Eintritt: auf das Gelände frei / Tickets für Bus und Führungen siehe Website
Jugendherberge in der Nähe: Jugendherberge Essen (14 km) mit dem Familien-Aktionspreis 3-für-2

Ein Bahnhof zieht um

Der Bahnhof Walporzheim kurz vor Betriebsaufgabe des Stellwerks, 31.10.2023 (Quelle: Freilichtmuseum Kommern)

Das Freilichtmuseum Kommern wird um eine Attraktion reicher: Ein Fachwerkbahnhof mit Stellwerk von 1912 wird aktuell aus Walporzheim (Ahr) mit Schwertransportern ins Museum nach Kommern verfrachtet. Dort soll der Bahnhof eins zu eins wieder so aufgebaut werden, wie er im Ahrtal stand. Für Besucher*innen wir das Gebäude aber voraussichtlich erst im Sommer 2026 zugänglich sein.

Schon lange war das Freilichtmuseum Kommern auf der Suche nach einem passenden Bahnhof für seine Ausstellung. Fündig wurde es nach Angaben des Direktors Carsten Vorwig schließlich im Ahrtal. Dort hatte die Flut im Juli 2021 mehr als 14 Kilometer Bahnstrecke der Ahrtalbahn zerstört. Seitdem können Anwohner*innen und Gäste zwischen Walporzheim und Ahrbrück nur noch mit dem Ersatzbus fahren. Der Wiederaufbau der Ahrtalbahn ist derzeit in vollem Gang und soll bis Dezember 2025 abgeschlossen sein. Da die Strecke in diesem Zusammenhang auch für einen zuverlässigeren und ökologischen Verkehr elektrifiziert und in hochwasserresilienter Bauweise errichtet wird, soll Walporzheim einen neuen Bahnhof bekommen.

Ein Bahnhof mit Geschichte

Das rund 30 Meter lange historische Gebäude des Bahnhofs Walporzheim vereinigt fast alle Komponenten, die es braucht, um die Abläufe eines Bahnbetriebs an die Museumsgäste zu vermitteln. Ein manuelles Stellwerk, offene Wartehalle und Wartesaal sowie eine bewegte Geschichte. „Beim Abbau haben wir viele spannende Objekte wie alte Fahrscheine unter dem Innenboden entdeckt und sehr viel über funktionelle Anpassungen am Gebäude gelernt“, schwärmt Bauhistoriker Raphael Thörmer.

Seit Dezember 2023 sind Handwerker*innen damit beschäftigt, das Bahnhofsgebäude in Einzelteile zu zerlegen und transportfähig zu machen. Dafür wurden alle Einzelteile nummeriert und katalogisiert. Nach dem Transport ins Freilichtmuseum wird der Bahnhof wieder aufgebaut und Teil einer historischen, typisch-rheinländischen Kleinstadt, direkt gegenüber der Dorfkneipe. Da der Aufbau und die Restaurierung Zeit in Anspruch nehmen, müssen sich Besucher*innen des Freilichtmuseums noch bis zum Sommer 2026 gedulden, bis sie den Bahnhof anschauen und besichtigen können.

Eintritt inklusive beim Sparpaket „Eifel historsich“

Ein Besuch lohnt sich aber schon vorher. Dort können ihr eine faszinierende Reise durch die Zeit unternehmen und das ländliche Leben vergangener Jahrhunderte hautnah erleben. Auf dem weitläufigen Gelände gibt es zahlreiche originalgetreu rekonstruierte Gebäude, darunter Bauernhöfe, Mühlen und Werkstätten. Verschiedene Ausstellungen bieten Einblicke in traditionelle Handwerkstechniken, Landwirtschaft und regionale Bräuche. Zudem finden regelmäßig Veranstaltungen und Feste statt, bei denen alten Brauchtum lebendig wird. Familien, die eine weitere Anreise haben, finden in der Jugendherberge Bad Münstereifel nicht nur eine gemütliche und familienfreundliche Unterkunft, im Sparpaket „Eifel historisch“ ist der Eintritt ins Freilichtmuseum bereits inklusive.

Geheimtipp im Oktober: Das Freilichtmuseum Kommern

Unser Geheimtipp im Oktober kommt aus der Eifel: Im Freilichtmuseum Kommern könnt ihr mit der ganzen Familie auf eine Zeitreise in die Vergangenheit gehen. Es erwarten euch 79 historische Gebäude, wie sie einmal tatsächlich in ihren Dörfern standen, ausgestattet mit Möbeln und Haushaltsgegenständen. Gerade für Kinder bieten die Häuser eine tolle Gelegenheit, sich vorzustellen, wie die Menschen früher in verschiedenen Regionen des Rheinlands gelebt haben.

Mehr als „nur“ Häuser
Zum Leben vor rund 500 Jahren gehörten selbstverständlich auch Tiere. Überall im Museum laufen den Besucher*innen Pferde, Hühner, Esel, Ziegen oder Schafe über den Weg. In Zusammenarbeit mit der Universität Gießen ist es dem Freilichtmuseum Kommern sogar gelungen, das in den 1970er Jahren ausgestorbene Deutsche Weideschwein, auch Hannoverisch-Braunschweigisches Landschwein genannt, rückzuzüchten.

Gespielte Geschichte erleben
Besonders anschaulich wird die Vergangenheit im Freilichtmuseum Kommern durch verschiedene Charaktere, die ihr im Museum antreffen könnt. Da gibt es u.a. die Bäuerin Anna Ippendorf, die feine Dame Sybilla Schmitz, die Ordensschwester Clara Fey und den Kriegsheimkehrer Peter Lenz. Sie alle erklären mit viel schauspielerischem Talent ihr traditionelles Leben, ihre Arbeit und den geschichtlichen Hintergrund.

Veranstaltungshighlights
Das ganze Jahr über finden im Freilichtmuseum Kommern verschiedene Veranstaltungen statt. Ein Highlight ist der „Jahrmarkt anno dazumal“: Jedes Jahr im April lädt das Museum zu einem Streifzug durch die Geschichte des Volksvergnügen ein. Die Reise beginnt in der Kaiserzeit nach 1871 und endet in der Zeit des Wirtschaftswunder Ende der 50er Jahre. Anfang Dezember erhaltet ihr beim „Advent für alle Sinn“ einen Einblick, wie sich bäuerliche Familien früher auf das Weihnachtsfest vorbereitet haben. Es gibt einen kleinen Adventsmarkt, vorweihnachtliche Aktionen, Handwerk und leckeres wie Bratäpfel, gebrannte Mandeln und Eierpunsch.

Übernachtungsmöglichkeiten und Angebote
Das Freilichtmuseum Kommern liegt in der Nähe der Jugendherbergen Bad Münstereifel, Nideggen und Gemünd Vogelsang. Der Besuch lässt sich daher ideal mit einem Wochenend-Trip in die Eifel verbinden. Beim Familien-Sparpaket „Eifel historisch“ der Jugendherberge Bad Münstereifel ist neben zwei Übernachtungen (Fr.-So.) im Familienzimmer, Vollpension und Bettwäsche der Eintritt ins Museum bereits inklusive.

Foto: LVR-Freilichtmuseum Kommern