Mit Perspektive - TagungsTreffpunkt Bonn

Seit Februar 2023 ist Anika Dubbelfeld neue Leiterin der Jugendherberge Bonn. Im Interview spricht sie über ihre Pläne im Bereich Tagungen, neue Raumkonzepte und Möglichkeiten, Gemeinschaftserlebnisse zu fördern.

Frau Dubbelfeld, seit Februar 2023 sind Sie neue Leiterin der Tagungs-Jugendherberge Bonn. Sie kennen das Haus seit Langem, denn Sie haben dort vor Jahren Ihre Ausbildung absolviert. Was schätzen Tagungs- oder Seminargruppen besonders am Treffpunkt CITY in Bonn?

Anika Dubbelfeld: Vor unserer Haustür beginnt das Naturschutzgebiet Kottenforst, so dass man bei uns, obwohl citynah, mitten im Grünen abgeschieden und konzentriert arbeiten kann. Tagungsgäste nutzen gerne den Wald morgens für eine Joggingrunde oder die Mittagspause für einen Spaziergang. Zugleich sind wir sehr gut an die Öffentlichen Verkehrsmittel angebunden, so dass eine umweltfreundliche Anreise und ein abendlicher Ausflug in die City problemlos möglich sind. Das kommt uns zugute, denn bei Tagungen und Seminaren achten Veranstalter*innen heute mehr als früher auf den CO2-Fußabdruck. Mit der Kombination aus naturnaher Lage im urbanen Umfeld, konzentrierter Arbeitsatmosphäre und einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis treffen wir schon heute den Nerv vieler Tagungs- und Seminargruppen.

Die Jugendherberge Bonn legt Wert auf umweltfreundliches Handeln. Wie setzen Sie das Thema im Tagungsbereich um bzw. welche Anforderungen haben Ihre Gäste?

Anika Dubbelfeld: Als biozertifiziertes Haus freut es uns, dass nachhaltige Tagungs- und Verpflegungskonzepte stark nachgefragt werden, denn wir unterstützen als „Partner of Sustainable Bonn“ schon lange die Initiative, Bonn als Konferenzstandort der Nachhaltigkeit zu etablieren. In der Küche arbeiten wir weitgehend mit biozertifizierten Lebensmitteln und verwenden regionale Produkte, wo immer es möglich ist. Tagungsgebäck gibt’s lose und verpackte Portionsware sucht man bei uns vergebens. In Obstkörben liegt Bio-Ware, Tagungsgetränke wie Kaffee und Tee sind zu 100 Prozent und das Essen aktuell zu 70 Prozent Bio. Wir haben sogar Tagungsgäste, die weder Flugobst oder -gemüse essen noch extrem zuckerhaltige Soft-Drinks trinken möchten. Diesen Wünschen kommen wir natürlich nach, beziehen überwiegend regionale Produkte und bewerben unser Bio-Angebot, um gegenüber konventionellen Anbietern klar im Vorteil zu sein.

Die Tagungsbranche verändert sich. Wo sind Ihrer Meinung nach neue Strategien und Investments nötig?

Anika Dubbelfeld: Wir haben zum Beispiel das Sonderbudget, das alle Jugendherbergen 2023 erhalten haben, in hochwertige Tagungstechnik investiert. Künftig werden wir weiter in Einzel- und Doppelzimmer investieren, um die zunehmende Nachfrage danach zu bedienen. Langfristig möchten wir auch sogenannte Kombizimmer anbieten, die sich nach Gruppenbedarf flexibel belegen lassen.
Ich habe zudem die Idee, einige Tagungsräume individueller zu gestalten, um mit neuen Raumkonzepten einen anderen Austausch zu ermöglichen oder neue Formen der Begegnung anzubieten. Unser Haus ist jetzt schon prima geeignet für Veranstaltungsformate wie Bar Camps, World Cafés oder Geh-Spräche in der Natur. Das möchte ich gerne weiter vorantreiben und bin überzeugt, dass wir dadurch unser Profil schärfen und neue Gästegruppen ansprechen können. Denn: Veranstaltungsorte müssen heute einen klaren emotionalen Mehrwert bieten. Dieser Mehrwert begründet sich meiner Erfahrung nach im Erlebnisfaktor eines authentischen Ortes, an dem Menschen gerne zusammenkommen, um gemeinsam aktiv oder kreativ zu sein. Unsere nachhaltige City-Location am Waldrand erfüllt dafür jetzt schon viele Voraussetzungen.

Der Trend zu mehr Nachhaltigkeit gilt nicht nur für den Tagungsbereich. Haben Sie auch für andere Gästegruppen konkrete Zukunftsideen?

Anika Dubbelfeld: Der nachhaltige Weg, den wir schon vor Jahren eingeschlagen haben, kommt natürlich grundsätzlich allen unseren Gästegruppen zugute. Für die Schulen wollen wir ihn bezüglich der Klassenfahrten weiter ausbauen. In Planung ist deshalb, dass wir nach Mönchengladbach die zweite Jugendherberge im Rheinland werden, die das Zertifikat der Umwelt | Jugendherberge erlangt. Dieses DJH-weite Qualitätssiegel steht für Werte, mit denen sich unser gesamtes Team sehr gut identifizieren kann und die super zu einem nachhaltig arbeitenden Haus wie dem unseren passen. Unsere Jugendherberge ist zwar ein Stadthaus, doch sie liegt auch unmittelbar an einem Naturschutzgebiet. Das ist ein Mix, den auch Lehrer*innen für ihre Klassenfahrten schätzen.

Gut für den Kopf und das Klima

Gesunde, vollwertige Mahlzeiten sind nicht nur wichitg für unseren Körper, sondern erhöhen auch unsere Konzentrationsfähigkeit. Gerade bei Tagungen und Seminaren, bei denen die Teilnehmenden über mehrere Stunden fokussiert bleiben müssen, kann das Catering einen wichtigen Beitrag zum Erfolg der Veranstaltung leisten. In der Jugendherberge Düsseldorf legt Küchenchefin Susann Losseff Wert auf gesunde und ausgewogene Küche mit mehrheitlich fleischlosen Alternativen. Das ist auch für die Umwelt gut und entspricht dem Wunsch vieler Tagungsgruppen nach einem nachhaltigen Tagungscatering.

"Nachhaltige Verpflegung ist für Tagungsveranstaltende mehr als nur ein Trend. In der Branche wird die ökologische Verantwortung sehr ernst genommen und es werden zunehmend kreative Konzepte für eine gesunde und ressourcensparende Tagungsverpflegung nachgefragt. Dazu gehört auch und vor allem das vegane und vegetarische Tagungscatering. Über die verstärkte Nachfrage freue ich mich natürlich. Weil die fleischlose Gemeinschaftsverpflegung nicht nur umweltfreundlich ist, sondern auch die Teilnehmenden ermutigt, neue kulinarische Erfahrungen zu sammeln und ihre Gesundheit zu fördern."

Susann Losseff (Küchenleitung in der Jugendherberge Düsseldorf)

Oliver Mirring, Geschäftsführer der Jugendherbegen im Rheinland, unterstützt das Engagement von Susann Losseff. Er möchte den Landesverband in den nächsten Jahren in die Klimaneutralität führen und weiß: "Klimaschutz fängt beim Essen an." Daher arbeitet der Landesverband aktuell an einem Kochbuch, im dem Susann Losseff ihre beliebtesten vegetarischen und veganen Rezepte vorstellt. "Die von Susann Losseff entworfenen Gerichte machen es ganz einfach, hin und wieder auf Fleisch und andere tierische Produkte zu verzichten, sich gesund zu ernähren und damit auf den CO2-Fußabdruck zu achten", so Oliver Mirring.

Neugierig?

Wir haben eine kleine Kostprobe der Rezepte zusammengestellt. Probier sie doch mal aus!